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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
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ich mal.“

„Und was haben sie mit dir vor?“

Constantine begann umher zu gehen. Für einen Halbgott-Halberzengel machte er einen ganz schön lässigen Eindruck, wie ich fest stellte. „Sie hoffen, dass ihr mich sucht und ihnen so in die Arme lauft. Scheinbar ist es ihnen zu riskant euch in eurer Stadt anzugreifen. Danach werden sie vermutlich versuchen, mich zu töten.“

Scheinbar war das für Constantine nicht unbedingt ein Grund zur Sorge. Er redete, als würde er mir Tipps zum Kuchenbacken geben.

„Na, viel haben sie dir bisher wohl noch nicht anhaben können, was?“, meinte ich daher und deutete auf ihn. Er sah gut aus, sauber und gepflegt.

Doch Constantine verzog das Gesicht. „Das hier ist nicht mein wirklicher Körper. Zumindest nicht so, wie er jetzt gerade aussieht. Du stehst ja auch nicht wirklich hier.“

Er trat neben mich. „Sieh in die Ecke dort“, forderte er mich auf.

Ich folgte seinem Blick und keuchte.

Ein großes Holzkreuz erschien und Constantine war Kopf über daran festgeknotet worden.

Sein Oberkörper war unbekleidet und er blutete aus mehreren Schnittwunden.

„Mein Gott“, stöhnte ich und Constantine trat vor.

„Ja, ich sah schon besser aus“, meinte er und beugte sich über seinen eigenen Körper.

Unter dem Rinnsal an Blut waren undeutlich Formen auf Constantines Haut zu erkennen. Wie verblasste Tätowierungen oder Hennabemalungen.

„Warum haben sie dich an ein Kreuz gefesselt?“, wollte ich wissen und Constantine verdrehte die Augen.

„Das benutzen sie normalerweise für Dämonen“, erklärte er und stand wieder auf. „Aber den meisten von denen macht das genauso wenig aus, wie mir. Mark ist ein ziemlicher Freak und glaubt, dass er mit religiösen Symbolen aus jedem einfach alles austreiben könnte. Meine Gattung ist älter als das christliche Kreuz, keine Ahnung, was er sich hiervon verspricht. Vielleicht hatte er auch gerade keine andere Folterbank zur Hand.“

„Aber wenn deine Gattung so alt ist, warum kannst du dich dann nicht befreien?“, wunderte ich mich. „Ich mein, du bist der Sohn eines Erzengels und einer Göttin.“

„Ah, schon die wichtigen Randdaten über mich erfahren“, stellte er grinsend fest. „Ja, wäre ich in meiner Welt, wäre das sicher nicht passiert. Aber siehst du, ich bin schon seit ein paar Jahren auf der Erde und mein Körper hat sich in vielen Dingen an eure Grenzen angepasst. Außerdem herrscht in meiner Welt Krieg. Meine Gattung hat grade nicht die besten Karten.“

„Krieg?“

„Krieg“, bestätigte Constantine. „Ziemlich übles Gemetzel nehm ich mal an. Ich habe es noch nicht selbst gesehen.“

Mir ging langsam ein Licht auf. „Ist das unsere Aufgabe? Die der
Erben
    meine ich? Wir sollen in eurer Welt einen Krieg entscheiden?“

Er legte den Kopf schräg. „Ein bisschen dramatisch formuliert. Ihr werdet wohl kaum etwas entscheiden können. Aber ja, ihr müsst meinem Vater helfen, wieder an die Macht zu kommen, weil sonst auch eure Welt vor die Hunde geht.“

„Und wer zum Teufel ist dein Vater?“, wollte ich genervt wissen und verschränkte selbst die Arme vor der Brust.

Constantine grinste. „Nette Formulierung. Mein Vater ist Luzifer.“

Mein Mund klappte auf. „Du bist der Sohn Luzifers?“

Er nickte.

„Und wir sprechen hier von dem gleichen Luzifer?“, hakte ich nach und lehnte mich ein wenig weiter vor. „In Ungnade gefallen vor Gott? Gefallener Engel? Danach eine Karriere als Höllenfürst?“

„Das ist mein Daddy“, bestätigte Constantine und grinste noch breiter.

Mir dagegen stand der Mund noch immer offen. „Du spinnst doch“, meinte ich schließlich und ließ hilflos die Arme fallen. „Wir können doch nicht dem Oberguru der Hölle helfen! Ich mein, wir sprechen hier von
der Hölle
    !“

Constantines Grinsen wurde dünner und er kam mit wachsender Ungeduld auf mich zu.

„Hör zu, du verstehst das noch nicht“, erklärte er und blieb dicht vor mir stehen. „Mein Vater hat bei euch Menschen einen ganz üblen Ruf, ja. Für den hat er sicher auch mehr als genug getan. Aber es gibt nicht nur Gut und Böse und mein Vater ist sicher nicht die Verkörperung eines davon. Er hat geholfen, ein Gleichgewicht herzustellen. Seine Brüder haben das unterschätzt und jetzt herrscht Krieg. Die Hölle ist ein riesiger Freizeitpark für Lilith geworden und vor allem ist ihr dieser Park nicht mehr groß genug. Und deshalb ist auch eure Welt in Gefahr.“

Ich runzelte ungläubig die Stirn.
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