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Die Fährte des Nostradamus

Die Fährte des Nostradamus

Titel: Die Fährte des Nostradamus
Autoren: Mathias Rückert
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Aufgabe zu dienen. Doch ich möchte, dass Ihr euch frei entscheidet. Darum frage ich noch einmal. Seid ihr bereit, mich auf meinem Weg zu begleiten?“
    „Es ist uns eine große Ehre und gleichzeitig die Erfüllung unseres größten Wunsches, wenn wir euch dienen dürfen, Herrin.“
    Kirsten nickte und stellte missmutig fest, das sie sich den Schwestern gegenüber so verhielt, wie sie es nie tun wollte. Dann wandte sie sich Steve zu.
    „Und wie steht es mit dir, Steve.“ Plötzlich hatte sie wieder diese sanfte Stimme, deren Klang Stahl schmelzen ließ, dachte er verwundert.
    „Ich bin an deiner Seite und werde sie verlassen, Kirsten.“
    Ihre Augen trafen sich, und sie wussten in diesem Augenblick, dass das unsichtbare Band zwischen ihnen nie zerreißen konnte.
    Wieder nickte Kirsten zufrieden, wandte sich dem zu im Rollstuhl sitzenden Sheldon und nahm seine Hände.
    „Bald wird alles wieder gut sein, Ed. Das verspreche ich dir. Hab nur noch ein wenig Geduld.“ Ohne dass sie es sich erklären konnte, spürte sie in sich die Gewissheit, dass es ihrem Freund bald besser gehen würde.
    Es war soweit. In würdevoller Haltung trat sie an den See heran und sank auf die Knie. Erfahren, als hätte sie dieses Ritual schon tausende Male zuvor vollzogen, berührte sie mit beiden Handflächen das Wasser und trat einen Schritt zurück.
    Augenblicklich bildeten sich silbrig schillernde Schlieren auf dem grünlichen Wasser, und breiteten sich in rasender Geschwindigkeit über den gesamten See aus.
    Kirsten schien dieses Phänomen nicht zu überraschen und klatschte wie selbstverständlich in kurzen Abständen dreimal in die klammen Hände.
    Für einen Moment hielt sie inne um sich zu sammeln, dann hob sie die Arme weit in die Luft und rief feierlich:
    „Avalee, Avalee dr tammas.“
     
    Steve liefen vor Spannung Schauer über den Rücken, und ein kurzer Blick zu den Schwestern sagte ihm, dass es ihnen nicht anders ging.
    „Komm, Steve. Kommt, meine Faleen. Es ist soweit. Avalon hat lange genug auf unsere Rückkehr gewartet. Es gibt viel zu tun und von diesem Moment an wird der Lebensweg eines jeden von uns einen anderen Verlauf nehmen. Einen Verlauf von dem niemand weiß, wohin er geht.“
    Steve hörte zwar ihre Worte, doch er musste die ganze Zeit über ihre Schulter schauten, so eindrucksvoll war das, was sich dort ereignete.
    Die Luft begann plötzlich zu flimmern, und dort, wo Kirsten gerade noch das Wasser berührte, machte eine stattliche, reich verzierte Barke am Ufer fest, in der ein altertümlich gekleideter Fährmann stand. Erhobenen Hauptes schaute er mit seinen strahlend blauen Augen auf Kirsten und schien verunsichert.
    Noch eindruckvoller war die Kulisse, die sich hinter dem Fährmann zeigte. Dort, wo sich eben noch Schloss Comper befand, war nun ein opalfarbenes Meer zu sehen, auf dessen ruhigen Wasser eine gewaltige Nebelbank lag. Eine eigentümliche Stille ging von diesem Meer aus und erweckte in Steve ein Gefühl des Heimkommens.
    Kirsten wandte sich dem Mann zu und als seine Augen auf den blauen Halbmond trafen, machte er eine tiefe Verbeugung.
    „Ich grüße Euch, Herrin und bin erfreut, Euch wohlbehalten wieder zu sehen“, flüsterte er demütig. „Auch dem Meister gilt mein Gruß“, sagte er mit seiner melodischen Stimme und verbeugte sich vor Steve.
    „Faleen...“
    „Sei ebenfalls gegrüßt, Mengas. Bitte hilf uns, unseren verletzten Freund in die Barke zu tragen, und bringe uns zur Insel.“
    Wie gewünscht kletterte Mengas aus der Barke, und half Steve, Sheldon in das Boot zu tragen.
    „Herrin. Ich glaube nicht, dass wir den Rollstuhl mitnehmen können“, meinte Gabriele, als alle bis auf sie Platz genommen hatten. „Es ist kein Platz mehr da.“
    „Sorge dich nicht, Falee. Wir wollen diesen Umstand als gutes Omen werten und hoffen, dass wir den Rollstuhl bei unserer Rückkehr nicht mehr benötigen werden.“
    Ohne ein Wort zu sagen, nahm Mengas die Ruderstange und stieß die Barke kraftvoll vom Ufer ab.
    Mit ruhiger Kraft trieb er das Boot auf den See hinaus und steuerte direkt auf die Nebelbank zu, die plötzlich von innen her zu leuchten begann. Steve schaute kurz zurück. Das Ufer, auf dem eben noch Sheldons Rollstuhl stand hatte sich verändert, und war einer üppigen, sommerlichen Schilflandschaft gewichen. Jetzt erst bemerkte er, dass ihm in seiner Steppjacke zu warm wurde und als er sich wieder der Fahrtrichtung zuwandte sah er, dass die Schwestern sich gerade anschickten ihre
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