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Die erste Mission

Die erste Mission

Titel: Die erste Mission
Autoren: Alfred Bekker
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dem das Gesetz des Stärkeren weit verbreitet war und man wohl kaum auf die Rücksicht und ethische Erhabenheit anderer Spezies hoffen konnte. Die Raumkugel mit einem Durchmesser von etwa hundert Lichtjahren, die die Menschheit als ihr Einflussgebiet betrachtete, war nur ein winziger Klecks auf der Sternenkarte. Ein geradezu unbedeutender Ausschnitt aus einem Sternenmeer mit Millionen von Planeten, deren Bewohner ihre eigenen Machtinteressen verfolgten – so wie es die Solaren Welten vielleicht irgendwann auch tun würden.
    Aber gegenwärtig war die Situation dieser jungen galaktischen Nation eher die, dass sie um ihr Überleben zu kämpfen hatte und aufpassen musste, nicht zwischen die Mühlsteine älterer und teilweise auch technologisch weiter entwickelter Kulturen zu geraten.
    Der Konflikt zwischen den J'ebeem und den technologisch außerordentlich hoch entwickelten Starr war dafür ein gutes Beispiel.
    Eine Flut von Gedanken ging Richard J. Leslie durch den Kopf. Die aktuelle galaktopolitische Lage gehörte auch dazu. Aber wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann hatte diese mit seiner Motivation, dem Star Corps zu dienen, wenig zu tun.
    Natürlich war ihm von Anfang an bewusst gewesen, dass er nicht auf Handelsschiffen anheuern würde, sondern einer bewaffneten Einheit beitreten würde, die letztlich dazu erbaut worden waren, um feindliche Raumschiffe in offener Schlacht zu stellen und zu vernichten.
    Aber an erster Stelle hatte für Richard Leslie immer etwa anderes gestanden. Die Aussicht, zu den Sternen zu fliegen und vergleichsweise viel im Universum herumzukommen. Die Raumfahrt war es, die ihn wie sonst nichts faszinierte. Nachdem er ein paar Jahre als Rudergänger an Bord eines Schlachtschiffs der Dreadnought-Klasse namens SOLAR AVENGER unter Commodore Sanjay Rahmani gedient und später das Kommando auf einigen unterlichtschnellen Raumbooten geführt hatte, stand er jetzt kurz davor, das Kommando auf der STERNENFAUST zu übernehmen, einem Leichten Kreuzer völlig neuen Typs.
    Ihm gegenüber saß Commander Stephan van Deyk, ein Mann mit markantem Gesicht und rotblondem Haar. Leslie und van Deyk waren etwa gleichaltrig. Sie hatten sich auf der Star-Corps-Akademie auf Ganymed kennen gelernt. Ihre Karriere im Star Corps war ziemlich parallel verlaufen.
    »Irgendwann mussten wir uns ja mal wieder über den Weg laufen«, meinte van Deyk. »Nachdem wir schon als Fähnriche auf demselben Schiff gedient haben …«
    Leslie lächelte. »Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Fähnriche desselben Akademie-Abschlussjahrgangs auf dasselbe Schiff versetzt werden, ist heute schon sehr viel geringer als damals«, erwiderte er. »Inzwischen ist die Zahl der Schiffe in den Diensten des Star Corps stark angewachsen. Damals waren es doch nur eine Hand voll oder so …«
    »Du übertreibst, Richard!«
    »Wirklich?«
    »Ein bisschen schon.«
    »Soll ich dir was sagen, Stephan? Ich habe schon befürchtet, gegen dich in einem Bewerbungsverfahren antreten zu müssen«, äußerte Leslie.
    »Du hast dich mit Recht gefürchtet«, meinte van Deyk.
    Leslie lachte. »Mangelndes Selbstbewusstsein war nie dein Problem, was?«
    »Deins aber auch nicht!«
    »Jedenfalls bin ich froh, dass sich der Hohe Rat erweichen konnte, gleich die Gelder für zwei Exemplare des neuen Prototyps loszueisen, sodass wir beide ein Schiff bekommen.«
    Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. Die ganze Zeit über, seit wir vom Raumhafen Casablanca aus gestartet sind, haben wir beide fast kein Wort gesagt , ging es Leslie durch den Kopf. Und jetzt quasseln wir wie Wasserfälle. Wieso eigentlich? Weil wir wissen, dass wir gleich andocken werden und es dann vorbei ist und wir uns unmittelbar bei Admiral Rudenko einzufinden haben?
    Und dabei hätte es wahrhaftig genug über die letzten Jahre zu erzählen gegeben, in denen sie sich – wenn überhaupt – nur flüchtig begegnet waren.
    Auf der Akademie waren sie miteinander befreundet gewesen.
    Aber sie waren sich einfach zu ähnlich, um nicht auch in Konkurrenz zueinander zu treten. Wie unter Brüdern , dachte Leslie. Eine gewisse Befangenheit ist dadurch einfach immer gegeben …
    Jeder hatte den Weg, den der andere im Star Corps of Space Defence genommen hatte, aus der Entfernung mitverfolgt und sich vielleicht auch unbewusst mit ihm verglichen.
    Stell dir vor, es hätte vielleicht doch nur einen Prototyp gegeben und einer von uns wäre am Ende gezwungen gewesen, unter dem anderen als Erster Offizier zu
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