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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition)
Autoren: Lucius Forster
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sehe, Sie sind sich nicht ganz sicher. Vielleicht kann ich Ihnen bei der Entscheidung helfen.
    Sind Sie Koch?
    Ganz sicher nicht. Genau genommen kann ich überhaupt nicht kochen.
    Dann weiß ich nicht, warum ich Ihre Hilfe bräuchte.
    Was kochen Sie?
    Ein Curry.
    Was ist das?
    Wollen Sie mich verarschen?
    Überhaupt nicht. Ich kenne Curry nur als Gewürz.
    Das Gewürz ist da mit drin.
    Ach so. Für wie viele Personen kochen Sie?
    Nur für mich allein.
    Ganz allein? Das ist doch langweilig. Was halten Sie davon, wenn wir gemeinsam kochen? Und Sie zeigen mir, wie man so was macht?
    Ich kenne Sie ja nicht mal.
    Dann lernen Sie mich kennen. Ich bin deutscher Staatsbürger und wohne hier im Viertel. Ich bin völlig harmlos. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie kochen und ich bezahle. Hier: Geben Sie mir den Korb, ich trage ihn. Ich spüle auch gerne das Geschirr ab, wenn es hilft, nur lassen Sie uns Freunde werden, okay?
    Na gut.
    Ich bin Donald.
    Bettina.
    Tina war ungefähr so groß wie Donald und ziemlich dünn. Auch ihr Gesicht war eher schmal, aber der Mund ragte seltsam heraus, weil sie große Zähne hatte und ihr Kiefer nach vorne spitz zulief. Deswegen sah sie immer so aus, als hätte sie etwas im Mund oder würde gerade an einem Strohhalm ziehen. Hinzu kam, dass sie ständig ihre Lippen zusammenpresste und kreisen ließ und sich solchermaßen bei geschlossenem Mund mit der Zunge die Zähne säuberte. Das war eine Art nervöser Tick von ihr, der sie aussehen ließ wie ein Kamel. Sie hatte überhaupt keine Titten (nicht einmal ansatzweise) und einen sehr kleinen Arsch, was Donald als willkommene Abwechslung begrüßte. Ihre androgyne Erscheinung hatte etwas perverses, dekadentes, unerlaubtes.
    Ihre braunen, mit verblassten blonden Strähnen durchsetzten Haare sahen fettig aus, obwohl sie gewaschen waren und erinnerten irgendwie an Ulrike Meinhof. Sie trug Jeans, Sneakers und ein Skater-T-Shirt, weil sie gerade direkt vom Job kommt, wie sie sagte. Tina war ursprünglich aus Stuttgart und arbeitete seit etwa zehn Jahren in München – irgendwas in den Medien. Sie war furchtbar langweilig und borniert, was sich vor allem darin äußerte, dass sie alles geht gar nicht fand und alles andere voll unverschämt . Ihre mickrige Zweizimmerwohnung war penibel aufgeräumt und geputzt, ihre Möbel waren aus Holz und überall lag indisches Esozeug herum wie Räucherstäbchen, eine kleine Shiva-Statue im Regal und Ayurveda-Bücher. Es roch nach tausenden von Gewürzen, Chai-Tees und natürlich Patchouli.
    Sie hielten sich an die übliche Reihenfolge, kochten erst zusammen, saßen dann zusammen beim Essen und plauderten noch ein wenig, bevor Donald ein paar sinnlose Fragen zur Inneneinrichtung stellte und sie im Gang küsste. Aus irgendeinem Grund, den er sich bislang nicht erklären konnte, schmecken alle Frauen, die auf Biokost schwören, nach Kohlrabi, auch wenn sie gar keinen Kohlrabi gegessen haben. Donald fragte sich dann immer, ob diese Frauen im Gegenzug fanden, dass er nach Schweinefleisch schmeckte oder ähnliches. Zumindest Tinas Muschi aber schmeckte wie eine richtige Muschi, etwas muffig, ein bisschen sauer. Die Schamhaare waren sauber gestutzt, ohne den Eindruck einer Intimfrisur zu erwecken. Tina war von den Ereignissen überrumpelt und machte sich etwas Sorgen, dass sie hier einen großen Fehler begehe. Es war also auch kein Wunder, dass sie auf ein Kondom insistierte. Ihre Möse war wider Erwarten sehr weit, was im Zusammenarbeit mit dem Kondom zur Folge hatte, dass Donald kaum etwas spürte, als er in sie eindrang. Dementsprechend lange dauerte auch der Akt und wenn er danach nicht so verdammt müde gewesen wäre, hätte er sicherlich sofort das Weite gesucht.
    Stattdessen aber erwachte er eben an jenem besagten Morgen neben dieser recht farblosen Liebschaft. Es war der erste Frühlingstag und es war ein Samstag, weshalb Tina ihm vorschlug, man könne doch gemeinsam durch den Park spazieren. Donald ließ sich nichts anmerken und als Tina für einen Moment auf die Toilette ging, floh er aus der Wohnung – noch halbnackt und mit den Schuhen unterm Arm.

    // Drei Tage später erhielt Donald einen Brief mit einem schwarz umrandeten Umschlag. Es war die Einladung zu Gabrieles Seebestattung auf Barbados. Er las sie kurz durch und legte sie beiseite, so wie man einen Brief von der Versicherung erst einmal beiseite legt, um sich später damit zu beschäftigen. Doch er nahm die Karte dann im Laufe des Tages immer wieder
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