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Die erste Mission

Die erste Mission

Titel: Die erste Mission
Autoren: Alfred Bekker
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sich, ständig bereit, die Spitze des Grätenspeers dem fremden Gegenstand – oder dem Wesen, so genau wusste er das noch nicht – in die metallisch glänzende Oberfläche zu stoßen.
    Mit welchem Erfolg auch immer.
    Als der Whuuorr noch näher herankam, sah er, dass sich auf der Oberseite des Quaders offenbar eine Öffnung befand.
    Der Alleinige stellte fest, dass diese Öffnung von einem transparenten, aber sehr harten Material bedeckt war.
    Darunter war das Gesicht eines Wesens zu erkennen, das einer erstaunlich schlecht ausgestatteten Rasse angehörte. Der Alleinige wunderte sich zum Beispiel darüber, dass das Wesen im Quader lediglich zwei Augen hatte.
    Der Kopf selbst war – abgesehen von einem Haarkranz in Ohrenhöhe und einer kleinen, genauestens gestutzten Haaransammlung rund um die Essöffnung und die Kinnpartie herum – nackt.
    Was für hässliche Gesichter die Kinder der Götter doch haben! , dachte er und schämte sich sogleich für die Blasphemie, die in diesem Gedanken steckte.
    Ein wohliger Schauder erfasste ihn, als ihm ein ganz anderer Gedanke kam. Vielleicht wollen die Götter, dass ich mich um dieses Kind kümmere.
    Der Sehfortsatz des Whuuorr drehte sich in Richtung des nahen Vulkans. Einen kurzen Moment zögerte er noch, dann beugte er sich nieder und berührte mit dem Kopf den Boden.
    »Ich habe nicht glauben wollen und wurde eines Besseren belehrt!«, stieß er hervor.
    Tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn.
    Er würde sich um dieses Kind der Götter kümmern. Und niemand sollte es wagen, es anzugreifen oder es gar auf den eigenen Speiseplan zu setzen!

 
1. Aufbruch
 
 
    Erdorbit, 2234 n. Chr.
     
    Commander Richard J. Leslie saß in einem der Schalensessel im Passagierbereich des Orbital-Shuttle A 332, der auf der Linie Casablanca Raumhafen – Erdorbit verkehrte. Eine automatische Ansage verkündete, dass sich der Shuttle Spacedock 1 näherte, dem ersten Weltraumdock einer neuen Generation. Nach und nach sollten die Spacedock-Orbitalstationen die herkömmlichen Orbiter-Werften ersetzen, die bislang den Bereich des erdnahen Weltraums optisch prägten. Leslie blickte durch eines der Sichtfenster. Die blaue Kugel der Erde war zu sehen und reflektierte das Licht der fernen Sonne. Spacedock 1 war deutlich erkennbar. Mindestens ein Dutzend Kriegsschiffe des Space Corps dockten zurzeit an diese Station an.
    Der Plan des Hohen Rates sah vor, noch mindestens zwölf weitere Raumdocks dieser Bauweise in die Umlaufbahn der Erde zu bringen, obwohl es dagegen massiven Widerstand vor allem von marsianischer Seite gegeben hatte.
    Über Jahrzehnte – Jahrhunderte – hinweg war der Mars auf Grund seiner niedrigen Schwerkraft und der daher sehr günstigen Produktionsbedingungen das Zentrum der Raumfahrtindustrie innerhalb der Solaren Welt gewesen. Die Freigabe der Gelder zur Errichtung der Spacedock-Orbitalstationen bedeutete eine weitere Stufe auf der schrittweisen Rückkehr der Raumfahrtindustrie vom Mars zur Erde.
    Commander Leslie war gerade mal dreißig Jahre alt. Ein junger, ehrgeiziger Offizier im Dienst des Star Corps, der Raumstreitkräfte der Solaren Welten, wie sich der Bund der von Menschen besiedelten Planetensysteme nannte. Lange Zeit hatte man die Notwendigkeit der Aufstellung von Raumstreitkräften geleugnet und geglaubt, lediglich mit einer Flotte von Forschungs- und Handelsschiffen auskommen zu können. Zwar war der Kontakt zu dem ersten nichtmenschlichen, der überlichtschnellen Raumfahrt mächtigen Spezies – den insektoiden Mantiden – friedlich verlaufen, sodass man inzwischen mit ihrem Königreich eine lockere Allianz eingegangen war. Aber inzwischen hatte man im Hohen Rat durchaus begriffen, wie wichtig eine eigenständige Verteidigung für den Bund der Menschheitswelten war. Mit viel Mühe hatte sich die irdische Diplomatie der Menschheit bislang aus dem seit Jahren andauernden Konflikt zwischen den menschenähnlichen J'ebeem und den sauroiden Starr heraushalten können – aber es war in der Analyse mancher Experten nur eine Frage der Zeit, wann das verhältnismäßig junge Sternenreich der Solaren Welten in den Strudel dieser Ereignisse hineingerissen wurde und dann vielleicht keine Möglichkeit mehr bestand, die Neutralität zu bewahren.
    Der Weltraum, das hatte sich im Verlauf der letzten zwanzig, dreißig Jahre immer deutlicher gezeigt, war keineswegs ein Ort, der von der Kälte des Todes erfüllt war, sondern sehr lebendig .
    Und gefährlich.
    Ein Dschungel aus Sternen, in
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