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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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mehr lange warten müssen, bis ihr Wunsch in Erfüllung ging. Sie glaubte bereits, den Wind in den Haaren zu spüren, den Frühling in den Bäumen zu riechen und Albrechts jungenhaftes Jauchzen zu hören, wenn ihre Pferde Seite an Seite die Moldauauen entlangsprengten.
    »Margarethe, du träumst ja«, stellte Margot fest.
    Die Ältere lächelte ertappt und kitzelte das dunkelhaarige Mädchen unter dem Kinn. »Kann schon sein, du Naseweis«, gab sie zu. »Was hattest du gerade gefragt?«
    »Ob ich dir welche pflücken soll?«, wiederholte das Kind. »Die Blüten würden wunderbar zur Farbe deines Schapels passen.«
    Margarethe blickte kurz über ihre Schulter. Der Gärtnermeister hatte sich ihnen unauffällig genähert, und seine pechschwarzen Augen funkelten, als schien er Margots Absicht zu ahnen. Jedenfalls baute er sich in ihrer Nähe auf wie eine Glucke, die ihre Küken bedroht sieht. Da er das Wohlwollen der Königin genoss, wollte Margarethe seinen Zorn besser nicht riskieren. Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Schneeglöckchen taugen nicht als Haarschmuck. Sie welken rasch, wenn man sie pflückt. Lass sie stehen. Freuen wir uns einfach, dass sie uns wärmere Tage versprechen.«
    Margot machte ein enttäuschtes Gesicht. »Schade, ich dachte, ich könnte ein paar von ihnen als Tischschmuck verwenden.«
    »Ist das heute deine Aufgabe?«, fragte Margarethe. »Kümmerst du dich um die Tischdekoration fürs Nachtmahl?«
    Margot nickte und sah verzweifelt aus. Vermutlich mangelte es ihr an Ideen.
    »Hm, lass mich nachdenken. Wir haben doch einen Küchenjungen, der es schafft, Eiklar so lange zu schlagen, bis es fest wie Schnee ist und sich formen lässt. Vielleicht könnte er Schneeglöckchen aus solchem Eischnee backen. Mit Honig gesüßt ergäbe sich ein Tischschmuck, der sich sogar aufessen lässt.«
    Margot klatschte vor Begeisterung in die Hände und rief: »Die Königin wird erfreut sein! Ach Margarethe, wenn ich dich nicht hätte. Aber eigentlich ist es ja dein Vorschlag. Ich werd’s ihr sagen müssen.«
    »Auf den ich aber nie gekommen wäre, wenn du mir nicht die Blumen gezeigt hättest. Insofern stammt er von uns beiden.«
    Margot strahlte. Dann schaute sie sich verstohlen nach Katerina und ihren Freundinnen um. Als die drei kurz nicht hersahen, fasste sie Margarethe an der Hand und zog sie zu einer Stelle hinter einer Mauer, wo die anderen Mädchen sie nicht sehen konnten. Geheimnisvoll kramte Margot in ihrem Rock und holte schließlich ein Beutelchen hervor, verbarg es aber sofort wieder zwischen ihren kleinen Händen.
    »Ich habe ein Geschenk für dich.« Die Augen des Mädchens strahlten. »Schon zum Christfest bat ich meinen Vater darum, aber dann brach der Winter so früh herein, und die Handelswege nach Florenz wurden unpassierbar. Jetzt bekommst du es eben zu deinem Geburtstag.«
    Sehr langsam öffnete Margot die Hände. Das kleine Döschen war unscheinbar und kaum größer als das letzte Glied eines Daumens.
    »Wie hübsch«, bedankte sich Margarethe gerührt. Von ihren Eltern hatte sie nicht mehr als Grüße bekommen, und die stammten vermutlich auch nur von ihrer Mutter.
    Margot überreichte ihr andächtig das filigrane Behältnis. »Mach auf!«, gluckste die Kleine dann und scharrte wie ein Fohlen.
    Margarethe tat ihr den Gefallen und öffnete den winzigen Verschluss. Der Deckel sprang auf und gab den Blick auf ein karminrotes Pulver frei. Margarethe hielt den Atem an, denn wenn es das war, was sie vermutete, hielt sie ein kleines Vermögen in den Händen.
    »Das … das kann ich nicht annehmen, Margot«, hauchte sie. »Du kannst mir doch kein so wertvolles Geschenk machen«, fügte sie mit leise tadelndem Unterton hinzu. »Was würde dein Vater dazu sagen?« Margots Familie zählte zu den reichsten und einflussreichsten Württembergs, aber ein solches Geschenk würde er gewiss nicht gutheißen, da war sich Margarethe sicher.
    »Er weiß Bescheid, und er möchte dir eine Freude machen, weil du immer für mich da bist, so wie eine echte Freundin. Du freust dich doch, Margarethe, oder? Schließlich hast du dich im Winter andauernd darüber beklagt, dass deine Wangen zu blass sind und sie nicht einmal ein großer Schluck Wein zum Leuchten bringen kann.«
    Während sie sprach, tauchte Margot ihren Zeigefinger in das Döschen und tupfte ein wenig Farbe auf Margarethes Wange. Dann verrieb sie das rote Pulver andächtig. Dasselbe wiederholte sie auf der anderen Gesichtshälfte.
    »Wie schön du
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