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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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jetzt gertenschlank. In der High-School und auf dem College hatte er geschwommen, Zweihundert-Meter-Hürdenlauf trainiert und Tennis gespielt, was ihn vom Gruppensport befreite. Schulter-, Brust- und Beinmuskeln waren gut entwickelt. Seine Hände und Füße waren schmal, Finger- und Fußnägel länglich schön geformt und gut gepflegt.
    Kurz nach der Trennung von Gilda hatte er eine Bestandsaufnahme gemacht und seinen nackten Körper eingehend im mannshohen Spiegel des Badezimmers inspiziert. Es war nicht zu übersehen, daß der Verfall bereits eingesetzt hatte: Das Fleisch unter seinem Kinn fing an zu erschlaffen, seine Haltung war nicht mehr straff, der Bauch stand vor und war weich, ohne elastisch zu sein.
    Sogleich verordnete er sich strenge Diät und gymnastische Übungen. Methodisch, wie er war, kaufte er Bücher über richtige Ernährung und Fitness-Training. Er las alles aufmerksam, machte dabei Notizen und stellte ein Programm auf, das ihm zusagte und von dem er meinte, es müsse fast schlagartig eine Verbesserung seiner Erscheinung bewirken.

    Ein Fanatiker war er allerdings nicht: Er schwor weder dem Alkohol noch dem Rauchen ab, sondern schränkte nur seinen Alkoholkonsum um die Hälfte ein und stieg auf Lattichzigaretten um, die kein Nikotin enthielten. Beim Essen vermied er möglichst stärke- und kohlehydrathaltige Nährmittel, Milchprodukte, Eier und Rindfleisch und aß vornehmlich frisches Obst, Gemüse, gedünsteten Fisch und Salat mit einer Soße aus frischem Zitronensaft. Innerhalb von drei Monaten nahm er zwanzig Pfund ab, und seine Rippen und Hüftknochen waren wieder zu sehen.
    Gleichzeitig fing er an, ein tägliches Gymnastikprogramm zu absolvieren, eine halbe Stunde morgens nach dem Aufstehen und abends eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen.
    Die Übungen, die Daniel Blank wählte, stammten aus einem Trainingshandbuch für finnische Sportler. Alle Übungen waren mit Fotos von jungen blonden Frauen in weißen Trikots illustriert. Blank fand jedoch, das sei unwichtig. Was zählte, waren einzig und allein die Übungen, und die versprachen nun einmal größere Wendigkeit, Geschmeidigkeit und Anmut.
    Die Übungen hatten sich als wirksam erwiesen. In der Taille maß er jetzt wieder nur achtzig Zentimeter. Da er kräftige Hüften hatte (wiewohl sein Gesäß ganz flach war) und sein Brustkasten dank der jugendlichen Begeisterung fürs Laufen und Schwimmen eine erhebliche Weite erlangt hatte, besaß er jetzt eine fast weibliche 'Wespentaillen'-Figur. Seine Haut war glatt und wohldurchblutet. Das Altern schien aufgehalten.
    Freilich hatten Diät und Gymnastik auch einige seltsame Nebenwirkungen gezeitigt. Seine Brustwarzen waren jetzt ständig prall und, da er für gewöhnlich kein Unterhemd trug, unter dem dünnen Stoff seiner feinen Hemden oder Baumwollpullover deutlich zu erkennen, was er nicht als unangenehm empfand. Ein dickeres Kleidungsstück wie zum Beispiel ein auf der Haut getragener Rollkragenpullover verursachte ihm bisweilen ein alles andere als unangenehmes Kribbeln.
    Eine weitere Überraschung war der Wandel, der mit seinen Geschlechtsteilen vor sich ging. Die Hoden waren ein wenig schlaffer geworden und hingen jetzt weiter nach unten als früher. Sein Glied war zwar nicht größer geworden (und das war ja auch, wie er sehr wohl wußte, in seinem Alter unmöglich), hatte dafür aber eine andere Farbe angenommen und schien elastischer als früher. Es sah jetzt leicht violett aus und befand sich ständig in einem Zustand leichter Erregung, was gleichfalls nicht unangenehm war. Vielleicht rührte das von der Reibung durch die engeren Hosen her, die er trug.
    Und schließlich stellte er fest, daß er frei von dem Durchfall war, unter dem er während seiner Ehe häufig gelitten hatte. Er schrieb dies seiner neuen Ernährungsweise und der Gymnastik oder beidem zu. Doch aus welchem Grund auch immer, er hatte jetzt einen regelmäßigen, schmerzfreien und befriedigenden Stuhlgang, und sein Stuhl war fest.
    Er fuhr in Richtung Manhattan. Er hatte sich ein frisches Velourshemd übergezogen. Die Musik aus dem Radio war nicht mehr als ein einlullendes Summen. Er folgte einem unbeleuchteten zweispurigen Zufahrtsweg zur Schnellstraße.
    Langsam stieg die Nadel des Geschwindigkeitsmessers: 50, 60, 70, 80 Meilen. Der Wagen raste dahin und schien die Scheinwerferkegel einholen zu wollen. Bäume flogen zurück; Reklameschilder und Spukhäuser tauchten aus der Dunkelheit auf, wurden vom Licht übergössen
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