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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung
Autoren: Frances Watts
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gestellt sind als Sklaven!«
    »Ähm, das ist ja wirklich interessant, Onkel«, sagte Alice artig, »aber was hat das mit Alistair zu tun?«
    Ebenezer zog eine Augenbraue hoch. »Gute Frage!«,sagte er. »Nun, wie ihr wisst, wurden euer Vater und ich hier in Schetlock geboren. Aber unser Vater (also euer Großvater Raskus) kam in Gerander zur Welt, das er verließ, kurz bevor die Grenzen geschlossen wurden. Und als er starb, bat er euren Vater und mich, seinen Kampf zur Befreiung unseres Heimatlandes fortzusetzen.«
    »Ganz im Alleingang?«, fragte Alice.
    Ihr Onkel schmunzelte. »Nein, nicht ganz im Alleingang. Versteht ihr, unser Vater war nicht der einzige Gerandiner, der in das neutrale Land Schetlock floh. Viele von denen, die ausgewandert sind, und ihre Nachkommen wie Rebus und ich und aufrechte Schetlocker wie eure Tante ...«, er lächelte seiner Frau liebevoll zu, »... wurden Teil einer geheimen Widerstandsbewegung, die in Gerander ihren Anfang genommen hatte. Die Mitglieder dieser Gruppe arbeiten für ein Freies und Unabhängiges Gerander. Die Bewegung wird kurz FUG genannt. Und eure Eltern ...« Seine Stimme brach etwas und er verstummte. Nach ein paar tiefen Atemzügen fuhr er fort: »Eure Eltern sind damals nicht auf eine Geschäftsreise gegangen. Sie sind heimlich und in wichtiger Mission nach Gerander gereist. Jedoch ...« Er zuckte mit den Schultern. »Sie sind nie zurückgekehrt.«
    »Dann ist der Unfall, in den sie verwickelt waren, in Gerander passiert?«, rief Alex aus. »Willst du damit sagen, dass sie – dass sie umgebracht worden sind?«
    »Ja«, sagte Ebenezer mit ernster Stimme. »Leider. Wir bekamen eine Nachricht von einem dortigen Kontaktmannder FUG. Rebus und Emmeline wurden kurz nach Überqueren der Grenze von Gerander abgefangen und ...« Er warf hilflos die Hände hoch. »Ihr habt eure Eltern verloren und ich meinen Bruder.«
    Die beiden jungen Mäuse verstummten und versuchten, die Ungeheuerlichkeit dessen zu verstehen, was sie gerade gehört hatten.
    Nach einer Weile fragte Alice: »Und Alistair? Was, glaubt ihr, ist mit ihm passiert?«
    »Was ist an eurem Bruder ungewöhnlich?«, fragte Tante Beezer.
    »Wie wär’s damit, dass er lieber ein Buch über aufregende Abenteuer liest, als selbst welche zu erleben. Zum Beispiel auf der Müllhalde am Ende der Straße?«, sagte Alex und verdrehte verständnislos die Augen. »Das ist ganz schön ungewöhnlich. Und ich würde sagen, mitten im Sommer einen Schal zu tragen, ist mehr als nur ungewöhnlich. Das ist doch total abartig. Ach ja! Und wie steht’s damit, dass er Herrn Groll freiwillig anbietet, ihm beim Unkrautjäten zu helfen und –«
    Seine Schwester versetzte ihm unter dem Tisch einen Tritt. »Alistair hat ein rotes Fell«, sagte sie.
    Ebenezer nickte. »Genau. Und wie euch vielleicht aufgefallen ist, gibt es hier in der Gegend nicht viele Mäuse mit rotbraunem Fell. Ja, es ist sogar äußerst selten – außer in Gerander.«
    Alice machte große Augen, denn es dämmerte ihr allmählich. »Er ist rot, weil er ein bisschen Gerandiner ist.«
    »Und ihr beiden auch«, sagte ihr Onkel mit einem Nicken. »Und zwar nicht nur ein bisschen Gerandiner. Eure Mutter war eine richtige Gerandinerin. Sie entkam über die Grenze, als sie ein paar Jahre älter war, als ihr es jetzt seid.«
    Die beiden sperrten verblüfft die Münder auf, als sie sich vorstellten, dass ihre sanfte Mutter etwas so Waghalsiges wie eine Flucht über die Grenze hatte machen können.
    »Wieso ist sonst niemand in der Familie rotbraun?«, wollte Alice wissen.
    »Es ist ein rezessiver Erbfaktor«, erläuterte ihre Tante. »Daher wird eine Maus, die ein rotes und ein braunes Elternteil hat, eher ein braunes Fell erben, weil Braun der dominante Erbfaktor ist.«
    »Das erklärt zumindest, warum Alistair so anders aussieht«, sagte Alex. »Ich habe nie gern darüber geredet, aber –«
    »Du hast nie gern darüber geredet?«, schnaubte Alice abfällig. »Du hast ihn doch tagtäglich damit geneckt!«
    »Wirklich?« Alex sah ernsthaft erstaunt aus.
    Seine Schwester verschränkte die Arme und sah ihn mit einem bohrenden Blick an. » Hilfe, Hilfe, es brennt «, quiekte sie mit einer Stimme, die offensichtlich der von Alex ähnlich sein sollte. » Ach nein, doch nicht, es ist ja nur Alistair. «
    Alex wurde rot. »Das ist doch nur witzig gemeint«, verteidigte er sich lahm.
    »Aber warum hat denn nie jemand erwähnt, dass Alistair rotbraun ist, weil er Gerandiner ist?«,
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