Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Ihnen
her — und zwar damit!«
    Das
Messer wurde zurückgezogen, einen kleinen Tropfen Blut dort hinterlassend, wo
sich die Spitze eine Spur in die Kehle Babys gebohrt hatte. Baby stand mit vor
Angst starrem Gesicht auf, und Polly begleitete sie aus dem Zimmer.
    »Jetzt
also.« Marv lächelte träge. »Jetzt sind wir
Pfarrerstöchter unter uns.«
    »Das
ist köstlich.« Lisa kicherte. »Aber ich will dir was sagen, Marv ,
bevor du anfängst.« Sie wies auf den mit unbewegtem Gesicht an der Bar
stehenden Clay, »Der alte Filmheld dort drüben hört einfach nicht zu!«
    »Weißt
du was? Du hast recht!« Marvs Hand machte einen
plötzlichen Ruck, und der Inhalt seines Glases flog Clay ins Gesicht. »Hören
Sie mir ja gut zu, Alter«, knurrte er leise. »Ich werde nichts zweimal sagen!«
    Clay
nahm sein Taschentuch heraus und wischte sich gelassen das Gesicht. »Sie
billiger Strolch«, fauchte er. »Machen Sie, daß Sie von hier wegkommen, solange
Sie noch gehen können!«
    »Ich
möchte Ihnen nicht weh tun, Alter«, sagte Marv . »Das
ist die reine Wahrheit. Aber ich habe diese ekelhafte gewalttätige Ader in mir,
und wenn Sie anfangen, Dummheiten zu machen, wird Ihnen was sehr Unangenehmes
passieren, bevor ich mich’s versehe. Also hören Sie
gut zu, ja?«
    »Tun
Sie, was er sagt, Clay«, warf ich schnell ein. »Es ist zu spät, jetzt noch
etwas zu unternehmen. Es war in dem Augenblick zu spät, als Angie erfuhr, daß
Sie und Sonia in Carmel waren.«
    Marv betrachtete mich eine ganze Weile und
grinste dann spöttisch. »Na, ist das nicht erstaunlich? Wenn es der Große mit
der Angst zu tun kriegt, dann wird er plötzlich smart.«
    »Außerdem
wird sein Gesicht auch hübsch zugerichtet werden«, sagte Lisa heiter.
»Wahrscheinlich ist er deshalb im Augenblick ziemlich nervös.«
    »Ich
glaube, wir sollten das alles ordentlich machen«, sagte Marvin beiläufig.
»Bevor wir zu reden anfangen, sollte sich das liebende Paar zusammen auf die
Couch setzen.«
    Clays
Hand ballte sich einen Augenblick lang zu einer festen Faust, dann zuckte er
die Schultern und ging zur Couch hinüber. Lisa wandte sich Sonia zu, die
Messerklinge glitzerte, während sie ein Muster in die Luft zeichnete, und Sonia
rannte beinahe auf die Couch zu, um sich neben Clay zu setzen.
    Marvin
goß sich gemächlich ein frisches Glas ein, schlenderte dann auf den Stuhl zu,
den Baby verlassen hatte, und ließ sich auf der Armlehne nieder.
    »Ich
möchte bloß sagen, daß ich im Grund meines Herzens ein Dorfjunge bin und daß
ich mit netten Leuten wie euch nicht gern herumalbere. Bei Leuten, mit denen
ich befreundet bin, muß ich ehrlich sein, sonst fühl’ ich mich innerlich
richtig scheußlich.«
    »Herzweh«,
sagte Lisa kichernd.
    »Genau«,
sagte er. »Setz dich neben mich, Zuckerlämmchen. Es macht mich nervös, wenn du
die ganze Zeit über mit der alten Messerklinge herumfuchtelst.«
    Sie
setzte sich gehorsam in den Stuhl, und er legte seinen Arm um sie, nahm ihre
eine Schulter in seine große Hand und preßte kräftig zu. Ihr Gesicht wurde blaß
vor Schmerz, und sie biß sich heftig auf die Unterlippe. Etwa zehn Sekunden
später ließ er los und nahm seinen Arm weg.
    »Achte
auf deine Manieren, Zuckerlämmchen«, sagte Marvin leichthin. »Es ist nicht
recht, wenn man sich über die Gefühle eines kleinen Dorfjungen lustig macht.«
    »Ich
habe...« Lisa holte tief und abgehackt Luft. »Entschuldige, Marv .«
    »Also,
wie ich gesagt habe«, fuhr er mit derselben gelassenen Stimme fort, »wir Jungens
vom Land glauben immer, daß Ehrlichkeit sich am besten auszahlt, und ich
möchte, daß ihr hier unsere Gefühle zu schätzen wißt. Sehen Sie, nachdem die
arme kleine Angie ermordet wurde, packten die Polypen den armen alten Harold
und behaupteten, er habe es getan — nun, und ich glaube, das hat uns alle
erschüttert. Ich meine, beide waren doch unsere guten Freunde, und das tat weh.
Und wütend waren wir auch. Wir wollten etwas unternehmen, und Polly hat sich
gleich gedacht, daß der alte Harold Angie nicht umgebracht haben kann, weil er
toll verliebt in sie war. Und deshalb glaubt sie, daß ihr alter Herr es gewesen
sein muß und daß er den Großen dort angeheuert hat, damit er die schmutzige
Arbeit für ihn erledigen sollte.«
    Er
grinste zu Clay hinüber. »Nun, ehrlich gesagt, stimmten wir ihr zwar zu, aber
unsere Herzen waren nicht dabei, wie man so schön sagt. Stimmt’s, Lisa?«
    »Polly
ist ebenfalls unsere Freundin«, sagte Lisa freundlich.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher