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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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Reflexbewegung in die Luft, bevor er schlaff wurde.
Ich schob einen Fuß unter ihn und rollte ihn auf den Rücken. Seine Augen waren
geschlossen, und er atmete in einem abgehackten, ungleichmäßigen Rhythmus, aber
er atmete.
    Ich
hörte Sonias verzweifelte Stimme sagen: »Nicht, Clay! Bitte, tu das nicht!«
    »Gib
es zu«, keuchte Clay. »Oder ich bringe dich auf dieselbe Weise um, wie du sie
umgebracht hast!«
    Sie
standen noch immer da wie ein lebendes Bild, aber nun hatte sich die Klinge
schon wesentlich tiefer in Lisas Kehle gesenkt, und ein dünnes Blutrinnsal lief
ihr über die nackte Brust in den tiefen Spalt unter dem Stoffoberteil. Ich
wußte, daß ich ihn aufhalten mußte, aber das würde nicht leicht sein. Ich ging
auf die beiden zu, ohne Eile, und hoffte, so nahe zu kommen, daß ich das Messer
packen konnte, bevor Clay — aber ich hatte keine Gelegenheit dazu. Lisa gab in
diesem Augenblick auf.
    »Schon
gut«, wimmerte sie. »Es ist gut, verdammt noch mal! Ich habe sie umgebracht. Marv hielt sie fest, und ich brachte sie um!«
    Clay
betrachtete sie eine ganze Weile und nahm dann das Messer von ihrer Kehle.
Seine beiden Arme fielen seitlich herab, und die Finger seiner Rechten
entspannten sich, so daß das Messer auf den Teppich glitt.
    »Rick?«
    »Immer
mit der Ruhe, Clay«, sagte ich. »Jetzt ist alles vorbei.«
    »Ich
weiß«, sagte er ausdruckslos. »Ich glaube, Sie rufen jetzt am besten den
Lieutenant, was?«
    Lisa
legte die Hand an die Kehle und starrte dann mit weitaufgerissenen Augen
fasziniert auf ihre blutbeschmierten Finger, als sie sie wieder herabgenommen
hatte.
    »Sie...«
Sie kicherte gespenstisch. »Sie — haben — mich — geschnitten!«
    »Sie
haben Glück gehabt, daß ich Sie nicht umgebracht habe«, sagte Clay müde. »Ich
hätte es tun sollen — es war mir ernst damit.«
    Sie
ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte ihn mit vor Haß glitzernden Augen
von unten her an. »Wollen Sie etwas wissen?« fragte sie mit schadenfroher
Stimme. »Angie hat noch nicht einmal gekämpft. Als ich dieses Messer aus der
Küche holte und damit ins Wohnzimmer zurückkam, lächelte sie nur! Sicher, der
alte Marv hat sie auf der Couch festgehalten, aber
ich glaube, die Mühe hätte er sich gar nicht zu machen brauchen! Sie wäre
ohnehin ruhig liegengeblieben, während die alte Lisa und ihr altes kleines
Messer—«
    »Halt
den Mund!« flüsterte er.
    »Sie
haben ihr wirklich das Dasein versüßt, Mr. Rawlings, was?« Sie brach in
triumphierendes Kichern aus. »Sie konnte es gar nicht erwarten, zu sterben,
wissen Sie!«
    Er
schlug ihr mit der Hand über den Mund, und es klang wie ein Peitschenknall. Einen
Augenblick lang saß sie nur da, blickte schweigend zu ihm empor, und dann
schien sich etwas wie ein dünner Schleier über ihre Augen zu legen. Ich dachte,
dieser Schlag sei der letzte Anstoß gewesen, sie in eine Art Stupor zu
versetzen, und vielleicht würde sie niemals zusammen mit Marvin vor Gericht
stehen, sondern den Rest ihres Lebens in einem staatlichen Irrenhaus verbringen
müssen. Und während mir noch diese albernen Gedanken durch den Kopf gingen,
geriet sie plötzlich in Aktion. Sie handelte so schnell, daß schon fast alles
vorüber war, bevor Clay reagierte. Sie duckte sich nach vorn, hob das Messer
vom Teppich zu ihren Füßen auf und warf sich mit einer schnellen Bewegung auf
Clay, das Messer bis zum Heft in seinen Magen stoßend.
    Es
war schon zu spät, als ich ihr mit der Kante meiner Hand einen Schlag in den
Nacken versetzte, der ihr sofort das Bewußtsein nahm. Ihre Knie gaben unter ihr
nach; sie fiel ungeschickt rücklings über den Stuhl und blieb dort, den Kopf
über die Armlehne hinunterhängend, liegen. Clay trat ein paar taumelnde
Schritte zurück, wobei seine Hand vergeblich an dem Messergriff zog, dann sank
er auf der Couch zusammen.
    »Clay?«
Sonias Stimme erhob sich in einem schrillen Aufschrei. »Clay!«
    »Telefonieren
Sie nach einem Krankenwagen«, sagte ich. »Schnell!«
    Sie
eilte blindlings auf das Telefon zu, während Clay langsam den Kopf wandte.
    »Kein
großer Verlust, Rick, was?« Seine Lippen verzogen sich zu einem mühsamen
Lächeln, und für eine Sekunde erschien wieder der alte, herausfordernde Blick
in seinen Augen. »Ich war ohnehin erledigt. Irgendwie habe ich gehofft, sie
würde dieses Messer in mich hineinstoßen. Ich hätte nie den Mut gehabt, es
selbst zu besorgen.«
    Ein
Ausdruck plötzlichen krampfhaften Schmerzes zuckte über sein Gesicht,
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