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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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Geschichte lebten!« So seufzte später der Namenlose Sänger, der glaubte, durch seine Namenlosigkeit den Namenlosen Göttern ähnlicher zu sein – Götter, zu denen die Schamanen der Elben längst den Kontakt verloren hatten und die ihrerseits wenig interessiert am Schicksal ihrer Gläubigen zu sein schienen.
    Das grobe Menschengeschlecht der Rhagar setzte mit ungezählten Schiffen über die südlichen Meere. Sie verließen ihre Heimat in den Sandlanden und ließen sich ebenfalls auf dem zwischenländischen Kontinent nieder. Zuerst verehrten sie die Elben als Götter, und Keandir galt ihnen als der König der Lichtgötter, die für sie unerreichbar weise Wesenheiten waren, denn die Fähigkeiten der Elben überstieg die Vorstellungskraft dieser Barbaren ebenso wie deren lange Lebensspanne.
    Doch es kam die Zeit, da die Rhagar erkannten, dass die Elben nur langlebig, aber nicht unsterblich waren, dass sie mit hoher Selbstheilungskraft gesegnet, aber nicht unverwundbar waren und dass sie zwar von überlegenem Wissen, aber keineswegs gottgleich waren.
    Es kam zum Krieg zwischen Menschen und Göttern, zwischen Rhagar und Elben.
    Comrrm der Eisenfürst, unter dem sich die Massen der Barbaren zu einem gewaltigen Eroberungszug vereinigt hatten, starb in der alles entscheidenden Schlacht an der Aratanischen Mauer. Der Eroberungszug der Rhagar fand damit ein Ende, denn es war niemand mehr da, der die Horden der Rhagar erneut zu einem schlagkräftigen Heer hätte einen können. Ihre Toten bedeckten die Ebene von Aratan, und ganze Schwärme von Aasvögeln kreisten über dem Gebiet zwischen dem Zwischenländischen Meer und den ersten Anhöhen von Hocherde.
    Aber auch die Elben zahlten einen furchtbaren Preis. Auch ihre Verluste waren ungeheuer hoch, und ihr König Keandir wurde nicht nur schwer verwundet, er verlor auch die Elbensteine während dieser Schlacht. Ein Rhagar-Krieger raffte das Wahrzeichen der elbischen Herrschaft an sich, woraufhin die Steine für lange Zeit unauffindbar waren. Ein böses Omen für die Zukunft von Elbiana…

    Das Ältere Buch Keandir
    Der Raub der Elbensteine durch einen namenlosen Rhagar aber war ein noch schlimmeres Omen für die Zukunft Elbianas, als es selbst der Tod des Königs hätte sein können!
    Sie waren das Symbol des Elbentums und galten als unersetzbar. Sechs waren es an der Zahl, und jeder dieser Steine von unvorstellbarer Reinheit trug einen eigenen Namen: Athrandil, Pathrandil, Cathrandil, Ithrandil, Nithrandil und Rithrandil.
    Keandir ließ der Gedanke an diese Steine keine Ruhe. Aber selbst er hätte es nicht für möglich gehalten, dass aus den Symbolen des Elbenreichs einst die Symbole seines Untergangs werden sollten…

    Die Verbotenen Schriften
    (früher bekannt als: Das Buch Branagorn) O Keandir, mein König und Gemahl!
    Ein Jahr lang wachte ich an deinem Lager und half deine Wunden zu heilen, die man dir in der Schlacht an der Aratanischen Mauer schlug.
    Die Wunden des Körpers sind verheilt, die Narben der Seele werden bleiben
    und den dunklen Schatten wachsen lassen, der dich durchdringt, seit dich
    die Insel des Augenlosen Sehers in ihren Bann schlug.
    Seine Zauberstäbe hast du in das finsterste Verlies von Elbenhaven verbannt;
    ihre Macht wirkt noch immer, und wir ahnen es beide: Das Böse wird sich erheben.

    O Keandir, mein König und Gemahl!
    Ein Jahr lang wachte ich an deinem Lager, und ich weiß, welche Schatten dich quälen.
    Andir und Magolas – die Zwillingskinder unserer unsterblichen Liebe,
    die Hoffnungsträger der Elben,
    die begabtesten Magier unseres Volkes –
    entzweit sind sie wie Feuer und Wasser, zwei Königssöhne, verfeindet bis in den Tod.
    Was soll nur werden, wenn ein neuer Krieg heraufzieht und die Mächte der Finsternis sich sammeln?
    Was soll nur werden, wenn die Könige der Elben einander mehr hassen, als es die Menschen je vermögen?

    Aus den Gesängen Ruwens
    1
    DIE ELBENSTEINE

    Dunkle Wolken hingen in jener Nacht über Aratania, der großen Rhagar-Stadt an der Küste des Zwischenländischen Meeres. Es regnete in Strömen, und ein scharfer Wind blies aus Nordwesten und trieb stetig neue Wolken heran. Wie wabernde dunkle Schatten hingen sie über der Stadt mit ihren verwinkelten Gassen und dem befestigten Palast des Herrschers im Zentrum. Dieser Palast glich einer Trutzburg, deren Mauern alles übertrafen, was die Baukunst der Rhagar bisher hervorgebracht hatte. Um sie errichten zu können, hatte Herzog Krakoon I. einst das gesamte
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