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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen
Autoren: Tina Sabalat
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lange waren wir noch nie getrennt. Magnus hat mich für heute Abend ins Kino eingeladen, Maggie, Ffion und Lucia wollen morgen Abend mit mir in einen Club in Bozen fahren, in dem normale Sterbliche ganz normalen Spaß haben - ich freue mich auf beides, noch mehr aber auf den Moment, in dem Jacksons kühne, grüne Augen mir sagen, dass auch er mich vermisst hat und dass es sehr lange dauernd wird, bis wir uns wieder trennen müssen.

    Ein letzter Hinweis, bevor ich mich für dieses Kapitel meines Lebens verabschiede: Ganz gleich, wann du das hier liest, ob gleich morgen oder in erst in Hunderten von Jahren - vielleicht begegnest du ja irgendwann einmal in den engen Gassen von Rom, inmitten der sattgrünen Apfelbäume Südtirols oder anderswo auf der Welt einer etwas zu großen, etwas zu dünnen und etwas zu blassen Blondine, die an der rechten Hand einen Handschuh hat und an der linken einen erstaunlich schönen, grünäugigen Kreuzritter mit frechen Eckzähnen und verwuschelten, dunklen Locken. Wenn du mich erkennst, zögere nicht, mich unauffällig anzusprechen: Für einen kleinen, schmerzlosen Blick in die Tiefen deiner Seele kann ich dich von allem körperlichen Leid befreien - entscheide selbst, ob dir das diesen Preis wert ist.
    Magnus

Wo werde ich sein, wenn du Shara und ihrem 'grünäugigen Kreuzritter' - Gott, da wird ja meinem Füller übel! - begegnest? Nun, da gibt es mehrere Alternativen, aber die kann man zusammenfassen in 'sehr nah' oder 'sehr fern'. Noch ist Shara bei uns, beim Orden und damit auch bei mir - und wenn sie endlich mal in die Gänge kommt und sich offiziell mit uns verbandelt, dann werde ich in der Nähe, sogar in allernächster Nähe sein, wenn Shara in deine Seele schaut. Wenn Shara allerdings ihre Koffer packt und sich mit Jack absetzt, dann werde ich wohl sehr, sehr weit entfernt sein - wenn es in ihrem Leben keinen Platz für den Orden gibt, dann gibt es auch keinen Platz darin für mich. Ich bin aber nicht der einzige, dem der jetzige Schwebezustand Bauchschmerzen macht: Andreas hofft fast täglich auf ein klares Wort von Shara, traut sich aber nicht, sie einfach zu fragen, könnte sie dann doch auf dem Absatz kehrt machen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Wir fragen Shara also nicht, ob sie für immer bei uns bleiben möchte, weil wir Angst davor haben, dass sie wegen dieser Frage geht. Ist das logisch? Shara, du liest das hier doch - ist es nicht, oder? Okay, wir sind nur ein Kreuzritter-Orden und nicht der Mensa-Club, deswegen mag man uns unsere Denkfehler nachsehen, trotzdem steht uns dieses Herumschleichen um den heißen Brei nicht gut zu Gesicht: Wir haben gefunden, nach was wir seit tausend Jahren gesucht haben - warum schnappen wir uns unseren Erlöser nicht und fangen endlich noch mal an, die Welt zu verbessern, was ja schließlich der Sinn und Zweck der ganzen Geschichte sein soll? Nötig hätte sie's auf jeden Fall - hatte sie's schon immer, wenn ich mal die letzten zweihundert Jahre betrachtete: In denen war ein Jahrzehnt schlimmer als das andere, und ich rede hier nicht nur von Klamotten und Frisuren. Gut, das muss reichen, ich quatsche mich schon wieder um Kopf und Kragen.
    Also - wenn du irgendwann einmal der blonden Prinzessin begegnest und ihre ausgestreckte Hand ergreifst, dann schau dich gut um: Vielleicht steht ja hinter ihr und ihrem 'grünäugigen Kreuzritter' ein großer, blonder Typ, der ein bisschen böse dreinschaut: Das bin ich. Hab also deine Gefühle im Griff, wenn du Shara berührst - ich mag es gar nicht, wenn jemand meine Prinzessin ärgert.

    *** ENDE ***

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Leseprobe

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    Tödliches Orakel

    Roman

    © Tina Sabalat

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Tag 1 – Montag, 31. Juli
    Sams erster Termin war an einem Tag im Hochsommer. Seit zwei Wochen lag eine unerträglich feuchte Hitze über der Stadt, die mir nicht gut tat: Sie machte diese Übelkeit schlimmer und bewirkte, dass ich mich nach jedem Kunden nach einer kühlen, weißen Toilettenschüssel sehnte, der ich meinen aufgewühlten Mageninhalt anvertrauen konnte. Ich hatte gedacht, dass ich diese Zeit hinter mir hätte, hatte gedacht, dass ich stärker geworden wäre, aber die Hitze bewies mir das Gegenteil und warf mich zurück in die frühen Tage meines zweiten Seins: Die schwere, schwüle Luft ließ
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