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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mamuschka.«
    »Welch eine Welt!« Sie setzte sich neben Lobow auf die Sessellehne und schlang ihren Arm um seinen Nacken.
    Jetzt ist er wieder der kleine Junge, dachte sie zärtlich. Jetzt braucht er seine Mutter. Borja, mein Söhnchen, lehn' den Kopf an meine Brust, ich bin bei dir …
    Fünf Tage später landete Lyda Lobowna auf dem Flugplatz Scheremtjewo. Boris holte sie ab. Einen großen Blumenstrauß reckte er ihr entgegen, als sie ihm mit ausgebreiteten Armen entgegenlief.
    Niemand beachtete sie. Kein Reporter war da, kein Fernsehen. Warum auch? Da kam eine Bürgerin aus Athen zurück, wie Millionen anderer Bürger auch aus aller Welt zurückkommen nach Moskau. Etwas Besonderes dabei, Genossen? Bei uns sind alle gleich.
    »Ich liebe dich«, sagte Lyda, und ihre Augen glänzten.
    »Ich bin so glücklich«, sagte Lobow. »Sag nichts! Erzähl mir nichts! Ich will nichts wissen! Ich will nur spüren, daß du wieder da bist. Für mich ist die Welt vollkommen!«
    »Ich habe gesiegt!« sagte sie trotzdem. »Sie haben es eingesehen, daß ich endlich glücklich bin. Tante Andromeda, Onkel Lakadonis, Onkel Portales … alle! Der Konzern wird jetzt von einem Direktions-Gremium geleitet, dessen Vorsitz ich habe. Alle warten auf dich, Boris. Du wirst die Direktion der Charterabteilung übernehmen. Was sagst du nun?«
    »Ich gratuliere der Siegerin!« Er führte sie zu seinem Wagen und warf, nachdem sie eingestiegen war, die schönen Blumen auf den Rücksitz.
    »Das klingt nicht begeistert«, sagte Lyda.
    »Ich bekomme keine Ausreise.«
    »Ist das sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Und warum wollen sie dich hier festhalten?«
    »Aus Dummheit. Eine Kraftprobe soll das sein! Die Sowjetunion läßt sich von einer westlichen Millionenerbin nicht zu Handlungen zwingen. Wenn ausgereist wird, bestimmen sie das, die Kremlbeamten.«
    »Dann warten wir eben!« sagte Lyda trotzig. »Ich werde das schon von euch lernen: Warten! Mich wird wohl keiner daran hindern?«
    »Kaum …« Lobow fuhr an. Im Rückspiegel sah er, daß ihnen ein schwarzer Moskwitsch-Wagen folgte. Die Kollegen vom KGB. Er lächelte trübe vor sich hin. »Können wir jetzt unsere Hochzeitsreise antreten, Lyda?«
    »Nach Sibirien? An den Baikalsee? Muß das sein, Boris?«
    »Nein. Ich habe einen anderen Gedanken. Wir fahren an das Schwarze Meer, an die grusinische Küste. In das Bad Kobuleti. Ich will dir das Land meines Vaters zeigen. Ein wunderschönes Land am Fuße des Kleinen Kaukasus. Ich habe vier Wochen Urlaub bekommen!«
    »Und nach dem Urlaub, Boris?« fragte Lyda nachdenklich.
    »Wer denkt daran?« Boris lachte etwas bemüht. »Solange Rußland besteht, haben seine Menschen immer ihren Glauben bewahrt, daß das Leben eines Tages leichter sein wird. Ein Rezept, über tausend Jahre vererbt. Warum sollen wir die Tradition durchbrechen? Glauben wir an morgen!«
    Drei Wochen später jubelten alle Zeitungen in der westlichen Welt. Die ›Sauregurkenzeit‹ war vorbei. Man hatte wieder Stoff für ein halbes Jahr!
    Drei Wochen später verließ Oberst Pujatkin seinen Schreibtisch und legte sich in einer Moskauer Klinik ins Bett. Kreislaufstörungen schlimmster Art.
    Drei Wochen später beobachteten Beamte des KGB, daß Lobows Mutter Maja Gawrilowna eine Kirche besuchte und dort andächtig betete.
    Drei Wochen später protestierte der sowjetische Botschafter in Athen bei der griechischen Regierung und wußte doch im voraus, daß es nur kalter Wind war. Seine Protestnote wurde angenommen, aber nur lau und ausweichend beantwortet.
    Was war geschehen?
    Nicht viel. Und doch nahm der halbe Erdball Anteil daran und freute sich.
    Betroffen, ja niedergedrückt war allein der CIA. Ihm paßten die Ereignisse gar nicht in das Propagandabild, das man aufgebaut hatte. Major James Bulder drückte es bei Robert Hermans, dem Militärattache der US-Botschaft in Athen, auf seine Art aus:
    »Da haben wir einen schönen Scheißhaufen hingesetzt und werden noch lange danach stinken! Bob, wirf mir einen Bourbon rüber! Diese Russen! Wie soll man mit denen klarkommen, wenn sie anders reagieren, als man's von ihnen erwartet?« Er nahm einen langen Schluck, streckte die Beine weit von sich und knöpfte sein Hemd auf. Der Herbst in Athen war berüchtigt für seine schwüle Hitze. »Der ganze Rummel mit der Erbin … Alles umsonst! Verdammt, man kann eben keine Politik machen, wenn die Entscheidungen im Bett fallen! Dieser Lobow! Der Junge muß unheimliche Qualitäten besitzen!«
    Und das war
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