Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
Vom Netzwerk:
gelangweilten Grimasse. „Nicht so gut.“

„Das habe ich gesehen.“ Er räusperte sich. „Meinst du nicht, du solltest es mal mit jemand anderem versuchen? Vielleicht entspannst du dich bei Sarah einfach nicht genug.“

„Wie kommst du nur darauf?“, entgegnete ich spitz. „Sie beginnt jedes Mal mit den Worten „Hoffentlich findest du
diesmal
    etwas und es ist nicht
wieder
    verschwendete Zeit“ und wirft mir dann einen vorwurfsvollen Blick zu. Wer könnte sich da nicht entspannen?“

Er schmunzelte. „Genau das meinte ich. Also?“

„Thor kommt heute Abend zurück“, antwortete ich mutlos. „Ich werde ihn mal fragen, ob er es mit mir versucht.“

Simon reagierte nicht gleich. „Ja, genau“ pflichtete er schließlich bei. „Dein Bruder. Bei ihm kannst du dich sicher besser entspannen.“

Ich nickte und begann mit der Ecke meines Schulordners zu spielen. „Mit Ennis muss ich auch noch reden. Du hast Sarah ja gehört.“

„Du verstehst dich doch gut mit ihm“, meinte Simon. „Warum hast du dann so eine Angst, mit ihm zu reden?“

„Ich habe keine Angst“, widersprach ich. „Ich will nur nicht- Ach, ich weiß auch nicht.“

Ich ließ mich auf mein Bett fallen. „Ennis macht mir nicht den Eindruck, als sei er besonders hart im Nehmen. Er ist immer so schüchtern und dann war er diese Woche noch nicht in der Schule. Ich will nicht, dass es ihm noch schlechter geht. Irgendwie will ich ihn- Ich weiß auch nicht, beschützten vielleicht.“

Wieder antwortete Simon nicht sofort. „Magst du ihn etwa?“

„Ja.“ Ich hob die Schultern und verzog das Gesicht.

Was war das denn für eine Frage?

„Wow“, entgegnete Simon verblüfft. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mal zugibst, jemanden zu mögen.“

Ich verdrehte die Augen, aber mein Mund verzog sich trotzdem zu einem Grinsen. „Stell dir vor, selbst ich bin zu solchen Gefühlen fähig.“

„Gut zu wissen.“ Er räusperte sich. „Soll ich mit dir zu ihm gehen?“

„Keine Ahnung. Ich glaub, er mag dich nicht so.“

„Dann sag ihm, was für ein toller Kerl ich bin.“

„Aber Simon“, entgegnete ich mit gespielter Empörung. „Dann würde ich ihn ja anlügen.“

„Ach komm schon“, meinte er und ich konnte sein Grinsen förmlich sehen. „Du sagst, du magst diesen Ennis. Wie groß müssen deine Gefühle dann erst für mich sein?“

Meine Augenbrauen wechselten die Position. „Oh, dafür würden Worte nicht reichen.“

Er lachte nur.

„Wenn Thor zu spät nach Hause kommt, dann mal sehen“, entgegnete ich schließlich. „Ansonsten nehme ich ihn mit.“

Zwei Stunden später stand ich mit meinem Bruder in
Martha’s Bed Breakfast
    , in dem Ennis vorübergehend mit seiner Familie lebte.

Die Besitzerin führte uns die Treppe hinauf und an Unmengen von Katzenbildern und Blumentöpfen vorbei, bis wir unter dem Dach angekommen waren.

„Die Familie wohnt hier“, erklärte sie uns freundlich und deutete auf die einzige Tür im Flur.

Thor und ich nickten ihr dankbar zu, dann tippelte sie die Treppe wieder hinunter und ließ uns allein.

Wir hörten ein paar Kinder spielen und ich musste ein paar Mal anklopfte, um sie zu übertönen.

Eine ältere Dame öffnete uns. „Bitte?“

„Guten Tag. Ich heiße Lyn und das ist mein Bruder Thor“, stellte ich uns vor. „Ich gehe mit Ennis zur Schule und wollte ihn besuchen, weil er nicht da war.“

„Oh, das ist aber nett“, meinte sie erfreut und trat zur Seite, damit wir reinkommen konnten.

Das Zimmer sah wohnlich aus, zumindest soweit man das unter den herumliegenden Kinderspielsachen vermuten konnte. Drei kleine unter-Bauchnabel-Kinder saßen auf den beiden Sofas und bewarfen sich mit Bauklötzchen. Skeptisch beobachtete ich sie, während wir Ennis Oma ins Nachbarzimmer folgten.

Auch hier wirkte alles wohnlich, wenn auch furchtbar altbacken und kitschig.

Ein großes Bett stand in der Mitte des Raumes und zwei Klappbetten waren an der Wand aufgestellt. Große, blass rote Rosen schmückten die Tapete und auch hier waren Katzenbilder aufgehängt worden.

Ennis saß am einzigen Schreibtisch und hatte die Nase in einem Buch vergraben.

„Hier ist Besuch für dich“, kündigte seine Oma uns freundlich an.

Er reagierte nicht sofort und als er aufsah, wirkte sein Blick für einen Moment vollkommen leer.

„Lyn“, erkannte er mich schließlich. „Was machst du hier?“

Seine Oma ging ins andere Zimmer zurück und Ennis schaute sich beschämt um. „Das ist nur für den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher