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Die Enden der Parabel

Titel: Die Enden der Parabel
Autoren: Thomas Pynchon
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gleiche Anzahl Golfbälle, die in diesem Winter sogar noch rarer sind, eingetauschten Hühnereiern geschmeidig gemacht ist, wo er ihn mit einem Schneebesen und der anderen Hand ohne übertriebenen Energieaufwand verrührt, während der verdrossene Osbie sich persönlich um die Bananen in der Pfanne und auf dem Grill kümmert und dabei immer wieder einen tröstenden Schluck aus einer Viertelliter-Milchflasche zur Brust nimmt, die mit Vat 69 und Wasser gefüllt ist. In der Nähe des Ausgangs zum blauen Patio stehen DeCoverley Pox und Joaquin Stick vor einem maßstabgetreuen Betonmodell der Jungfrau, das irgendein Enthusiast in den zwanziger Jahren in mühsamer, ein volles Jahr währender Arbeit geformt und gegossen hatte, bevor er endlich merkte, daß es zu groß geraten war, um noch durch irgendeine Tür zu passen, und schlagen rote Gummi-Wärmflaschen voller Eiswürfel gegen den berühmten Schweizer Berg, um auf diese Weise Eis für Pirats Bananenfrappes zu pulverisieren. Mit ihren Bartstoppeln der vergangenen Nacht, ihren verfilzten Haaren, blutunterlaufenen Augen und Miasmen übelriechenden Atems gleichen DeCoverley und Joaquin verkommenen Göttern, die einen saumseligen Gletscher zur Eile drängen.
    Überall in der Wohnung schälen sich jetzt Saufkumpane aus ihren Decken (einer schüttelt Fürze aus der seinen und träumt von einem Fallschirm), pissen in die Waschbecken, beäugen sich entsetzt in konkaven Rasierspiegeln, klatschen sich ohne klare Absicht Wasser auf Köpfe, deren Haar schon schütter wird, zwängen sich in ihre Sam-Browne-Geschirre, wienern mit Handmuskeln, die schon jetzt der Arbeit überdrüssig sind, ihre Schuhe gegen den Regen des späteren Tags, singen Bruchstücke von Schlagern, ohne die Melodien genau zu kennen, liegen und glauben, gewärmt zu werden, in den paar Flecken Sonnenlicht, die durch die Fenstersprossen dringen, beginnen vorsichtig zu fachsimpeln, um sich an was auch immer heranzutasten, das sie in weniger als einer Stunde beschäftigen wird, seifen sich Hälse und Gesichter ein, gähnen, bohren in den Nasen, suchen in Schränken und Bücherregalen nach etwas, worin sie den Kater ersäufen können, der sie nicht ohne Provokation und Vorgeschichte letzte Nacht gebissen hat.
    Nun breitet sich durch alle Räume der zarte Bananenduft des Frühstücks aus, verdrängt den kalten Rauch, den Schweiß- und Alkoholgeruch der vergangenen Nacht: blumig, alles durchdringend, überraschend, mehr als die Farbe winterlichen Sonnenlichts, überwältigend nicht durch Schärfe oder Intensität, sondern durch die Raffinesse seines Molekülgewebes, teilhaftig der Geheimnisse des alten Zauberers, durch die - selbst wenn dem Tod nur selten deutlicher geraten wird, sich zu verpissen -die lebendigen Ketten der Gene sich als labyrinthisch genug erweisen, ein menschliches Gesicht zehn oder zwanzig Lebensalter weit zu bewahren ... es ist die gleiche Selbstbehauptungkraft-Struktur, die den Bananenduft dieses Kriegsmorgens befähigt, durch die Luft zu mäandrieren, sie zurückzuerobern und zu beherrschen. Gibt es irgendeinen vernünftigen Grund, jetzt nicht alle Fenster aufzureißen und das freundliche Aroma ganz Chelsea zudecken zu lassen? Als Zauberbann, zum Schutz vor fallenden Objekten...
    Unter dem Gepolter von Stühlen, umgedrehten Munitionskisten, Bänken und Ottomanen versammelt sich Pirats Mob um die Küsten des riesigen Refektoriumstisches, einer tropischen Insel, gut ein, zwei Wendekreise von der Kälte des mittelalterlichen Traums von Corydon Throsp entfernt, deren in dunklen Wirbeln gemasertes Walnuß-Hochland jetzt Bananenomeletts bevölkern, Bananensandwiches, Bananenaufläufe, pürierte Bananen, die in die Form eines aufsteigender", britischen Wappenlöwen gegossen, mit rohen Eiern zu Tunke für arme Ritter verquirlt oder aus einer Sahnetülle über die glibberigen, kremigen Weiten eines Bananenflammeris gespritzt sind, wo nun die einem französischen Augenzeugen des Angriffs der Leichten Brigade im Krimkrieg zugeschriebenen Worte C'est magnifique, mais ce n'est pas la guerre zu lesen stehen, die sich Pirat als Wahlspruch zu eigen gemacht hat... ferner hohe Karaffen mit bleichem Bananensirup, Bananenwaffeln zu durchtränken, ein mächtiger, glasierter Tontopf, in dem Bananenwürfel seit dem Sommer mit wildem Honig und Muskatellerrosinen zu Bananenmet vergoren sind, den man an diesem Wintermorgen in schäumenden Bechern herausschöpfen kann ... dazu Bananencroissants und Bananenkreplach,
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