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Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)

Titel: Die Erben von Somerset: Roman (German Edition)
Autoren: Leila Meacham
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pensioniert, mein Mann war beruflich noch eingespannt, wir haben keine Kinder, meine Eltern, um die ich mich in ihren letzten Lebensjahren gekümmert hatte, waren gestorben, und mein Hund war tot. »Was soll ich mit dem Rest meines Lebens anfangen?«, wandte ich mich eines Morgens beim Kaffeetrinken an den Allmächtigen. Zwar erwartete ich nicht, dass Er mir antworten würde, aber ich glaubte sehr deutlich zu hören, dass ich die Schachtel, die ich erneut in ein Schrankfach verbannt hatte, hervorholen und die Geschichte abschließen sollte, die ich vor Langem begonnen hatte. Ich sträubte mich dagegen, das zu tun. Ich wusste, dass ich Jahre brauchen würde, um den Roman zu beenden, und wie stünde danach die Chance, ihn zu veröffentlichen? Aber ich fühlte mich dem Aufruf, den ich am Morgen
zu hören geglaubt hatte, verpflichtet, und aus diesem einzigen Grund überarbeitete ich das Manuskript und brachte den Roman zu Ende. Die Leute haben mich gefragt, was ich am Erfolg des Buchs am aufregendsten fand, und ich kann guten Gewissens sagen, dass dies der Augenblick war, in dem ich »ENDE« auf die letzte Seite des Manuskripts schrieb.
     
    3. Bereits in den 1980er Jahren hatten Sie drei Romane publiziert, um eine Wette zu erfüllen, doch zur Autorin fühlten Sie sich offenbar nicht berufen. Als »Die Erben von Somerset« erschien und in den USA innerhalb kürzester Zeit zum Bestseller wurde, waren Sie bereits 71 Jahre alt. Können Sie uns etwas mehr darüber erzählen, welchen Beruf Sie vorher ausgeübt haben und warum Sie erst so spät zum Schreiben gelangt sind?
     
    Mein früherer Beruf als Lehrerin war die Liebe meines Lebens – abgesehen von meinem Mann, natürlich. Ich glaube, Unterrichten ist das, was ich am allerbesten kann. Es macht mir Spaß, Schülern die Bildungskompetenzen zu vermitteln, die sie im Leben weiterbringen. Ich mochte die Fünfzehn- bis Sechzehnjährigen, deren Klasse ich unterrichtete. Mitte der Achtzigerjahre machte ich die Erfahrung, dass sich die Erfüllung, die ich beim Unterrichten fand, mit dem Schreiben von Romanen überhaupt nicht vergleichen ließ. Nachdem ich so etwas wie drei kurze Liebesromane verfasst hatte, schlug ich den nächsten Buchvertrag aus und konzentrierte mich aufs Unterrichten. Was mir beim Romanschreiben nicht gefiel, waren die Einsamkeit, die Disziplin und die Rückschläge. Deshalb war ich fast ein Vierteljahrhundert später umso erstaunter festzustellen, wie sehr ich das Schreiben nun genieße.
     
    4. Welche Reaktionen gab es, als die Menschen erfuhren, dass Sie Ihren ersten Bestseller so spät veröffentlicht haben?
     
    Ich bin erstaunt über die Bewunderung, Ehrfurcht und reine Freude, die Menschen ausdrücken, wenn sie erfahren, dass ich siebzig war, als mein Roman veröffentlicht wurde. Ich hatte gedacht, mein Alter wäre hinderlich, aber offenbar hat gerade
die Entstehungsgeschichte von »die Erben von Somerset« viele Menschen inspiriert und ermutigt, besonders diejenigen, die wegen ihres Alters bisher zu zaghaft waren, sich ihre Träume am Lebensabend zu erfüllen.
     
    5. Ihr Roman wird häufig mit Margaret Mitchells Südstaatenepos »Vom Winde verweht« verglichen. Haben Sie »Die Erben von Somerset« bewusst in dieser Tradition angesiedelt?
     
    Ich hatte überhaupt nicht beabsichtigt, meine Geschichte an »Vom Winde verweht« anzulehnen. Ich habe Margaret Mitchells bedeutenden Roman nie gelesen, aber Filmausschnitte im Fernsehen gesehen. Wenn ich danach gestrebt hätte, mich in diese literarische Tradition zu stellen, hätte ich wohl nie versucht, »Die Erben von Somerset« zu schreiben, da bin ich ganz realistisch. Vermutlich wundere ich mich selbst am meisten darüber, dass die beiden Romane miteinander verglichen wurden. Ich wollte einfach einen Roman über eine starke Frau schreiben, die in einer kleinen Stadt im Osten von Texas lebt und von ihrem Land besessen ist. Von einer derartigen Besessenheit kann nicht nur Scarlet O’Hara befallen werden.
     
    6. Die Hauptfigur Ihres Romans ist Mary Toliver, die Eigentümerin einer großen Baumwollplantage. Wie würden Sie Mary Toliver charakterisieren?
     
    Ich würde Mary als jemanden beschreiben – und diesen Menschentyp findet man unter Frauen und Männern gleichermaßen  –, dessen Dasein ausschließlich darauf gerichtet ist, die Vergangenheit zu bewahren und in die Zukunft hinüberzuretten. Was Mary angeht, betrifft das Somerset, den Landsitz ihrer Familie. Sie könnte es nicht verwinden, die
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