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Die Erben von Hammerfell - 5

Die Erben von Hammerfell - 5

Titel: Die Erben von Hammerfell - 5
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Abend eines dunklen, wolkenverhangenen Tages in das Wohnzimmer seiner Frau stürmte, wo sie mit ihren Damen saß. Die Zwillinge spielten mit Holzpferdchen auf dem Fußboden. Erminie sah überrascht auf.
»Was ist geschehen?«
»Versuche ruhig zu bleiben, meine Liebe«, sagte der Herzog. »Bewaffnete nähern sich der Burg. Ich habe die Glocke läuten lassen, damit alle Männer, Frauen und Kinder auf den Höfen draußen in die Feste kommen; ich habe befohlen, daß die Zugbrücke hochgezogen wird. Wir sind hier sicher, selbst wenn sie uns ein ganzes Jahr belagern sollten. Aber wir müssen auf alles vorbereitet sein.«
»Die Männer von Storn?« Erminies Gesicht verriet keine Angst, aber Conn, der offenbar etwas spürte, ließ sein Holzpferdchen fallen und begann zu jammern.
»Ich fürchte, ja«, antwortete Rascard. Erminie wurde blaß.
»Die Kinder!« *.
»Ja.« Er küßte sie rasch. »Nimm sie und geh, wie wir es besprochen haben. Die Götter mögen dich schützen, meine Liebste, bis wir wieder vereint sind.«
Erminie klemmte sich unter jeden Arm einen Zwilling und eilte in ihr eigenes Zimmer, wo sie schnell ein paar notwendige Dinge für jedes Kind packte. Eine ihrer Frauen schickte sie nach einem Korb mit Essen in die Küche und stieg zu einem Hintereingang hinunter. Sie und Rascard hatten vereinbart, daß sie, sollte tatsächlich jemand in die Festung eindringen, sofort mit den Babys floh und sich durch den Wald zum nächsten Dorf durchschlug, wo sie sicher sein würden. Jetzt kam Erminie der Gedanke, es sei vielleicht eine große Dummheit, den Schutz der Burg gegen den wilden Wald einzutauschen. Was auch geschehen mochte, selbst bei einer Belagerung würde sie hier wenigstens mit ihrem Mann Zusammensein.
Aber sie hatte Rascard versprochen, sich an den verabredeten Plan zu halten. Tat sie es nicht, war er später vielleicht nicht imstande, sie zu finden, und sie würden nie wieder vereint werden. Ihr war, als bleibe ihr das Herz in der Brust stehen. Hatte sie mit diesem hastigen Kuß für immer Abschied von dem Vater ihrer Kinder genommen? Conn weinte bitterlich. Erminie wußte, daß er ihre Furcht spürte, und so versuchte sie, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre verängstigten Kinder Mut zu fassen. Sie hüllte sie in ihre wärmsten Mäntel und reichte, den Korb am Arm, jedem eine Hand.
»Nun kommt schnell, ihr Kleinen«, flüsterte sie ihnen zu und eilte die lange Wendeltreppe zum hinteren Burgtor hinunter. Die Zwillinge stolperten auf unsicheren Füßchen mit.
Erminie schob das lange nicht benutzte Tor auf, das nichtsdestotrotz für einen Fall wie diesen in gutem Zustand gehalten und geölt worden war. Sie blickte zu dem Haupthof zurück und sah, daß der Himmel sich vor fliegenden Pfeilen verdunkelte und daß irgendwo Flammen aufzüngelten. Sie wollte zurücklaufen, den Namen ihres Gatten rufen, aber sie hatte versprochen, es nicht zu tun.
Kehre in keinem Fall um, ganz gleich, was geschieht, sondern warte in dem Dorf, bis ich zu dir komme. Bin ich bei Sonnenaufgang noch nicht da, weißt du, daß ich gefallen bin. Dann mußt du Hammerfell verlassen und bei deinen Hastur-Vettern in Thendara Zuflucht suchen. Bitte sie, dir dein Recht und deine Rache zu verschaffen.
Erminie eilte davon, aber sie ging zu schnell für die Kinder. Erst fiel Alastair und lag schreiend auf den Pflastersteinen, dann stolperte Conn. Sie nahm beide Kinder auf die Arme und lief weiter. Etwas Großes und Weiches stieß sie in der Dunkelheit an. Sie streckte die Hand aus, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Juwel! Guter Hund«, sagte sie unter Tränen. »Du bist also mit mir gekommen, oh, guter Hund!«
Sie stolperte über etwas, das sich beängstigend weich anfühlte, und wäre beinahe gefallen. Im Halbdunkel des Hofes sah sie, daß zu ihren Füßen die Leiche eines Mannes lag. Sie war in die Knie gesunken und konnte es nicht vermeiden, ihm ins Gesicht zu blicken. Zu ihrem Schrekken erkannte sie in dem Mann den Reitknecht, der noch an diesem Nachmittag die Ponys der Kinder aus dem Stall geführt hatte. Ihm war die Kehle durchgeschnitten worden. Erminie schrie entsetzt auf, brach aber sofort ab, als Conn zu schluchzen begann.
»Still, still, mein kleiner Sohn, wir müssen jetzt tapfer sein und dürfen nicht weinen«, flüsterte sie und streichelte ihn, um ihn zum Schweigen zu bringen.
Aus der Dunkelheit sagte eine Stimme ihren Namen so leise, daß sie es über dem Schluchzen des Kindes kaum hören konnte.
»Meine
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