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Die erste Mission

Die erste Mission

Titel: Die erste Mission
Autoren: Alfred Bekker
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die Menschheit auf eigenen Erkenntnissen aufbauen, um die Antimaterie sowohl zur Verteidigung als auch zur Energiegewinnung und möglicherweise sogar für den Antrieb von Raumschiffen zu nutzen. Heute, im Jahr 2234, sei dies alles natürlich noch Utopie. Aber in späteren Epochen werde man sicherlich sehr verwundert darüber sein, wie man die Notwendigkeit der Entwicklung von auf Antimaterie basierenden Waffen- und Energiesystemen überhaupt jemals in Frage stellen konnte.
    Jetzt, da Richard Leslie die schlauchartige Gangway durchschritt und in ein paar Meter Entfernung von Schlichtens schlanke, hagere Gestalt sah, ging dem angehenden Raumkapitän dieses Gespräch noch einmal durch den Kopf. Das Feuer des Übereifrigen, das in von Schlichtens Augen gelodert hatte, war ihm noch sehr gegenwärtig. Von diesem Mann wird man vielleicht noch einmal hören , dachte er.
     
     
    Richard Leslie und Stephan van Deyk hatten nur wenig Gepäck dabei. Bei beiden bestand es im Wesentlichen aus einer Tasche im Standardformat des Star Corps. Bei Leslie gehörte darüber hinaus noch ein Metallrelief dazu, das ein Wikingerschiff darstellte.
    Schon während des Fluges hatte sich van Deyk etwas darüber lustig gemacht. »Das Ding existiert noch? Ich fand schon, dass das in deinem Zimmer im Kadettenwohnheim auf Ganymed nicht besonders gut aussah!«
    Richard Leslie hatte darauf lediglich mit einem müden Lächeln reagiert.
    Das Wikingerschiff hatte er einmal auf einem Basar in Tanger, Erde, entdeckt, als er vierzehn war. Seitdem hatte das Relief ihn begleitet.
    Die Taten dieser kühnen Seefahrer hatten Leslie schon als Junge fasziniert. Sie waren ein Grund dafür, dass er zum Star Corps gegangen war, anstatt die Flüge der elterlichen Raumfrachtlinie Erde-Sirius und zurück zu koordinieren.
    Leslie trug das Relief unter dem Arm, die Tasche über der Schulter.
    Ein Star-Corps-Offizier, der sich als Lieutenant Mara Caporale vorstellte, holte van Deyk und Leslie ab, um sie direkt zu Admiral Rudenko zu bringen.
    »Ich dachte, wir könnten erst einmal unser Gepäck loswerden«, meinte van Deyk.
    »Das können Sie im Anschluss an die Besprechung gleich mit an Bord nehmen, um es in ihrer jeweiligen Kabine zu deponieren.«
    »Das klingt danach, als ginge es sofort auf große Fahrt!«
    »War es nicht das, was dir immer vorgeschwebt hat, Richard?«, fragte van Deyk.
    Leslie zuckte mit den Schultern und wandte sich dann an Lieutenant Caporale. »Scheint irgendeine ziemlich dringende Sache zu sein, was?«
    »Ich darf nicht darüber sprechen«, erklärte die Adjutantin des Admirals. Lieutenant Caporale war Leslies Schätzung nach Mitte zwanzig. Admiral Rudenko war nur ein paar Jahre älter. Rudenkos Karriere war dermaßen schnell verlaufen, dass die Tatsache, dass sich das Star Corps immer noch in der Aufbauphase befand und sein Personalstand auf allen Rangstufen in den letzten Jahren ständig erhöht worden war, keineswegs dazu ausreichte, um den schnellen Aufstieg dieses Mannes zu erklären.
    Leslie wusste natürlich, was die Spatzen von den Dächern pfiffen: Rudenko wurde politisch protegiert. Anders war es einfach nicht denkbar, dass jemand bereits mit 28 Jahren Admiral werden konnte, während die jüngsten Schiffskommandanten unter seinem Kommando ein bis zwei Jahre älter waren als ihr Befehlshaber.
    Lieutenant Caporale geleitete die beiden angehenden Schiffskommandanten in Sektion II von Spacedock 1. Hier waren Räume für die taktischen Stände zur Verteidigung des Sonnensystems untergebracht. Außerdem befanden sich entsprechende Wohneinheiten in diesem Teil der Raumstation, während sich die Wohneinheiten des technischen Personals in einer anderen Sektion befanden.
    Die Adjutantin von Admiral Rudenko führte Leslie und van Deyk in einen Komplex von Konferenzräumen.
    »Bitte lassen Sie Ihr Gepäck im Vorraum«, sagte sie. Offenbar bemerkte sie den besorgten Blick, den Leslie auf das Relief warf. »Sie brauchen sich keine Sorgen darum zu machen, Commander. Der Raum wird optisch überwacht …«
    Leslie grinste.
    Es scheint eine instinktive Regung des Menschen zu sein, dass er um den eigenen Besitz fürchtet, wenn er gezwungen ist, ihn aus den Augen zu lassen! , ging es ihm durch den Sinn. Mit logischen Überlegungen hat das nicht viel zu tun, schließlich sind die Sicherheitsvorkehrungen hier oben auf Spacedock 1 schärfer als in irgendeinem Raumhafen der Erde …
    Leslie und van Deyk legten ihr Gepäck ab und wurden in den spartanisch
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