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Die Erbin

Die Erbin

Titel: Die Erbin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verzweiflung, herausgeschriene Qual. »Lügen des CIA! Alles, was sie sagen, ist Lüge! Der CIA hat immer nur gelogen!«
    »Darf ich etwas sagen?« fragte der stille Mann am Tisch.
    »Nein!« Wie eine Giftschlange fuhr sie über den Tisch, lag halb über ihm und starrte den Mann haßerfüllt an. Oh, sie konnte hassen! Das hatte sie gelernt. Damit war sie aufgewachsen. Als Kind schon lebte sie mit dem Haß zusammen: Haß gegen die Geliebten ihres Vaters, Haß gegen die Sängerin Irena Palvietti, vor der ihre Mutter Genia weggelaufen war. Haß gegen die zweite Frau, von der alle Welt sprach: Nanette Johnes, die alle Nany nannten – ein Katzenwesen, das alles zerstörte, was in ihre Nähe kam. Haß auch gegen sich selbst, die nicht wußte, wohin sie gehörte, gegen ihren Körper, der anders reagierte als ihr Verstand. Da waren die Abende in Paris und New York, in den Clubs und hinter verschlossenen Türen, da waren die wilden Partys des Jet-set und das turbulente Dolce vita mit Männern ohne Zahl. Und hinterher die Leere, die grausame Ernüchterung, der angstvolle Blick in den Spiegel: Wer bist du? Du bist, was du bist, nur weil du die Tochter von Stavros Penopoulos bist, die Tochter des Milliardärs. Des Frachterkönigs, des Herrn der Weltmeere. Die Tochter eines Imperiums aus sechzig Schiffen. Ein lebender Goldklumpen für alle die, die dir schmeichelnd zu Füßen liegen oder geduldig das Bett mit dir teilen. Du bist Lyda Penopoulos, der reichlich roh geschliffene größte Diamant der Welt. Eine Milliarde Dollar bist du wert. Wärest du nur tausend Dollar schwer, wer würde dich ansehen? Wer dir Liebe vorheucheln? Wer würde dir alles verzeihen, was du tust, und wäre es noch so verrückt?! Du wirst nur wahrgenommen, weil du Lyda Penopoulos bist!
    Haß! Haß überall!
    »Nein! Sie dürfen nichts sagen!« schrie sie. »Was wollen Sie hier? Gehen Sie weg! Verschwinden Sie! Ich kann Sie nicht sehen! Sie sind vom CIA!«
    »Wenn Daten und Fakten Sie nicht überzeugen – was muß dann noch passieren, damit Sie endlich einen Irrtum einsehen? Ich wiederhole: Nach unseren Unterlagen ist Ihr Mann Boris Jegorowitsch Lobow Mitglied der Kommunistischen Partei der UdSSR, Mitglied des KGB, also des Geheimdienstes, und gegenwärtig als Spezialagent des KGB im Range eines Hauptmanns.«
    »Ihre Unterlagen!« Sie lag über dem Tisch und stieß mit der Faust gegen das aufgeschlagene Aktenstück. »Lügen! Fälschungen! Ich brauche nur in Boris' Augen zu blicken, um zu wissen, daß er nicht lügt.«
    »Eine halbe Wahrheit.« Major Bulder vom CIA blickte über Lyda hinweg in den sonnenglänzenden Park. »Er hat nur ein Auge, das andere ist aus Glas.«
    »Sie gemeines Schwein!« sagte sie dumpf. Sie warf sich wieder auf den Stuhl und blickte hinüber zu ihrer Tante Andromeda. »Bring ihn weg! Ich kann nicht mehr atmen! Es kommt mir hoch, wenn ich ihn ansehe!«
    »Major Bulder tut nur seine Pflicht.« Tante Andromeda schlang die Perlenkette um ihre Hand. »Wir haben die Unterlagen studiert und hielten es für dringend notwendig, dich nach Athen zu bitten.«
    »Bitten? Ihr habt gedroht, mich entmündigen zu lassen! Für verrückt wolltet ihr mich erklären! Mein Erbe, Papas ganzes Lebenswerk, wolltet ihr an euch reißen! Wie lange habt ihr auf diese Gelegenheit gewartet! Wie Geier seid ihr, wie Geier!! Meine Liebe zu Boris war für euch nur das ersehnte Signal zum Zuschlagen. Oh, wenn das Papa wüßte!«
    »Wenn Stavros noch lebte, hättest du diesen Russen nie geheiratet.«
    »Doch! Ich hätte es!«
    »Du hättest überhaupt nie die Möglichkeit gehabt, ihn kennenzulernen.«
    »Aber ich habe sie gehabt, ich liebe ihn, und ich bleibe bei ihm!« Sie betrachtete Major James Bulder, als sei er ein ekliges, glitschiges Tier. In ihrem Gesicht mit den etwas vorquellenden Augen und der verbogenen Nase zuckte es. Der breite, sinnliche Mund verzog sich in Verachtung. »Der CIA! Der hat nie gelogen, was? Der Bericht über Präsident Kennedys Ermordung war keine Lüge? Und der Bericht über die Ermordung von Robert Kennedy? Alles Wahrheit? Warum wurde der angebliche Mörder Oswald in Gegenwart von einem Dutzend Polizisten umgebracht? Warum starben hintereinander, unter sehr merkwürdigen Umständen, über zwanzig Zeugen, die mehr vom Tod Kennedys wußten als andere? Aber das ist alles nicht wahr! Der CIA hat noch nie gelogen!«
    »Es geht hier nicht um Kennedy, sondern um die Unterwanderung eines großen und wichtigen westlichen Wirtschaftssystems
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