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Die Entscheidung liegt bei dir!

Die Entscheidung liegt bei dir!

Titel: Die Entscheidung liegt bei dir!
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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Partnerschaftsformen an, dann kann man von einem einigermaßen genormten Lebensmuster immer weniger sprechen.
    Bedeutete Lebensglück vor einigen Jahrzehnten vor allem ein glückliches Familienleben, ein kleines Häuschen, das neue Auto und eine gute Ausbildung für die Kinder, so ist man sich heute nicht mehr sicher, ob man das, was man sucht, auch wirklich gefunden hat. Täglich nagt die Frage: »Bin ich wirklich glücklich?«, »Ist es das, was ich will?« In einer hochkomplexen Welt ist ein geglücktes Leben aber nur durch bewusste biografische Entschiedenheit und den gleichzeitigen innerlich akzeptierenden Verzicht auf die nicht gelebte Alternative erreichbar. Im Labyrinth der Selbst-Befragung und Selbst-Verunsicherung schafft nur eines Klarheit und Konsequenz: die Bereitschaft zur selbstverantworteten Wahl und dem entschiedenen »Da geht’s jetzt lang!«.
    |238| Das gilt vor allem auch für das Arbeitsleben. So geht uns natürlich nicht die Arbeit aus, aber für viele Menschen hat die traditionelle Sicherheit eines einmal gewählten und dann von der Wiege bis zum Grab ausgeübten Berufs ein Ende. Wir müssen mit dieser Unsicherheit leben lernen.
    Die Beschäftigten von morgen werden zu Unternehmern in eigener Sache. Wir stehen vor einer Situation, in der die wechselseitigen Wahlmöglichkeiten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer explodieren. Das feste Kooperationsverhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter wird sich auflösen. Ebenso wird der feste äußere Rahmen der Arbeitsstruktur, die »Firma« als Ort verschwinden. Auch die Karriere als hierarchischer Kaminaufstieg wird an Bedeutung deutlich verlieren.
    Wer in dieser Lage darauf wartet, vom Chef oder von einem Belohungssystem »motiviert« zu werden, wird lange warten. Die Motivation speist sich auch nicht mehr aus der Karriereerwartung, sondern die Menschen werden auf sich selbst zurückgeworfen: Der Spaß an der Arbeit selbst wirkt energetisierend, muss so wirken. Die
Leistungs bereitschaft
wird in die Verantwortung des Einzelnen gestellt. Die Notwendigkeit der Eigeninitiative und der Selbst-Motivierung wird in bisher nicht erlebtem Maße wachsen.
    Je mehr aber der Beruf zum Job wird, desto häufiger wird auch die Notwendigkeit (und die Chance!) zum Jobwechsel bestehen. Dementsprechend wird der Einzelne auch für die Entwicklung und Erhaltung seiner
Leistungs fähigkeit
, für sein Wissen und seine Fertigkeiten selbst sorgen müssen. Lernen als selbst gesteuerter Prozess, die Bereitschaft und Fähigkeit zum lebensbegleitenden Lernen wird die Aufgabe permanenter Selbstaktualisierung.
    Schon heute heißt es in den Unternehmen nicht mehr: »Wer ist zuständig?«, sondern: »Wer kann es am besten?« Niemand |239| wird noch auf seinen Arbeitsplatz pochen können, niemand wird sich auf formale Stellenbeschreibungen zurückziehen können. Ein neues Projekt bekommt nur jener, der sich einen guten Ruf aufgebaut hat. Wer diese Wahl nicht gewinnt, wird schlicht »abgewählt«.
    Der Einzelne wird, buchstäblich, zum Entscheidenden. Sie! Sie entscheiden für sich selbst, wie Ihr Leben aussehen soll. Ob wir wollen oder nicht: Jeder Einzelne muss selbst wählen, welche Bindung er neu eingeht. Selbstverantwortlich entscheidet er, mit wem er zusammengeht und für was er eintritt. Manchem mag das beschwerlich erscheinen. Aber ist das nicht auch eine wunderbar beflügelnde Idee? Sie ermöglicht den Neuanfang, die Neuerschaffung durch das Individuum, unabhängig und frei von kollektiven Zwängen.
    Durch die Ausweitung dieser Wahlmöglichkeiten bekommt das Entscheidungsverhalten eines Menschen eine neue Dringlichkeit. Wir brauchen heute eine aktivere, selbstverantwortlichere Einstellung – bei der Jobsuche wie in allen Fragen der Lebensführung und des Selbstbilds. In dieser Gesellschaft von morgen wird ein erheblich höheres Maß an Eigeninitiative nötig sein. Gewinnen wird nur, wer gelernt hat, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, wer gelernt hat, das Leben für sich zu entscheiden. Nur Mut!
    Die Entscheidung liegt bei dir!

Anmerkung
    1
    aus: Kurt Tucholsky,
Gesammelte Werke,
Copyright © 1960, Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek.
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