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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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Gleich fällt dein Schützling auf die Nase! Was für ein Benehmen! Der Königin würde es gewiss missfallen.«
    Margarethe von Waldeck tat so, als habe sie die Bemerkung nicht gehört, und ließ sich auf einem Stein am Gartenteich nieder. Wie sie diese Sticheleien hasste, vor allem wenn sie sich gegen Margot richteten, die zu jung war, um sich wehren zu können. Am liebsten hätte die Rothaarige den dreien gesagt, was davon zu halten war, das Mütchen an Schwächeren zu kühlen, aber sie wusste, dass es nichts helfen würde. Die drei waren unverbesserliche Schandmäuler. Am besten war, sie mit Nichtachtung zu strafen. Also presste Margarethe die Lippen fest aufeinander und versuchte, an etwas anderes zu denken.
    Ihr Blick folgte Margot durch den Garten. »Wenn es doch nur schon Sommer wäre!«, seufzte sie gedankenverloren.
    Sobald der Duft der Rosen den Garten erfüllte, gab Königin Sophie ihr legendäres Sommerfest, zu dem selbstverständlich auch die jungen Herren aus dem Palast des Königs geladen waren. Dann glich der Stadtpalast einem Garten Eden mit heimeligen Plätzen, in denen es sich vertraulich plaudern ließ, während Wildrosen und Lavendel die Sinne betörten und bunte Falter zur Musik tanzten.
    Die Rothaarige musste daran denken, wie sie sich mit Albrecht und Jan beim letzten Sommerfest heimlich aus dem Staub gemacht hatte und sie zum Schloss auf dem Hradschin, das vom König verschmäht wurde, hinaufgestiegen waren, um den Lauf der Sterne zu beobachten. Fast die ganze Nacht hatten sie auf dem Burgfried gehockt, geredet und Zukunftspläne geschmiedet. Albrecht hatte sich ausgemalt, wie er als Kronprinz des Herzogs von Bayern-München nach seiner anstehenden Schwertleite von Turnier zu Turnier ziehen würde und jeden Gegner in den Staub zwang, während ihm Margarethe von der Tribüne aus zujubelte. Jans größter Wunsch war es, irgendwann ein eigenes Lehen zu besitzen, am besten im Bayrischen und nicht allzu weit weg von Albrechts Residenz. Seitdem war kaum mehr als ein Winter vergangen. Die beiden Jungen waren inzwischen Ritter geworden, doch der Erfüllung ihrer Träume keinen Schritt näher.
    Margarethe blickte versonnen auf die Wasseroberfläche. Sie berührte ihr Spiegelbild mit den Fingerspitzen, woraufhin es augenblicklich verzerrte. Spielerisch schöpfte die Hofdame ein wenig Wasser mit der hohlen Hand und ließ es zurück in den Teich tropfen.
    »Margarethe, guck mal, wie weit ich springen kann!« Margots Stimme riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie aufblicken. Einem frisch aus dem Stall gelassenen Zicklein gleich hüpfte die Kleine über eine breite Pfütze, während sie lachend mit den Fingern die Tropfen aus den triefenden Ästen der Johannisbeersträucher streifte. Dass sie dabei selbst nass wurde, bemerkte sie gar nicht. Dann aber hielt das Mädchen unvermutet inne, beugte sich über die kahlen Büsche und bog die Zweige auseinander. Mit geröteten Wangen und verzücktem Gesichtsausdruck rief es der Freundin zu: »Uih, schau nur, was hier ist!«
    »Was gibt es denn?«, fragte Margarethe interessiert und warf einen letzten kritischen Blick auf ihr Spiegelbild. Ungnädig stopfte sie eine eigenwillige Haarsträhne unter ihren Schleier. Doch nun quoll die widerspenstige Haarpracht auf der anderen Seite hervor. Margarethe seufzte: rote Haare und dann auch noch diese grünen Katzenaugen. Als sie klein war, hatte sie sich einmal heimlich die Flechten abgeschnitten in der Hoffnung, das nachwachsende Haar möge eine andere Farbe annehmen. Natürlich hatte es nichts geholfen. Neidvoll blickte sie zu ihrem Schützling hinüber, der mit unglaublich wichtigem Gesichtsausdruck vor einem Johannisbeerbusch stand und wild gestikulierte. Margot von Bischishausen war noch ein halbes Kind, aber man musste schon blind sein, um ihre aufblühende Schönheit nicht zu bemerken. Bei ihr passte alles zusammen: die kleine Stupsnase, Augen so braun wie die Tiefen der Moldau, ebenholzfarbenes, glattes Haar und eine makellos seidige Haut. So sollte ein Edelfräulein aussehen.
    »Komm endlich«, drängte die Kleine und deutete mit dem Finger unter die Sträucher.
    Margarethe stand auf und ging zu ihrem Schützling hinüber, wobei sie dem Impuls nicht widerstehen konnte, zu den drei anderen Mädchen zu schauen. Diese zupften so offensichtlich und grinsend an ihren Gewändern herum, dass eigentlich kein Zweifel daran bestehen konnte, dass sie sich einmal mehr über Margarethes Garderobe ausgelassen hatten. Kein
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