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Die Erben Der Flamme

Die Erben Der Flamme

Titel: Die Erben Der Flamme
Autoren: Carsten Thomas
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mitgenommen.«
    Brega versuchte, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen, obwohl sein Innerstes bebte. Von Vran wusste er, dass Nandir einer von Lees Mitschüler war. Angst regte sich in ihm. Das Gefühl, verfolgt zu werden, war all die Jahre nicht von ihm gewichen.
    Spürhund war die verächtliche Bezeichnung für die Sucher der Dunkelmagier, deren Aufgabe es war, jegliche Magie aufzuspüren, die Bewohner in Ab’Nahrim in sich trugen. Angeblich sollte es einstmals Wesen auf vier Beinen gegeben haben, von dem der Name abstammte. Vor der Eiszeit. Sie sollten wilde Jäger gewesen sein, die ihre Beute im Rudel verfolgten und erlegten. Manche Leute behaupteten gar, sie würden noch in der Oberwelt existieren. Brega tat diese Schankmärchen der Zwerge gerne mit einem Lächeln ab. Doch Ruinenbewohner liebten solche Geschichten.
    »Das ist nicht alles«, fuhr Lee fort. Sie zog ihre Nase kraus, als hätte sie etwas Ekliges gerochen. »Nach der Schule prahlte Kala damit, dass es ihr Vater gewesen war, der Nandirs Familie in der Goldenen Pyramide gemeldet hat: 'Mein Vater, der Vorsitzende der Schattenhand, hat die Verbrecher erwischt, die Nandir seinen Platz als Gesegneten wegnehmen wollten!’ «
    Lee ahmte das Mädchen aus ihrer Klasse auf beeindruckende Weise nach, doch Bregas Sorgen nahmen dadurch nicht ab. Er kannte die Schattenhand nur zu gut. Oft kam ein Schattenprediger in seine Schmiede und begann seine Kundschaft einzulullen. Zu gerne wollte er diesen scheinheiligen Spinnern jedes Mal den Hammer über den Kopf ziehen, wenn er sie sah. Aber hielt er sich stets zurück und wartete, bis sie von selbst gegangen waren. Die Gefahr, sich zu verraten, war zu groß. Unter den Bewohnern von Ab'Nahrim war die Schattenhand ein Kult von Fanatikern, welche die Dunkelmagier anbeteten und sich bei ihnen anbiederten. Ihre Besessenheit ging sogar so weit, dass sie den Irrglauben um den dubiosen Gottkönig von den Dunkelmagiern übergenommen hatten und ihn mit Gebetsorgien in versteckten Grotten in Ab’-Nahrim auslebten. Ebenso wie die Spürhunde der Dunkelmagier hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht, Magiekundige unter den Bewohnern Ab’Nahrims aufzudecken. Anhänger der Schattenhand nutzten jedoch List als Waffe gegen ihre Mitmenschen. Sie beschatteten ihre eigenen Nachbarn, suchten nach verräterischen Anzeichen oder setzten gar Gerüchte in die Welt. Brega wusste, was Familien drohte, die magiefähige Kinder, auch Gesegnete genannt, versteckt hielten. Eine Gefangenschaft in den Katakomben der Zwergenminen. Dies würde nun den Eltern dieses Nandirs bevorstehen.
    »Kala sagte, sie hofft, dass Nandirs Eltern verrotten«, sagte Lee. »Da habe ich sie gestoßen und sie ist hingefallen.«
    »Du hast was?« Brega trat Lee entgegen. Seine Tochter war groß geworden, sie überragte bereits Vran. In diesem Augenblick wirkte sie jedoch wie ein trotziges, kleines Mädchen.
    »Du verstehst es nicht.« Lee hielt seinem Blick stand und machte eine sachte Handbewegung. Sie ahmte wohl den Schlag nach. »Ich habe Kala kaum berührt, sie ist mit Absicht hingefallen.«
    »Habe ich dir so ein Benehmen beigebracht?« Brega konnte seine Wut kaum zügeln. Röte stieg ihm ins Gesicht.
    »Jemand musste etwas tun!«, protestierte Lee. »Das Biest kommandiert alle in der Klasse herum, denkt sie wäre etwas Besseres wegen ihrem großkotzigen Vater!«
    Auf einmal beschlich Brega eine unsagbare Kälte, die vom Nacken her den Rücken hinab wanderte. Wenn Kalas Vater wirklich einen hohen Posten in der Schattenhand besaß - die Folgen waren unabsehbar. Brega riss der Geduldsfaden.
    »Wie konntest du nur so dumm sein?« Er ließ seine Faust scheppernd auf den Tisch niedergehen. »Du bist alt genug, um zu wissen, dass man sich nicht mit der Schattenhand anlegt!«
    »Du behandelst mich wie ein Kleinkind«, erwiderte Lee. Ihre Stimme färbte sich dunkel. »Von deiner Angst wird mir schlecht.«
    »So sprichst du mit mir?«, gab Brega schwach zurück.
    Aber Lee lag goldrichtig. Er fürchtete sich um sie. Wie gerne würde er Lee sagen, warum er sich so verhielt, woher seine Vorsicht rührte. Er konnte es nicht - so wie die letzten dreizehn Jahre nicht.
    »Ich hab keine Angst.« Lee presste ein flaches Lachen hervor. »Soll Kala zu ihrem Vater gehen und petzen, dann holen sie mich wie Nandir. Aber ist es nicht egal? Alle sind falsch in Ab'Nahrim, die Lehrer, die Schüler, die Leute. Alle sprechen hinter vorgehaltener Hand und belügen sich. Auch du bist
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