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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition)
Autoren: Lucius Forster
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frei gewesen, warum also sollte er sich das Recht dazu herausnehmen dürfen?
    Donald stand auf und zog sich an. Brigitte versuchte nicht, ihn zurückzuhalten. Sie war auch nicht sonderlich überrascht. Er wünschte ihr eine gute Nacht und ging wieder nach unten in die Hotelbar.

    // Der Barkeeper teilte Donald mit, dass die anderen Deutschen nach draußen zur Strandbar umgezogen waren. In der Tat fand er dort Johann, den Anwalt mit der Rolex und einen dicken Russen in einem schneeweißen Hemd zugange, allesamt völlig betrunken und überschwänglich mit einheimischen Damen tanzend – eine Art Arsch-und-Titten-Wackeltanz im Takt ekstatischer, urwaldmäßiger Salsa-Rhythmen. Der Schweiß stand den Männern auf der Stirn und glänzte im Mond- und Partylicht, die dunkelhäutigen Damen huschten um sie herum wie Schatten mit weiblichen Formen, wie Nachtgeister der Verführung. Donald hatte Spaß daran, ihnen zuzusehen, aber nach dreimaligem Abspritzen mit Brigitte war er nicht sonderlich erpicht auf ein weiteres sexuelles Abenteuer. Johann bestellte ihm einen Drink und stellte ihm seine neuen Bekannten vor.
    Der eine ist Peter, den hast du ja vorhin schon kennen gelernt. Er hat mir erzählt, dass er auch mal Sex mit deiner MILF hatte. Da war sie aber erst 18. Jetzt ist er Anwalt für Mietrecht. Ich glaube, dass er gerade zum ersten Mal in seinem Leben Spaß hat. Trink das, das spült dir dein ganzes Gehirn aus.
    Was ist das?
    Rum. Aber richtig guter Stoff. Ich habe meine eigene Flasche hier. Habe ich im Hotel gekauft. Das Beste, was die Insel zu bieten hat.
    Donald trank das Glas aus.
    Wer ist der andere?
    Das ist Sergej. Gazprom.
    Alles klar.
    Bist du traurig, dass sie tot ist?
    Nein.
    Ich schon.
    Warum? Du kanntest sie doch nicht mal.
    Ich weiß auch nicht. Mich hat das berührt. Vielleicht bin ich zu sentimental. Aber der Tod ist ein guter Lehrer. Ich habe mich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Und darum werde ich auch morgen nicht zurückfliegen.
    Was?
    Ich bleibe hier. Vielleicht setze ich über nach Venezuela oder Mexiko. Dort wedel ich mit ein paar Geldscheinen und locke mir die Frauen an. Man braucht dafür auch gar nicht ins Puff zu gehen. Die ganze Welt ist ja ein Puff. Verstehst du! Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, die richtige Sprache zu finden, um in der Welt zu bestehen. Ich habe versucht, die Welt mit Worten zu beschreiben, ihre Phänomene auf den Punkt zu bringen, pointiert, gewandt, poetisch! Was für eine Zeitverschwendung! Die Antwort auf alles lag für mich immer in greifbarer Nähe wie ein Revolver in einer Schublade. Und ich habe sie nie benutzt. Verstehst du! Geld ist die einzige Sprache, die die Welt versteht. Schau dir diesen Russen an! Er ist ein Dostojewski, ein Poet! Ein Poet des Geldes. Und ich Idiot habe mich immer dafür geschämt, dass meine Eltern reich sind. Wie als ob man sich schämt, dass man eine Sprache spricht. Die einzige Sprache, die etwas zählt! Ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, zu saufen und zu ficken. Und ich werde bewusstlos in der Gosse aufwachen und man wird mir meine Uhr stehlen und meine Schuhe und vielleicht noch Schlimmeres. Ich werde nicht verhüten und werde mir AIDS holen. Alles sollen sie fressen, mein Geld, mein Leben, alles muss weg, alles. Und darauf trinken wir. Salut!
    Sie tranken Rum und tanzten mit den Frauen. Aber Donald war müde, Johanns Geschwätz ermüdete ihn, der Rausch machte ihn schläfrig, der Sex mit Brigitte, der Jetlag und der ganze Tag holten ihn ein und ein Schleier legte sich über seine Augen und seine Stirn. Die Leute um ihn herum tanzten wie wild, ihre Gesichter waren Grimassen, ihre Bewegungen Verrenkungen, spastische Anfälle. Donald schlich sich heimlich davon und ging ans Meer hinunter. Er zog sich nackt aus und nahm ein Bad in den mächtigen Wellen, die über ihn hinweg rauschten und ihn zu Boden drückten. Er legte sich in den Sand und betrachtete die Sterne. Was nun? Wie sollte er weiter verfahren? Sollte er Johann begleiten, ein Reisender werden auf der sinnlosen Suche nach einem Abenteuer, deren Scheitern vorprogrammiert war. Johann suchte kein Abenteuer, denn er wusste nur zu gut, dass es keine Abenteuer mehr gab. Johann suchte den Tod und eine ziemlich romantische Form dessen. Andererseits hatte Donald noch niemals eine Indio-Frau besessen, noch nicht einmal eine richtige Latina und die schwarzen Frauen waren ja gleichfalls nicht zu verachten, also mochte es sich durchaus lohnen, ein wenig
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