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Die Elementare von Calderon

Die Elementare von Calderon

Titel: Die Elementare von Calderon
Autoren: Jim Butcher
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sie kaum ansah, ehe sie es achtlos fallen ließ.
    Amara stellte den Fuß auf das Papier, bevor der Wind es davonwehen konnte, bückte sich und hob es auf.

    »Was denn?«, fragte Odiana. »Was machst du da?«
    Amara hielt das Papier vor sich. »Also, äh... Ist doch keine gute Idee, es wegzuwerfen, wenn du saubermachen willst.«
    »Außerhalb des Lagers kümmert es keinen«, meinte Odiana. Sie legte den Kopf schief und beobachtete Amara, die das Papier auffaltete und die Schrift betrachtete. »Kannst du etwa lesen?«, fragte die Sklavin.
    »Ein bisschen«, antwortete Amara abgelenkt. Sie las die Nachricht, und ihre Hände begannen zu zittern.
    Legionskommandant der Zweiten Legion,
    hiermit erhältst Du Befehl, das Lager abzubrechen und zum Treffpunkt zu marschieren. Du solltest spätestens am zehnten Vollmond des Jahres eintreffen, damit Vorbereitungen für den Winter getroffen werden können. Bis zum Aufbruch wird der Drill der Männer fortgesetzt, und Du schickst die Männer in der gewohnten Weise los.
    Da stand noch mehr, aber Amara überflog es kaum und schaute stattdessen nach, wer unterschrieben hatte.
    Atticus Quentin, Hoher Fürst von Attica .
    Amara stockte der Atem. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet: Aufstand. Rebellion. Krieg .
    »Was steht denn drin?«, wollte Odiana wissen. Sie drückte Amara einen weiteren Teller in die Hand. »Hier, wasch die mal im Bach.«
    »Es steht drin...« Amara ging zum Ufer, bückte sich und legte die Teller ins Wasser. »Ach, ich kann es gar nicht richtig lesen.« Sie knüllte das Papier zusammen und schob es in einen ihrer Schuhe, während sie über die Bedeutung des Schreibens nachdachte.
    »Weißt du«, meinte Odiana plötzlich freundlich und eigenartig fröhlich, »ich glaube, du lügst. Sklaven, die lesen können, trifft man nicht oft. Wer stellt schon Fragen darüber, wohin die Truppen ziehen? Und wer kennt sich gut genug mit Politik aus, um die Bedeutung eines so kleinen Befehls zu verstehen? Das würde man doch am ehesten von einem... ach, ich weiß nicht.« Sie
verstummte und hätte beinahe geschnaubt. »Von einem Kursor erwarten.«
    Amara erstarrte. Als sie sich umwandte, traf sie Odianas Fuß am Kinn. Heißer Schmerz schoss durch ihren Körper. Dieses magere Mädchen verfügte über viel mehr Kraft, als man ihr zugetraut hätte, und durch den Tritt wurde Amara in den Bach geworfen.
    Sie erhob sich, schüttelte sich das Wasser aus Gesicht und Augen und holte tief Luft, um ihren Elementar zu rufen - aber als sie einatmete, strömte ihr Wasser in Mund und Nase, und sie begann zu röcheln. Schlagartig überfiel sie Panik, und sie griff sich ins Gesicht, das über der Nase von einer dünnen Schicht Wasser überzogen war. Sie wollte es mit den Fingern wegwischen, doch es floss nicht nach unten, und sie konnte es nicht entfernen. Hustend kämpfte sie dagegen an, doch das Wasser drang weiter ein und bedeckte sie wie Öl. Sie konnte nicht mehr atmen. Amara schwindelte, die Welt verschwamm vor ihren Augen und wurde dunkel.
    Der Brief, sie musste den Brief zum Ersten Fürsten bringen. Er war ein wichtiges Beweisstück.
    Sie schaffte es ans Ufer, ehe das Wasser in ihre Lungen eindrang und sie zusammenbrach. Sie wälzte sich auf der trockenen Erde und starrte auf Odianas nackte, saubere Füße.
    Amara schaute das dünne Sklavenmädchen an, das mit einem milden Lächeln auf sie herabsah. »Keine Sorge, Kleine«, sagte das Mädchen. Und damit begann die Verwandlung. Die eingefallenen Wangen wurden runder, die schlaksigen Glieder nahmen Form an. Wunderschöne Hüften und Brüste füllten plötzlich verführerisch die Kleidung aus. Das Haar wurde ein wenig länger und dunkler und begann zu glänzen, und das Mädchen schüttelte es lachend, ehe es sich neben Amara kniete.
    Odiana strich ihr durch das nasse Haar. »Keine Sorge«, wiederholte sie. »Wir bringen dich nicht um, denn wir brauchen dich.« Dann holte sie eine schwarze Schärpe aus dem Korb und band sie
sich um die Taille. »Aber ihr Kursori seid manchmal ziemlich gerissen, da dürfen wir kein Risiko eingehen. Schlaf einfach, Amara. So ist es viel leichter. Und dann nehme ich das Wasser zurück, damit du wieder atmen kannst.«
    Amara rang nach Atem, bekam jedoch keine Luft. Die Dunkelheit vor ihren Augen vertiefte sich, helle Punkte blitzten auf. Sie umklammerte Odiana, doch ihre Finger hatten keine Kraft.
    Einen Moment sah sie noch diese wunderschöne Wasserwirkerin, die sich bückte und ihr einen
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