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Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Autoren: Arthur Schurig
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Trümmer an jene Zeit.
    Am 23. September, einem Tage, den die Bürger noch immer festlich begehen, hielt Cortes seinen Einzug in der volkreichen und prächtigen Hauptstadt Tlaskala (Brodhausen). Drei Wochen blieb er hier, um die neue Freundschaft zu festigen. Sodann ging der Marsch weiter nach Cholula, der Hauptstadt eines Landes, das seine ursprüngliche völlige Freiheit eingebüßt hatte und in eine Art Abhängigkeit vom Reiche Mexiko geraten war. Die Cholulaner standen im Rufe, verweichlicht zu sein. Dafür blühte bei ihnen allerhand Kunsthandwerk. Ihre Stadt besaß den weithin berühmtesten Tempel, das Ziel zahlreicher Pilger von nah und fern. Cholula (d. h. Ort der Heimatlosen)war die heilige Stadt von Anahuak (d. h. Wassergau). Der dort verehrte Gott war Quezalkoatl, der Gott der Lüfte. Auf der Zinne des obersten Tempels brannte ein ewiges, weithin leuchtendes Feuer. Im Grundriß nimmt die Tempelpyramide doppelt soviel Raum ein wie die Pyramide des Cheops. Seit 1604 steht eine Barockkirche auf dem Hügel, der einen köstlichen Fernblick auf das umliegende Land bis zu den Schneegipfeln des Popokatepetl, des Iztaccihuatl und des Orizaba gewährt.
    Die Cholulaner leisteten zunächst keinen kriegerischen Widerstand, und so zog der Eroberer mit seinem kleinen Heere samt den 400 Mann Hilfstruppen aus Cempoalla unbehindert in die volkreiche Stadt ein, die damals mindestens 150000 Einwohner hatte. Auf den Wunsch der Häuptlinge von Cholula nahm Cortes die 6000 Tlaskalaner, die er auf dem Marsche bei sich gehabt, nicht mit in die Stadt. Aber nach wenigen Tagen schlug das Verhalten des erst freundlichen und schaulustigen Volkes in sichtliche Feindseligkeit um, veranlaßt durch geheime Weisungen der Behörden und Priester, offenbar auf Befehl des mexikanischen Hofes. Verschiedene Anzeichen verrieten den Spaniern die drohende Gefahr.
    Cortes vergegenwärtigte sich seine Lage. Die Stadt sofort wieder zu verlassen, dünkte ihm nicht ratsam, da dies Furcht und Zaghaftigkeit verraten hätte. Vermutlich war im Augenblick des Abmarsches ein Überfall in den Straßen der Stadt zu erwarten. Das aber wäre der Untergang seines Heeres gewesen. Die Spanier mußten also in der Stadt verbleiben, und zwar als ihre Gewaltherren. Dies schien dem Feldherrn nur auf einem einzigen Wege möglich, und schnell entschlossen wählte er ihn.
    Er berief die Häuptlinge der Stadt zu sich, tat vor ihnen, als sei er willens, am kommenden Morgen den Vormarsch fortzusetzen, und bat sie um 2000 Mann zur Weiterschaffung seiner Geschütze und des Gepäcks. Die Häuptlingewilligten gern ein, denn damit erhofften sie, die ihnen gefährlichsten Waffen der Fremdlinge mühelos in ihre Hände zu bekommen. Daß Cortes ihren geheimen Man, ihn und seine Truppen zu überfallen, durchschaute, ahnten sie nicht.
    Die Hispanier verbrachten die Nacht in Gefechtsbereitschaft, und am frühen Morgen, noch ehe die angeforderten cholulanischen Truppen vor dem Quartier erschienen, stellte Cortes seine eigenen Truppen und die Geschütze so auf, daß sie die unvorbereiteten 2000 Cholulaner auf ein verabredetes Zeichen unter Feuer nehmen und vernichten konnten. Die 6000 vor der Stadt lagernden Tlaskalaner erhielten Befehl, zu zwei Dritteln ebenfalls auf ein bestimmtes Zeichen in die Stadt einzudringen.
    Die 2000 Cholulaner rückten sodann pünktlich in den Hof des Quartiers und stellten sich daselbst in der üblichen gedrängten Form auf. Auch die Häuptlinge der Stadt fanden sich nach dem Wunsche des spanischen Befehlshabers im Hofe ein. Cortes bat sie in einen der Säle und eröffnete ihnen dort in eiserner Kälte, daß er ihre Pläne wisse und sie in ihrem eigenen Blute ertränken werde. Ohne sie weiter anzuhören, ließ er als verabredetes Zeichen einen Kanonenschuß abgeben, worauf die im Hofe stehenden Truppen der Cholulaner niedergeschossen und niedergehauen wurden. Zugleich drangen die tlaskalantschen Hilfstruppen in die Stadt, stirnumkränzt, um sich von ihren Feinden zu unterscheiden. Es begann eine allgemeine Plünderung und Brandschatzung. Scheußlichkeiten aller Art wurden verübt.
    Nach der Erzählung des Bischofs Las Casas hat sich Cortes nicht persönlich an dem Gemetzel beteiligt, aber er schaute von der Höhe einer Tempelpyramide hinab auf das Morden und Sengen in der Stadt und hörte den Waffenlärm und das Angstgeschrei zu seinen Füßen. Dabei soll er Verse aus einer alten Romanze vom Brande Roms vor sich hingesprochen haben.
    Erst spät gebot der Eroberer
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