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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
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mich.

Verwundert versuchte ich einen Zeh zu bewegen, dann die Hand unter Simons Daumen weg zu ziehen, doch nichts davon klappte.

Panik flaute in meinem Kopf auf und das klaustrophobische Gefühl kündigte sich an.

„Alles ist in Ordnung“, flüsterte plötzlich Simons raunende Stimme in mein Ohr.

Sein Atem strich über meine Haut und ich hatte den Eindruck noch tiefer in die Dunkelheit zu fallen.

„Ich bin bei dir“, flüsterte er erneut. „Lass einfach los.“

Es begann in meinem Bauch zu kribbeln und mein Herz schlug einen Tick schneller.

Für einen Moment wünschte ich mir, Simons Lippen würden mein Ohr berühren, statt nur zu flüstern.

Doch der Gedanke war so schnell verflogen, wie er gekommen war. Vermutlich lag es nur an dieser abgefahrenen Situation, das ich überhaupt an so etwas gedacht hatte.

Stattdessen begannen sich verschwommene Erinnerungen zu formen. Irgendwelche Gedankenfetzen aus der Schule, der Schmerz, als ich mir ein Knie aufgeschlagen hatte und für einen Moment blitzte ein Weihnachtsbaum auf. Es war ein Durcheinander an Eindrücken, nicht viel anders als das, was ich bei Sarah wieder und wieder erlebt hatte.

„Versuch dich tiefer fallen zu lassen“, wisperte Simons Stimme. „Konzentrier dich auf nichts, was nicht wichtig ist.“

Ich versuchte die Bilder zu ignorieren, erst gar keine Erinnerung aufflackern zu lassen.

Mein erster Schultag zog an mir vorbei.

Die erste Begegnung mit Ava auf dem Mädchenklo.

Das Danbury Bike Festival mit Belle und Duncan.

Simons Einladung ins Kino.

Dann ein Nachmittag am Strand in Südafrika und Thors Sonnenbrand auf dem Rücken.

Es dauerte ein wenig, bis mir auffiel, dass die Farben immer mehr verblassten und die Stimmen stetig leiser wurden.

Dafür flackerte zwischen den Erinnerungsfetzen immer wieder für den Bruchteil einer Sekunde eine Art Keller auf.

Er war mir nachmittags bei meinem Versuch mit Sarah schon aufgefallen, aber zu schnell wieder verschwunden gewesen.

Diesmal konzentrierte ich mich sofort darauf, versuchte Formen und Farben zu erkennen und die anderen Bilder auszublenden.

Simon sagte wieder etwas, doch seine Stimme war nur noch ein undeutliches Geräusch im Hintergrund, ohne Bedeutung und unverständlich.

Der Keller nahm klarere Formen an und ich bemerkte, dass ich mittendrin stand.

Es war kein Ort, den ich kannte.

Ich war noch nie hier gewesen, es konnte also keine Erinnerung von mir sein.

„Hallo?“, fragte ich vorsichtig in den düsteren Raum hinein.

Alles wirkte braun und lehmig, an der Wand hingen ein paar schwere Ketten und über mir verliefen grobe Holzbalken. Ein kleines Kellerfenster ließ Licht nach unten, aber nicht einmal genug, um die Ecken zu beleuchten.

„Na endlich“, stöhnte jemand hinter mir und erschrocken drehte ich mich um.

Ein Mann, vielleicht zwanzig, trat aus dem Schatten. Seine Hände waren lässig in den Taschen seiner Jeans vergraben und er schüttelte tadelnd den Kopf, als seien wir verabredet gewesen und ich hätte mich verspätet.

„Seit Tagen versuche ich in deinen Kopf zu kommen und was machst du?“, meinte er mit rauer Stimme und blieb eine Armlänge vor mir stehen. Er war etwa einen halben Kopf größer als ich und hatte rabenschwarze Haare, die wirkten, als sei er gerade erst aufgestanden. „Du konzentrierst dich darauf, wie deine Hausaufgabe bewertet wird und wie dieser blonde Typ ohne Shirt aussieht.“

Empört riss ich die Augen auf. „Bitte was?“

„Du weißt genau, was ich meine“, entgegnete Constantine und seine schwarzen Augen blitzten amüsiert auf. „Ich hatte ja gehofft, du würdest vielleicht eine Vision davon bekommen, wo du mich finden kannst, aber nach dem ersten kläglichen Versuch vor vier Tagen, habe ich diese Hoffnung aufgegeben. Deswegen musste ich versuchen, in deinen Geist einzudringen, auch wenn es gefährlicher für mich ist.“

„Was meinst du damit?“

Er zuckte mit der Schulter und verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt gerade liege ich in dieser Ecke“, er deutete mit dem Kopf hinter sich, „und sehe aus, als würde ich schlafen. Aber diese Affen werden früh genug merken, dass das nicht stimmt und die haben mitunter recht drastische Methoden, um zu verhindern, dass ich Dummheiten anstelle.“

„Also wurdest du von Jägern entführt?“, fragte ich und Constantine nickte.

„Mark höchstpersönlich“, erklärte er unbeeindruckt, dann lachte er höhnisch auf. „Sein größter Triumph, mich gefangen zu haben, schätze
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