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Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Die Erlösung der Frauen (German Edition)

Titel: Die Erlösung der Frauen (German Edition)
Autoren: Lucius Forster
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denn er war tatsächlich verliebt in Catherine. Aber gerade deswegen ließ er es auf sich beruhen. Ein Theater, gerade von ihm, hätte alles zerstört, was er lieber wohl in Erinnerung behalten wollte. Außerdem hatte er andere Probleme: Er hatte kein Geld, um nach Hause zu kommen. Catherine machte keinerlei Andeutung, ihm auszuhelfen und das fand er auf erfrischende Weise ernüchternd, so dass er es auf sich beruhen ließ. Seine Versuche, sie wenigstens noch einmal in die Muschi zu ficken, blockte sie ab. Dies war die einzig echte Enttäuschung. Er begleitete sie zum Flughafen und wartete mit ihr auf den Check-In. Er machte ihr keine Vorwürfe und fragte sie nicht, ob, wann und unter welchen Umständen sie sich wiedersehen würden. Auch sie fragte nichts dergleichen und es interessierte sie auch nicht, was er nun vorhatte, obwohl sie ja wusste, dass er kein Geld hatte. Nicht, dass sie ihm böse gewesen wäre, vielmehr gab sie ihm Küsse, umarmte ihn und teilte ihm mit, wie sehr sie ihn vermissen werde. Donald verharrte in Demut. Und als sie hinter dem Schalter verschwunden war und ihm klar wurde, dass er sie über alles liebte und dass er sie niemals wieder sehen würde, in diesem Moment war er geheilt.

    // Die Krankheit, unter der Donald gelitten hatte seit der Nachricht von Gabrieles nahendem Tod, war ein Gefühl von tiefer, nicht wieder gut zu machender Schuld. Es war das schreckliche aufkeimende Bewusstsein darüber, dass all seine Bemühungen, die Frauen glücklich zu machen, letztendlich das Gegenteil bewirkten. Er wollte sie erlösen von ihrem endlosen Begehren, von überspannten Idealen und Moralvorstellungen, er wollte ihr Heilsbringer sein, der Mittler zwischen den unvereinbaren Welten der Frauen und Männer, er wollte die Schöpfung versöhnen. Aber am Ende hinterließ er immer eine enttäuschte Frau.
    Dass nun er der Enttäuschte war, war für ihn ein großer Moment der Versöhnung, es war geradezu ein Geschenk. Zum ersten Mal seit seiner Teenager-Zeit spürte er wieder eine unkontrollierbare Sehnsucht in sich aufflammen, eine Sehnsucht, die nun nicht mehr zu stillen war, die er nun für lange Zeit mit sich herum tragen musste. Die Frauen hatten sich gerächt und dankbar nahm er die Strafe an.
    Mit seinen letzten verbleibenden Münzen ging er in einen Callshop und rief Johann an, der glücklicherweise aus der Arktis zurück war. Dieser buchte ihm einen Flug für den kommenden Tag und Donald verbrachte die Nacht im Wartesaal des Flughafens. Er fühlte, wie seine Satyriasis langsam schwächer wurde, so wie ein Klavierakkord verstummt. Aber mit dem Abflauen der Geilheit nahm auch seine Verliebtheit zu, seine Sehnsucht nach Catherine. Er suhlte sich in seinem Leid wie eine Frau.
    In München lag Schnee und überall blinkten Lichterketten von den Fenstern herab. Die Menschen saßen in ihren kleinen Höhlen, ihren Parzellen, die man ihnen zugeteilt hat, so wie man sie den Insassen eines Gefängnisses zuteilt, aber sie wahren stolz auf ihren Platz in der Welt, stolz auf ihre kleine Höhle, ihre kleine Familie, ihr erbärmliches Dasein in der Dunkelheit des Winters, ihr jämmerliches Weihnachten. Donald hasste es, zurück zu sein. Er öffnete die Tür zu seiner Wohnung, stellte die Tasche auf die Seite, legte sich ins Bett und blieb dort zwei Tage lang liegen. Dann nahm er eine Dusche, rasierte sich, bügelte sein feinstes Hemd und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.

    // Gabriele lag in einem verhältnismäßig geschmackvoll eingerichteten Einzelzimmer in einer Privatklinik. Das ganze Zimmer war über und über mit Blumensträußen beschmückt. Wenn man aus dem Fenster blickte, sah man hinunter ins Isartal, doch zu dieser Jahreszeit war auch dort alles grau und finster. Aus jenem Fenster blickte Gabriele in dem Moment, als Donald zur Tür hineinkam. Als sie ihn sah, lächelte sie. Es war ein sehr freundliches und ganz unverbindliches Lächeln und Donald erschrak, als ihm klar wurde, dass dies das Lächeln einer Sterbenden war.
    Was machst du denn hier?
    Ihre Stimme klang müde und belegt. Sie lag auf dem Bett, eine Infusionsnadel im Arm, deutlich abgemagert, ergraut und mit sehr dünnem Haar.
    Wollte bloß mal nachsehen, wie's dir geht.
    Gabriele lachte. Ihr Lachen hatte sich gar nicht verändert. Er erinnerte sich daran, wie sie ihn auf Barbados wegen seiner pinkfarbenen Badehose ausgelacht hatte. Als Mann hatte sie ihn freilich nie sonderlich ernst genommen.
    Die Ärzte sagen, ich mache mich gut. Aber
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