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Die Elfen des Sees

Die Elfen des Sees

Titel: Die Elfen des Sees
Autoren: Monika Felten
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erwartungsvoll schaute sie ihr Gegenüber an.
    »Nichts.« Elwren schüttelte den Kopf. »Versuch es noch einmal.«
    Elwren!
    »Jetzt?«
    »Nein.« Elwren strich Lya-Numi tröstend über den Arm. »Sei nicht traurig. Das wird schon noch. Um die Gedankensprache wirklich zu beherrschen, braucht es viele Mondläufe.«
    »Aber so viel Zeit habe ich nicht.« Lya-Numi seufzte. »Du weißt doch …«
    »Ja, ich weiß. Du hast es eilig.« Elwren lächelte. »Aber du kannst es nicht erzwingen. Wenn du dich zu sehr antreibst, schadest du dir nur. Dann dauert alles viel länger, glaub mir.«
    Lya-Numi senkte den Blick und ließ die Schultern hängen. Nach dem ersten Erfolg hatte sie geglaubt, dass nun alles einfacher würde. Aber sie hatte sich getäuscht. Das Hören und Sprechen in Gedanken waren zwei ganz unterschiedliche Dinge. Nur weil sie Elwren gehört hatte, konnte sie noch lange nicht selbst jemanden rufen.
    »Du hast recht«, sagte sie niedergeschlagen. »Vielleicht verlange ich wirklich zu viel.« Sie blickte die Freundin an. »Einen Versuch noch?«
    »Meinetwegen auch zwei oder drei.« Elwren lachte. »Dein Ehrgeiz ist wirklich bemerkenswert.«
    Lya-Numi erwiderte nichts. Wieder sah sie Elwren an, schloss dann aber die Augen und ließ vor ihrem geistigen Auge das Bild ihrer Freundin entstehen, wie sie ihr gegenübersaß. Dann nannte sie noch einmal ihren Namen: Elwren .
    Ich höre dich!
    Lya-Numi zuckte zusammen. Die Antwort kam so unerwartet, dass der Kontakt abbrach. Sie riss die Augen auf und starrte Elwren an. »Du … du hast mich gehört?«, flüsterte sie, als könne ein zu lautes Wort diesen besonderen Augenblick zerstören.
    »Ja.« Elwren nickte. »Sehr leise zwar, aber ich habe dich gehört.«
    »Wunderbar!« Lya-Numi strahlte. »Lass es uns gleich noch einmal versuchen.«
    »Später – vielleicht.« Elwren deutete mit einem Kopfnicken auf einen Punkt hinter Lya-Numi. Als diese sich umdrehte, sah sie die Bedienstete der Hohepriesterin auf sich zueilen. Die junge Elfe trat näher, blieb stehen, neigte das Haupt leicht zum Gruß und sagte dann, an Lya-Numi gewandt: »Gilraen schickt mich, dich zu holen. Folge mir, sie erwartet dich.«
    Lya-Numi schlug das Herz bis zum Hals, so aufgeregt war sie. Sie war nicht sicher, was die Hohepriesterin ihr mitzuteilen hatte, aber ganz gleich, ob nun eine Botschaft ihres Bruders eingetroffen war oder ob Gilraen ihr Versprechen wahr machte und ihr einen Weg zeigte, um Dirairs Schicksal zu klären, sie brannte darauf, es zu erfahren. »Ich muss gehen«, wandte sie sich mit geröteten Wangen an Elwren.
    Die Freundin lächelte ihr aufmunternd zu. »Ja, geh nur«, sagte sie. »Ich wünsche dir, dass du findest, was immer du dir erhoffst.«
    Zum zweiten Mal folgte Lya-Numi der Bediensteten durch die ausgedehnte Tempelanlage. Die junge Nebelelfe bewegte sich im gemessenen Schritt, der allen im Tempel gemein war. Für Lya-Numi war das viel zu langsam. Sie kannte den Weg noch von ihrem letzten Besuch und musste sich sehr zurücknehmen, um die Bedienstete nicht zu überholen.
    Wenig später fand sie sich in demselben Zimmer wieder, in dem Gilraen sie schon einmal empfangen hatte. Und wie beim ersten Mal erwartete die Hohepriesterin sie bereits. Fast hätte Lya-Numi in der Aufregung den Gruß vergessen, aber sie besann sich gerade noch. Höflich sprach sie die rituellen Worte und wartete voller Ungeduld, bis die Bedienstete gegangen war.
    »Ich spüre deine Unruhe«, hob Gilraen einleitend an, als sich die Tür hinter der Nebelelfe geschlossen hatte. »Und ich kann dich gut verstehen. Viele Sonnenläufe sind vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Und wie bei deinem vorigen Besuch muss ich dir auch diesmal mitteilen, dass dein Bruder mir keine Botschaft hat zukommen lassen.«
    »Das … habe ich schon befürchtet.« Lya-Numi nickte. Sie hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt und machte sich nichts vor. Je mehr Zeit verstrich, desto geringer wurden die Aussichten, dass Dirair noch am Leben war. Sich das einzugestehen, war schmerzlich gewesen. Ein Teil von ihr klammerte sich aber immer noch an die Hoffnung, dass ein Wunder geschehen könnte und verhinderte, dass Kummer und Trauer fortan ihr Leben bestimmten. »Dann habt Ihr eine Möglichkeit oder einen Weg gefunden, wie ich etwas über Dirairs Schicksal erfahren kann?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Wirklich?« Lya-Numi hielt es nicht länger auf dem Stuhl. »Was muss ich tun?«, fragte sie voller Tatendrang. »Ich …
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