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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: Frances Watts
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zurück.« Aber sein Versuch, aufmunternd zu lächeln, war wenig überzeugend.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Alex, als sich die Tür hinter ihrem Onkel schloss. Er trat ans Wohnzimmerfenster. »Sieht aus, als ob es heute heiß wird. Bestimmt gehen die anderen Kinder schwimmen. Wie langweilig, hier drin festzusitzen.«
    »Denk nicht mal dran. Wir müssen hier warten«, schärfte ihm Alice ein. »Wir –« Sie verstummte, denn ihr Blick war auf einen rechteckigen, weißen Umschlag auf dem Tisch gefallen. Die Adresse, geschrieben in der bestimmten, klaren Schrift ihrer Tante, lautete:
    Julius und Augustus
    Taverne Zu den drei Segeln
    Schambel
    »Alex«, sagte sie alarmiert, »Onkel Ebenezer hat vergessen, die Nachricht an Tante Beezers Freunde in Schambel mitzunehmen. Meinst du, wir sollen ihm nachgehen? Oder ...«
    Sie hatte eine Idee, wusste aber nicht, ob sie es wagen konnte, sie in Worte zu fassen.
    Ihr Bruder drehte sich nach ihr um, und Alice merkte, dass er das Gleiche dachte.
    »Oder wir könnten sie selbst hinbringen«, sagte Alex.
    Einige Sekunden starrten sie sich schweigend an. Alices Herz klopfte heftig. Konnten sie das? Sollten sie?
    »Du hast es doch selbst gesagt, Schwesterherz«, erinnerte sie Alex. »Uns würden die Sourisaner wahrscheinlich gar nicht weiter beachten. Wenn man es richtig bedenkt, dann würden die FUG-Agenten eher wie Köder wirken.« Er klang ganz begeistert. »Und wäre es nicht so viel besser, etwas zu tun , statt Däumchen drehend herumzusitzen und zu warten, bis Fremde unseren Bruder retten?«
    »Da ist was dran«, sagte Alice zurückhaltend, obwohl sich auch in ihr Begeisterung regte. »Aber du weißt, Alex, das hier ist kein Abenteuer – es ist die Wirklichkeit, und die ist gefährlich. «
    »Das weiß ich«, sagte ihr Bruder wegwerfend. »Aber du hast gehört, was Tante Beezer gesagt hat: Wir sind tapfer, findig und tüchtig. Und Alistair braucht unsere Hilfe. Du weißt doch, dass er nicht so mutig ist wie wir.«
    Alice dachte an ihren Bruder, der immer so nachdenklich und rücksichtsvoll und höflich war, so darauf bedacht, nichts falsch zu machen. Er war eindeutig klug und vielleicht auch findig und tüchtig – aber er war nicht so tapfer und wagemutig wie Alex und sie. Um genau zu sein: Er hatte bestimmt eine Riesenangst, egal, wo er gerade war ...
    »Also gut«, sagte sie. »Tun wir es. Aber dann ganz schnell. Onkel Ebenezer könnte zurückkommen, um den Brief zu holen.« Sie rannte in ihr Zimmer. »Was meinst du, was wir mitnehmen müssen?«
    »Wie wär’s damit?«, sagte Alex und ging schnurstracks in die Zimmerecke zu seinem Rucksack, den er seit Beginnder Sommerferien vor einigen Wochen nicht mehr angerührt hatte.
    »Perfekt«, sagte Alice. Alex nahm alle Schulbücher aus dem Rucksack. »Warte«, sagte sie, als sie in dem Haufen von Büchern auch seinen Schulatlas sah. »Sollten wir nicht zuerst mal eine Karte ansehen, damit wir so ungefähr wissen, wie wir nach Schambel kommen?«
    Sie schlug die Seite mit Schetlock auf. Während ihr Alex über die Schulter blickte, deutete sie zuerst auf Smiggins, dann fuhr sie die Strecke nach, die sie nehmen mussten. Sie führte nach Norden, durch ihren alten Heimatort Stubbins, dann bog die Strecke nach rechts ab und machte einen Bogen um einen großen grauen Fleck auf der Karte, bevor sie dann wieder in nordwestlicher Richtung weiterging, nach Schambel und an die Küste.
    »Wäre es nicht schneller, wenn wir direkt durch das graue Stück da gingen?«, wollte Alex wissen und deutete auf die Stelle, wo die Straße nach Osten abbog. »Sieht kürzer aus.«
    Alice versuchte, den klein gedruckten Text zu entziffern. »Ich weiß nicht. Es ist vielleicht der direktere Weg, aber es sieht so aus, als ob wir das Spitzfels-Massiv überqueren müssen, wenn wir diese Strecke nehmen. Ich denke, es wäre klüger, auf der Straße zu bleiben.« Sie klappte den Atlas zu und sah sich ein letztes Mal im Zimmer um. »Ich kann gar nicht glauben, dass wir gestern von der Sofalehne Purzelbäume geschlagen haben. Es kommt mir vor, als ob seitdem zehn Jahre vergangen sind.« Sie richtete den Blickauf das Bett, in dem Alistair noch vor ein paar Stunden geschlafen hatte. Die Decke war zurückgeschlagen und im Kopfkissen war noch der Abdruck zu sehen, wo sein Kopf gelegen hatte. Schnell schloss sie die Augen. »Armer Alistair«, sagte sie leise. Dann schlug sie die Augen wieder auf und sah ihren Bruder an. »Wir müssen ihn finden.«
    Alex sah
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