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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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hier drau ßen lasse, guter Herr? Das wäre vielleicht gefährlich.« Er warf Amara einen Blick zu, dessen Bedeutung ihr nicht entging. Eine Warnung. »Man kann doch ein so hübsches junges Mädchen nicht in einem Lager voller Soldaten allein lassen.«
    Aldrick entgegnete: »Das hättest du dir überlegen sollen, ehe du hergekommen bist. Es wird sie schon niemand umbringen. Rein mit dir.«
    Fidelias sah Amara erneut an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Dann betrat er das Zelt. Aldrick bedachte Amara mit einem kühlen Blick, ging ebenfalls in das Zelt und kehrte kurz darauf zum Eingang zurück, wobei er ein Mädchen hinter sich her zerrte. Die Kleine war zierlich bis zur Magerkeit, die Kleidung hing an ihrem Körper wie an einer Vogelscheuche. Ihr Ring war auf die engste Stufe eingestellt und lag dennoch locker um ihren Hals. Das braune Haar wirkte trocken und spröde wie Heu, ihre Röcke waren staubig, auch wenn die Füße einigermaßen
sauber aussahen. Aldrick stieß das Mädchen grob nach draußen und sagte: »Geschäfte.« Damit zog er die Zeltklappe hinter sich zu.
    Mit einem leisen Schrei ging das Mädchen mitsamt einem geflochtenen Korb in einem Wirrwarr aus Röcken und Kraushaar zu Boden.
    Amara kniete sich neben sie und fragte: »Alles in Ordnung?«
    »Aber klar doch«, fauchte das Mädchen. Sie erhob sich wackelig auf die Beine und trat mit dem Fuß ein Staubwölkchen in Richtung Zelt. »Mistkerl«, murmelte sie. »Ich rackere mich ab, um seine Sachen sauber zu halten, und er schubst mich herum wie einen Sack Mehl.« In ihren Augen funkelte Trotz, als sie sich Amara zuwandte. »Ich heiße Odiana.«
    »Amara«, stellte sich Amara vor und spürte, wie sich unwillkürlich ihre Mundwinkel nach oben zogen. Sie sah sich um und dachte kurz nach. Es war wichtig, dass sie sich im Lager umschaute, damit sie irgendwelche Beweise fand, die sie mitnehmen konnte. »Odiana, ob ich hier wohl irgendwo etwas zu trinken bekommen kann? Wir sind schon stundenlang unterwegs, und ich bin völlig ausgedörrt.«
    Das Mädchen warf das Kraushaar über die Schulter und schnitt eine Grimasse in Richtung des Kommandantenzeltes. »Was möchtest du denn? Es gibt billiges Bier, das schmeckt aber wie Wasser. Außerdem könntest du Wasser haben. Und wenn dir beides nicht zusagt, dann hätte ich noch Wasser anzubieten.«
    »Ich glaube, ich nehme das Wasser«, meinte Amara.
    »Du hast einen trockenen Humor«, stellte Odiana fest. Sie hängte sich den Tragebügel des Korbes über den Arm. »Hier entlang.« Damit drehte sie sich um und machte sich mit energischen Schritten auf zum gegenüberliegenden Tor. Amara eilte hinter ihr her und schaute sich dabei aufmerksam um. Ein Trupp Soldaten kam ihnen im Laufschritt entgegen, und die beiden Mädchen mussten zwischen zwei Zelte ausweichen.

    Odiana schnaubte. »Soldaten. Die Krähen sollen sie alle holen, ich bin sie so leid.«
    »Bist du schon lange hier?«, erkundigte sich Amara.
    »Ich bin kurz nach Neujahr gekommen«, antwortete Odiana. »Doch den Gerüchten nach brechen wir bald auf.«
    Amaras Herz klopfte. »Wohin?«
    Odiana sah sie amüsiert an. »Du hast noch nie bei Soldaten gelebt, wie? Ist doch gleichgültig, wohin. Das hier « - sie umfasste das Lager mit weiter Geste - »ändert sich nie. Ist immer das Gleiche, ob nun unten am Ozean oder oben auf der Mauer. Und die Männer ändern sich auch nicht. Der Himmel ändert sich nicht, und die Erde verändert sich so langsam, dass es einem kaum auffällt. So ist das.«
    »Trotzdem. Du kommst an einen anderen Ort und siehst andere Dinge.«
    »Nur neue Flecken auf den Uniformen«, meinte Odiana. Die Soldaten waren vorbeigelaufen, und die Mädchen traten wieder auf den Weg. »Wie ich gehört habe, ziehen wir nach Norden und ein wenig nach Osten.«
    »In Richtung Aquitania?«
    Odiana zuckte mit den Schultern. »Liegt das dort?« Sie gingen weiter und näherten sich dem Bach. Odiana öffnete den Deckel des Korbes und kramte im Inneren. »Hier«, sagte sie, »halt mal.« Sie warf Amara zwei schmutzige Teller in den Arm. »Wenn wir schon hier sind, können wir auch gleich abwaschen. Bei den Krähen, Soldaten sind ein so schmutziges Volk. Wenigstens halten die Legionares ihre Zelte sauber.« Sie fischte einen Knochen aus dem Korb und warf ihn einem herumstrolchenden Hund zu. Darauf folgte ein Apfelrest, an dem sie noch einmal knabberte, ehe sie die Nase rümpfte und ihn in den Bach warf. Als Nächstes holte sie ein Stück Papier heraus, das
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