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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen
Autoren: Tina Sabalat
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umständlich!) diskutierten mussten: Also etwa drei Stunden vor dem Rückflug am nächsten Morgen, mit der hoffentlich entspannend wirkenden Aussicht vor Augen, bald erlöst und allein wieder zuhause in meinen eigenen vier Wänden zu sein.
    Heute wollte ich mir erst den Circus Maximus ansehen, dann hatte ich die Wahl zwischen dem 'Bocca della Verita' und dem 'Schwert im Stein', dem römischen Excalibur. Beides würde wohl nur den Vormittag in Anspruch nehmen, Warteschlangen mit eingerechnet. Am Nachmittag wollte ich eventuell zu den Katakomben raus fahren, aber da musste ich erst noch schauen, wie man da am besten hinkam - selbst auf meinem kleinformatigen Stadtplan lagen sie ein gutes Stück vor der Stadt.
    Der Circus Maximus entpuppte sich als lang und leer, trotzdem betrat ich mit leichter Ehrfurcht den abgesackten, von Unkraut und Steinresten durchsetzten Rasen. Es fiel mir jedoch bei aller wohlwollenden Anstrengung schwer, mir hier eine riesige Arena voller Menschen vorzustellen - da war das Kolosseum mit seinen dicken Mauern und dunklen Gängen doch weitaus greifbarer gewesen. Ich sah ein paar Jungen beim Fußball spielen zu, kickte ihnen halbwegs zielgenau den Ball zurück, als er in meine Richtung rollte, verstand von ihren frechen Sprüchen immerhin soviel, dass ich das längste Mädchen sei, das sie jemals gesehen hatten, und lachte.
    Es begann leicht zu nieseln, daher gab ich meine Besichtigung der nicht vorhandenen Überreste des Circus Maximus rasch auf und ging den kurzen Weg zu den zwei Kirchen hinunter, die die beiden weltbekannten Herausforderungen boten: Die Hand im 'Mund der Wahrheit' verlieren oder das 'Schwert im Stein' befreien die Welt beherrschen? Ich entschied mich für die Weltherrschaft - aber auch nur, weil die Warteschlange dort nicht draußen im Regen stehen musste.
    Die Schwertkirche war innen ziemlich düster, weil nur von Kerzen erleuchtet. Die dicken Mauern des alten Gotteshauses hielten den Verkehrslärm draußen, die Dunkelheit drinnen rückte die Welt noch ein wenig weiter weg, zwang die Besucher dazu, sich bedächtig zu bewegen, leise zu sein, ehrfurchtsvoll zu verharren.
    Ich konnte entweder zuerst in die schattigen Winkel der Kirche kriechen und nach den verborgenen Kreuzritter-Symbolen suchen, die mein Reiseführer mir versprach, oder aber ich schloss mich gleich der Schlange an, die in die Krypta hinunter führte und zurzeit nicht wirklich lang war: Die Hand-Schlange nebenan hatte nach einer nassen halben Stunde ausgesehen, die Welt-Schlange hier eher nur nach einer dunklen Viertelstunde. Ich stellte mich an und versuchte, im Flackern der Kerzen in meinem Reiseführer den kurzen Absatz über das Schwert nochmals zu entziffern.
    Vor mir stand ein dickes Mädchen, das ununterbrochen auf ihrem Handy herumdrückte, hinter mir ein Mann mit fettigen Haaren und den üblen Ausdünstungen eines Menschen, der in ein und demselben Raum schläft und kocht, aber nie wäscht - weder sich noch seine Kleidung. Ich schloss etwas zu dem Mädchen auf, um mein empfindliches Näschen zu schonen, der Typ hinter mir nuschelte irgendwas - ich tat, als hätte ich ihn nicht gehört und rückte weiter auf die Tür zur Schwertkammer zu.
    Die Schlange hatte aus der Kirche durch ein simples, mit einer Falltür versehenes Loch im Boden eine Treppe hinunter geführt, welche in einem vielleicht vier mal vier Meter großen Raum endete. Dessen Decke wölbte sich leicht, die Wände waren gemauert, in jeder Ecke saß eine glatt verputzte Säule, vor diesen stand jeweils ein großer Kandelaber: Einen anderen Schmuck gab es in diesem matt kerzenbeleuchteten Raum nicht.
    Wir befanden uns hier in etwa unter dem Punkt, an dem sich in normalen Kirchen der Altar befand, den die Schwertkirche allerdings nicht besaß - und laut meines schlauen Buches sollte der Monolith mit dem Schwert (natürlich!) genau am Kreuzungspunkt von Längs- und Querschiff der Kirche stehen. Die Tür zur Schwertkammer war indes ein echtes Highlight, das mein Reiseführer jedoch mit keinem Wort erwähnte: Sie war nicht besonders hoch, zweiflügelig, aus dunklem Holz und mit golden schimmerndem Metall beschlagen. Die schweren Bügel waren zu einem Gebilde angeordnet, das mich entfernt an ein Malteserkreuz erinnerte: zwei gleich lange Linien, eine senkrecht und eine waagrecht, die sich genau in der Mitte kreuzten und sich an jedem der vier Enden in zwei wieder zur Mitte zurückstrebende Bögen spalteten. Die Bügel, die dieses Schwingenkreuz
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