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Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)

Titel: Die ewige Nacht: Die Legende von Wasgo (German Edition)
Autoren: Michael Rusch
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somit das Totenreich verließ, fiel eine Träne aus seinem linken Auge auf Wasgo herunter. Es war eine Träne der Liebe eines alten Mannes, die er für seinen Sohn empfand. Wenn auch Wasgo nicht Jodaryons Sohn war, so fühlte der alte Zauberer in diesem Moment so, als wenn der junge Mann sein Sohn gewesen wäre.
    Augenblicklich wurde der Jüngling ruhiger und schlief erschöpft ein. Jodaryon legte ihn vorsichtig auf den Boden einer Ebene, die früher einmal eine Wiese gewesen sein musste. Er öffnete dem schlafenden Wasgo sein Gewand und legte ihm die linke Hand auf die Wunde. Erst jetzt konnte der alte Mann tun, was er im Reich der Toten nicht erledigen konnte. Der Zauber hätte im Reich der Toten nicht gewirkt. Dort konnte nur gestorben, aber nicht gelebt werden. Er murmelte einen Zauber und Wasgos Wunde schloss sich schnell. Bald darauf schlug der Jüngling die Augen auf und sah seinen Retter an. Sie lächelten sich zu, freundlich der eine, dankbar der andere.

Der letzte Kampf
     
     
     
    Sie setzten ihre Wanderung fort und kamen an einen alten Baum. Dort machten sie eine kleine Rast. Danach führte sie ihr Weg wieder durch unwegsameres Gelände einen Berg hoch. Mühsam kämpften sie sich vorwärts, immer auf der Hut, von Bossus entdeckt zu werden. Aber sie hatten Glück und blieben unbehelligt. Vielleicht hatte der Herrscher der Welt, der Bossus nun schon seit fünfhundert Jahren war, nicht damit gerechnet, dass Wasgo und Jodaryon auch diese Hürde im Totenreich nehmen würden. Beinahe hätte er Recht damit behalten.
    Der Schrein des Bösen wurde sichtbar. Er sah beinahe aus wie eine kleine Festung. Wasgo hätte am liebsten den Herrscher der Welt daraus vertrieben und seine Schergen dazu. Er wollte sogar schon zu diesem Schrein gehen, doch wurde er von seinem älteren Gefährten zurückgehalten.
    Jodaryon sprach: „Du darfst diesen Schrein nicht betreten. Er ist der Schrein des Bösen. Ihn müssen wir vernichten. Wenn uns dieses gelingt, werden wir die Sonne wiedersehen und unsere Gefährten aus dem Totenreich vielleicht in unsere Zeit zurückholen können.“
    Wasgo sah seinen Lebensretter fragend an. Der alte Zauberer erwiderte den Blick des Jünglings und sagte: „Wir schaffen es schon. Habe Mut, mein Junge! Es gibt da einen Zauber, den wir einsetzen können. Wir müssen uns nur beide vereinen. Gib mir deine linke Hand. Und sprich mir den Zauber nach. Richte die rechte Hand auf den Schrein und nur auf den Schrein!“
    Wasgo gab dem Meister aller Zauberer seine linke Hand. Der ergriff diese ebenso mit seiner Linken. Die rechten Hände der beiden Männer erhoben sich in die Höhe. Sie zielten genau in die Richtung des Schreins. Jodaryon formulierte den Zauber, der von Wasgo nachgesprochen wurde: „Everit sonse da fer immerite no boserige empore wegeriti.“
    Die Zauberer standen mit gespreizten Beinen fest auf dem Boden, es sah beinahe so aus, als seien sie mit dem Erdboden verwurzelt. Sie waren etwa dreihundert Meter vor dem Schrein des Bösen entfernt. Ihre rechten Arme und Hände hatten sie erhoben und auf den Schrein gerichtet. Sie waren miteinander vereint, indem sie sich gegenseitig die linke Hand hielten. Goldgelbe Strahlen schossen aus ihren rechten Händen dem Schrein entgegen. Die Zauberer hatten Mühe, sich auf den Beinen zu halten und die rechten Hände auf den Schrein zu richten. Der Schrein veränderte zuerst seine Farbe. Nachdem ihn die ersten Strahlen getroffen hatten, sandte er schwarze Strahlen zu den Zauberern zurück.
     
     
    Ein Donnergrollen entstand. Antares und Luziferine hörten diesen Donner. Sie beeilten sich, zum Schrein zu kommen. Die Kämpfe im Reich der Toten hatten Jodaryon und Wasgo aufgehalten, so dass das Ehepaar fast zeitgleich mit den beiden den Schrein des Bösen erreichte. Sie konnten sehen, was geschah, und liefen noch schneller dem Schrein entgegen, bis zu einem Punkt, von dem aus sie ihren Sohn und seinen väterlichen Freund erkennen konnten. Goldene Strahlen schossen diese auf den Schrein ab.
     
     
    Bossus war geschockt. Er hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass Jodaryon und Wasgo heil und gesund aus dem Reich der Toten herauskamen. Doch jetzt war keine Zeit, sich darüber zu ärgern. Er musste handeln, und zwar sehr schnell. Er lief an das Tor des Schreins und sah das Zaubererpaar gemeinsam etwa dreihundert Meter von sich entfernt stehen. Nach guter alter Zaubersitte hatten sie sich vereint und schossen die Strahlen der Liebe und des Lebens auf den
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