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Die Erben Der Flamme

Die Erben Der Flamme

Titel: Die Erben Der Flamme
Autoren: Carsten Thomas
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Krümmung. Brega hatte es im Blut, wie er schlagen musste, um am Ende die Form zu erhalten, die er bereits vor Augen sah. Schmieden war eine Kunst.
    Brega seufzte. Was würde er dafür geben, wenn er aus diesem wunderbaren Stück Metall ein Schwert machen dürfte! Seit dre izehn Jahren war er nun Schmied in Ab’Nahrim, den Tempelruinen von Belerock, und bis jetzt hatte er nur Messer und Werkzeuge, aber nicht eine einzige Waffe erschaffen. Die Dunkelmagier hatten den Ruinenbewohnern das Herstellen und Tragen von solchen verboten. Brega verspürte dennoch stets Freude an seiner Tätigkeit. Sogar mehr als das. Im Scherbenhaufen seiner verlorenen Erinnerungen hatte er ein Bild bewahrt. Umgeben von Wasserdampf, spritzenden Funken und der Musik von klirrendem Metall sah er sich selbst vor Esse und Amboss stehen. Er wusste einfach, dass er bereits vor seinem Leben im Geheimen Lager Schmied gewesen war.
    Die Schmiede, in der er arbeitete, war vor langer Zeit von seinem Vorgänger in einer Onyxhalle erbaut worden. Brega empfand es nicht allzu gemütlich in den Tempelruinen von Ab’Nahrim, in welchen er arbeitete und lebte. Doch die Schmiede wärmte bei Nacht und das Zusammensein mit Lee und Vran hatte ihn jegliches Bedürfnis nach Komfort vergessen lassen.
    »Das Essen ist fertig.«
    Brega schaute auf. Vran stand im Säulentor der Onyxhalle und lächelte. Wie immer fühlte er sich, als würde etwas in ihm in Schwingung geraten. Das Lächeln war all die Jahre unverändert geblieben. Es war genauso wie in seiner Erinnerung, als Vran ihn damals gefunden und gerettet hatte.
    Ewigkeiten schien es Brega her zu sein, als er völlig entkräftet mit Lee die Zwergenstadt Belerock erreicht hatte. In den Slums von Ab’Nahrim suchte er im Unrat nach Essen und bettelte um Unterkunft. Überall jagten sie ihn fort, beschimpften und bespuckten ihn.
    »Wie heißt dein Kind?«
    Das Lächeln und die Worte waren es, die Brega zurückholten. Vran war ihm in der schäbigen Gasse wie ein Geist vorgekommen, als sie sich zu ihm hinab beugte und das Kind in die Arme nahm.
    »Keine Sorge, ich bin Hebamme. Dann kommt mal beide mit.«
    Sie hatte Brega und Lee zu ihrer Tempelbehausung geführt, in der bereits zwei andere Familien lebten.
    Während er jetzt das Gesicht seiner Ehefrau betrachtete, das von einem entbehrungsreichen Leben gezeichnet war, aber dennoch Schönheit und Güte bewahrt hatte, wusste Brega, dass er nicht nur vor dreizehn Jahren Glück besessen hatte.
    »Ich bin gleich fertig«, sagte er und lächelte.
    »Mach nicht zu lange.« Vran entfernte sich aus der Onyxhalle.
    Brega trocknete sich das schweißnasse Gesicht ab und begutachtete seine Arbeit. Es fehlten noch einige Schläge, bis er zufrieden sein konnte. Er tauchte das Eisen in den Wasserbottich. Das Zischen des Dampfes ging durch den Raum und das Stück knackte.
    Er musste schmunzeln, als er an seinen Meister dachte. Bis zu seinem Tod vor wenigen Jahren hatte Otras jedem Kunden gerne die Geschichte von seinem sonderbaren Lehrling erzählt: »Der Kerl kam in meine Schmiede, ich wollte ihn testen. Brega nahm den Hammer und legte los. Ich schaute zu. In wenigen Stunden war der Dolch für meinen guten Alchemisten fertig! Eine Arbeit, für die selbst ich einen Tag gebraucht hätte!«
    Otras hatte damals in der Goldenen Pyramide um Aufnahme von Brega als seinen Gehilfen gebeten. Nur die wohlwollenden Worte jenes guten Alchemisten, eines angesehenen Dunkelmagiers in Belerock, hatte eine Überprüfung von Brega verhindert und für seine Einstellung bei Otras gesorgt. Dadurch war er der Verpflichtung eines jeden Ruinenbewohners entgangen, in den Minen von Ab’Nahrim nach Erz und Edelstein schürfen zu müssen. Dies entsprach der allgemeinen Arbeit in den Tempelruinen, falls man scheiterte, die Dunkelmagier von seinen Fähigkeiten zu überzeugen und damit einen besseren Beruf zu erlangen. Bis heute lag Brega manchmal wach in seinem Bett, seine Dummheit verfluchend. Was wäre damals ohne die Befürwortung jenes Alchemisten geschehen?
    Sie hätten einen Wahrheitszauber auf mich anwenden können. Sie hätten herausgefunden, wie ich mit Lee in Belerock ei ngedrungen bin und sie hätten Lees wahre Herkunft erkannt.
    Kurz vor seinem Tod hatte Otras die Schmiede an Brega vermacht. Es erwies sich als günstige Wendung. Denn Vran verlor zur selben Zeit ihre Behausung und auch ihre Arbeit als Hebamme. Ohne Vorwarnung tauchte ein Dunkelmagier vor ihrer Haustür auf und beschlagnahmte den Tempel als
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