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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin
Autoren: Carter Brown
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und reichte es Lisa. Dann machte er
zwei Scotch auf Eis zurecht, gab ein Glas Polly und hob das andere in die Höhe.
    »Nun«,
sagte er liebenswürdig, »auf wen wollen wir trinken, Freunde?«
    »Warum
nicht auf den Obertrottel — Harold Loomis?« schlug ich vor.
    »Der
arme alte Harold.« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Diese lausigen Polypen
glauben, er habe die arme Kleine umgebracht, dabei war er wie ein Wahnsinniger
in sie verliebt! Stimmt’s, nicht?«
    »Und
ob!« Lisa kicherte beglückt. »Armer alter Harold. Der unglückliche Liebhaber,
wie er im Buche steht.«
    Sie
machte, das Glas in einer Hand, eine Pirouette und blieb, Sonia zugewandt,
stehen. »He, schaut mal her!« Das Messer fuhr nach vorne, bis die Spitze das
auf der Vorderseite des Seidenkleids verschmierte Blut berührte. »Da hat jemand
geschnipselt, bevor wir gekommen sind.«
    »Das
war nur ein Versehen«, sagte Sonia mit bebender Stimme.
    »Ein
Jammer, wirklich«, schnurrte Lisa. »Ein solch hübsches Kleid so zuzurichten.
Sie sollten sich umziehen, Miss Dresden.«
    »Nein,
es ist schon gut.« Sonia zwang sich zu einem Lächeln. »Trotzdem, vielen Dank.«
    »Lassen
Sie mich Ihnen helfen.« Lisa kicherte. »Ich wette, Sie werden überrascht sein,
wie leicht es ist, aus diesem alten, schmutzigen Kleid herauszukommen. Sehen
Sie den aufregenden alten Schlitz hier an der Seite?« Die Messerspitze wies auf
die Schleife oben an Sonias Schenkel, ruhte dort für einen Augenblick und fuhr
dann nach oben. Sonia stieß einen dünnen Schrei aus, und ihr Körper erstarrte,
als die Klinge blitzschnell an ihrer Seite empor und über ihre Schultern glitt.
    »Da!«
Lisa trat zurück und kicherte erneut. »Sehen Sie?«
    Das
ruinierte Seidenkleid fiel in einem zerknüllten Haufen um Sonias Knöchel, und
sie stand in einem weißen Büstenhalter und dazu passendem Bikinihöschen da. Sie
preßte beide Hände gegen das Gesicht und begann, unterdrückt zu weinen, wobei
ihr ganzer Körper vor nervöser Spannung zitterte.
    »Sie
haben wirklich eine bezaubernde Figur, Miss Dresden«, sagte Lisa mit
bewundernder Stimme. »Ich wette, der alte Joey hat einen Heidenspaß gehabt,
solange er hier mit Ihnen eingesperrt war, was?«
    »Bitte!«
flehte Sonia mit gebrochener, flüsternder Stimme. »Bitte, lassen Sie mich in
Ruhe!«
    »Nun,
nun«, sagte Marvin abrupt, »Sie haben keinen Grund, so daherzureden, Miss
Dresden. Wir haben die Absicht, Sie in Ruhe zu lassen — und zwar bald. Aber
zuerst wollen wir uns mal mit euch freundschaftlich unterhalten, und wenn wir ein
paar Dinge geregelt haben, nun—«, er strahlte sie an, »-dann hauen wir gleich
ab und belästigen so nette Leute wie euch nicht länger. Stimmt’s nicht, Lisa?«
    »Klar.«
Lisa nickte zustimmend. »Wir sind nur auf ein paar Drinks, eine freundliche
Unterhaltung und ein paar lustige Spielchen mit dem Großen dort gekommen, bevor
wir wieder gehen. Stimmt’s nicht, Polly?«
    Auf
Pollys Gesicht erschien ein gespannter, angestrengter Ausdruck, während sie der
Reihe nach alle anblickte. Dann versuchte sie krampfhaft, Lisa zuzulächeln,
schaffte es aber nicht ganz.
    »Glaubst
du nicht, daß dies nun weit genug gegangen ist?« fragte sie unsicher. »Ich
meine, wir sind doch hierhergekommen, um mit Sicherheit herauszufinden, ob Holman
Angie ermordet hat und ob ihn Clay Rawlings damit beauftragt hat. Ich bin
sicher, du hast sie nun ausreichend eingeschüchtert, so daß sie mit der
Wahrheit herausrücken werden.«
    »He, Marv ?« Lisa rollte wild die Augen. »Hast du das
mitgekriegt? Klein-Polly zieht mal wieder den Schwanz ein.«
    »Käse!«
sagte Marvin mit gedehnter Stimme und schüttelte betrübt den Kopf. »Ich glaube,
sie hat einfach nicht den richtigen Mumm für die Sache. Aber ich habe eine gute
Idee. Wir brauchen diese kleine Wanze hier nicht weiter.« Er wies auf Baby, die
zusammengekauert auf ihrem Stuhl saß und ihn mit vor Angst weit aufgerissenen
Augen beobachtete. »Wie wär’s also, wenn Polly sie hinausbringt, während wir
zur Sache kommen?«
    »Großartig«,
sagte Lisa. »Was hältst du davon, Polly?«
    Die
stramme Blonde zögerte einen Augenblick und nickte dann. »Okay.«
    »Aufstehen!«
Die Messerspitze preßte sich sacht gegen den unteren Teil von Babys Kehle. »Und
vergessen Sie eine Kleinigkeit nicht«, sagte Lisa mit brüchiger Stimme, »die
alte Polly ist vielleicht ein bißchen weichherzig, aber wenn Sie ihr
irgendwelche Scherereien machen, dann kommt die alte kleine Lisa hinter
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