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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle
Autoren: Sascha Adamek
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sie aber macht, könnte im Stammland dieser Bank als skandalös wirken, so traurig das ist.«
    Nach acht intensiven Recherchetagen verfasst Hoban seinen Bericht an den Vorstand der Bank. Er schreibt, dass Gerard Beauville europaweit bekannt sei und in zahlreichen Interviews auch zu kontroversen Themen der Finanzmarktkrise Stellung genommen habe. Er stellt auch klar, dass Beauville allerorten einen guten Ruf genieße und keine Risiken aus seiner Vergangenheit drohten. Allerdings dokumentiert Hoban sehr ausführlich die Netzpräsenz der Familie und folgert in seinem Abschlußbericht über Gerard Beauville (GB) 17 :
    »Bei GB ist als Sicherheitsrisiko anzusehen, dass seine Privatadresse überall leicht zugänglich ist. Ferner ist bedenklich, dass die familiären Blogs seine Familie und deren Aktivitäten detailliert darstellen. Im ersten Fall empfehlen wir die Verwendung einer Postfachadresse. Im zweiten ist anzuraten, dass der Zugang zu den Blogs, YouTube-Filmen und Fotos im Internet nur registrierten Nutzern vorbehalten wird.«

    Insbesondere erwähnt Hoban die Aktivitäten von Dominique Beauville (DB) und ihre Schnurrbartfotos. Er weist den Vorstand der Bank aber darauf hin, dass hier nicht mehr viel zu retten ist:
    »Da die Aktivitäten von DB bereits im Internet sind, gibt es nur beschränkte Möglichkeiten, hierauf zu wirken. Jedoch soll die Familie auf potenzielle Auswirkungen sensibilisiert, und eine Handlungsweise für die Zukunft abgestimmt werden.«
    Gerard Beauville wird vermutlich ziemlich erschrocken gewesen sein, als ihm der Bankvorstand den 25-seitigen Bericht vorlegte. Er wird über die vielen Fotos, Videos und Blogs gestaunt haben, und vermutlich ist ihm zum ersten Mal in seinem Leben klar geworden, dass sein schönes reales Leben und das seiner Familie noch einmal existiert, als virtuelles Dossier. Und dieses Dossier zeichnet das Porträt einer Familie, auf die jeder nur stolz sein kann: bunt, engagiert, kinderfreundlich und intellektuell. Mit Sicherheit musste sich Gerard Beauville von dem Bankvorstand aber sagen lassen, dass sich so etwas mit der Diskretion des Hauses nicht vertrage. Die gute Nachricht lautet: Beauville bekam den Job trotzdem. Aber noch bevor er seine Akten ins Büro schaffen konnte, dürfte er einige Sonderschichten mit seiner Familie eingelegt haben, um deren Netzpräsenz abzuschirmen und Daten im Zweifelsfall löschen zu lassen.
    Pikante Fotos von Mark Zuckerberg
    Wer erfolgreich ist, steht besonders unter Beobachtung, das ist ein normaler Reflex und das Lebenselixier der Boulevardmedien. Wir sind neugierig auf alle Details aus dem Leben einer solchen Person, sei es aus Neid oder aus dem Ur-Instinkt heraus, uns die Strategien von Erfolgsmenschen anzueignen.
    Mark Zuckerberg hat einfach zu viele großartige Attribute, um nicht beobachtet zu werden: Gründer und Mit-Erfinder von Facebook, Vorstandschef und jüngster Milliardär der Welt. Wenn ein solcher Mensch Fehler macht, steigert das die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit immer noch um ein paar Grad. Und Ende 2009 machte Zuckerberg einen Fehler. Facebook änderte plötzlich die Privatsphäre-Bedingungen. Die standardmäßigen Profil-Informationen inklusive Foto und Namen wurden für das gesamte Internet freigeschaltet. Zwar ermöglichte es Facebook den Nutzern nun, selbst zu wählen, welche privaten Daten für »Freunde«, »Freunde von Freunden« oder alle im Netz sichtbar sein sollten. Aber wer sich um die Einstellung nicht kümmerte, konnte eine böse Überraschung erleben. Denn die automatische Privatsphäre-Einstellung bedeutete, dass Fotos für alle sichtbar waren. 18
    Prompt protestierten Nutzer weltweit gegen die radikale Öffnung des Freunde-Netzwerks. Zuckerberg reagierte sehr persönlich auf den Protest, indem er eine Menge eigener Fotos freigab, allerdings nur für »Freunde von Freunden«. Vermutlich wollte er demonstrieren, wie sicher dieses System ist. Das wiederum animierte die Macher des frechen
Blogs Valleywag, die Zuckerberg- Fotos für alle herauszufischen und zu veröffentlichen. 19 Wir sehen »Zuck« mit seiner Freundin Priscilla Chan im Arm in einem Jachthafen. Wir sehen ihn im Facebook-Großraumbüro bei einem albernen Licht-Schwertkampf mit Priscilla, wir sehen ihn debil grinsend in Pyjamahose, wie er sich auf einem geschmacklosen Sofa lümmelt, einen Teddybär im Arm und eine Flasche Bier auf dem Tisch. Ein anderes Foto zeigt ihn mit zwei Frauen und einem Kerl offenkundig betrunken an einem Tisch, auf
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