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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen
Autoren: Tina Sabalat
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Sehnsucht und ein wenig Eifersucht zu leben, damit ich glücklich sein kann - und das ist mehr, als ich von ihm erhoffen darf. Ich verspüre kein anderes Verlangen nach ihm als das nach seiner freundschaftlichen Gesellschaft und so können wir hoffentlich lange mit seiner Liebe zu mir leben, bis sie erlischt und das hinterlässt, was ich mir von Davide gewünscht habe: aufrichtige und tiefe Freundschaft.

    Auch die vorerst letzte Eintragung über Josephs Beerdigung sowie die Stunden davor und danach habe ich gerade erst, rund vier Wochen später gemacht. Daher erlaube ich mir jetzt, ein paar Fakten kurz nachzutragen, die gesagt werden müssen, die ich aber an dieser Stelle nicht wirklich ausführlich schildern möchte und kann - zum einen, weil ich diese ganze Drake-Geschichte endlich abgeschlossen wissen will, zum anderen, weil ich in einer Stunde im Krankenhaus in Bozen sein muss, wo ich seit etwas mehr als drei Wochen auf der Kinderstation von montags bis freitags für drei Stunden am Tag beim Betreuungsteam arbeite. Die ehrenamtlichen Damen dort hatten mich bei unserer Vorstellung durch Ciaran zwar etwas seltsam angeschaut, da ich vom Alter her höchstens die Hälfte ihrer Jahre zählte - weil ich aber für eine monatliche Spende garantiere, fit genug für ein paar aktivere Spiele mit den Kindern bin und außerdem meist einen attraktiven männlichen Begleiter oder den von den Damen sehr verehrten, gutaussehenden 'Dottore' mitbringe, bin ich ihnen mehr als willkommen.
    Erstaunlicherweise mögen mich die Kinder, auch wenn ich mich in ihrer Gegenwart oft unsicher und befangen fühle: Es sind eben Kinder, kranke noch zu - mit ihnen spielt man in etwa so natürlich wie mit der Porzellanpuppen-Sammlung einer überempfindlichen, ältlichen Tante. Ich hoffe, dass das besser wird, dass ich den Umgang mit den Kindern irgendwann wie selbstverständlich beherrschen werde - als ich Ciaran gestern von meiner Befangenheit erzählte, hatte er nur gelacht und bemerkt, dass das doch gut wäre: Wenn ich mir Gedanken darüber machen würde, was ich sagte, wie ich es sagte, was ich tat und wie ich es tat, dann wäre mein kleines Schwindel- und Übelkeitsproblem ja nebensächlich geworden.
    Das war es indes wirklich: Nach zwei sehr anstrengenden Tagen am Anfang, an denen mein blasses Gesicht die ehrenamtlichen Damen ein wenig verstört und hinter perfekt manikürten Händen hatte tuscheln lassen, absorbierte ich den Energiesog der Kinder mittlerweile so problemlos, dass ich mich nicht mehr übergeben musste und zudem bald selbst nur noch leicht kribbelte, wenn ich das Krankenhaus verließ. Richtig gut war es seit etwa zehn Tagen: Ich konnte nun nach meinem Einsatz selber nach Hause fahren, als wäre nichts gewesen - was Ciaran ebenso freute wie mich, konnte er doch so auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, wenn er mich begleitete, denn scheinbar zog er selbst meinen Fahrstil dem Selbstfahren vor.

    Ich schweife ab - hier also die Fakten über die vergangenen Wochen: Gerards Strafe für seinen Verrat besteht in einhundert Jahren Verbannung, und Andreas sagte, dies sei die höchste Strafe, mit der jemals ein Mitglied des Ordens belegt worden sei. Das stimmt natürlich nur vor dem Hintergrund, dass Drake nicht mehr als Mitglied des Ordens gilt, wollte ich einwenden - aber das wäre Haarspalterei gewesen und hätte nur zu einem demonstrativ-genervten Augenrollen bei Magnus und einem nachsichtigen, wenn auch unzweifelhaft entzückendem Lächeln bei Jackson geführt. Was genau denn eigentlich 'Verbannung' heiße, hatte ich stattdessen gefragt, die Antwort war ebenso einfach wie naheliegend gewesen: Der Verbannte darf sich in der angesetzten Zeitspanne in keinem der Häuser oder Wohnungen des Ordens aufhalten und mit keinem der Brüder und Schwestern Kontakt aufnehmen. Er hat ein stilles, unauffälliges Leben zu führen, er hat sich wöchentlich beim jeweiligen Ordensmeister zu melden sowie Rechenschaft über seinen Aufenthaltsort und sein Tun abzulegen.
    Was bisher denn die längste Verbannungsstrafe gewesen sei, hatte meine nächste Frage gelautet, und als Magnus daraufhin den Kopf einzog, wusste ich, dass ich unvermutet in ein besonders glitschiges Fettnäpfchen getreten war. Zwanzig Jahre, hatte Andreas geantwortet, ohne auf Magnus gesenktes Haupt einzugehen. Wie oft denn so verbannt wurde, war meine dritte Frage gewesen - nicht sehr häufig, hatte Andreas' Antwort gelautet, und die Strafen seien normalerweise auch kürzer: Ethan, der
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