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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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Mühe, sich in den Sattel zu hieven.
    Er trieb sein Pferd an, preschte die engen Gassen jener Stadt entlang, die er wie keine zweite kannte. Er musste die Steine so schnell wie möglich loswerden. Jemand wollte sie offenbar um jeden Preis in seinen Besitz bringen und hatte die sechsfingrigen Gnome geschickt. Aber der Norier hatte keine Neigung, weiterhin die Zielscheibe dieser Mörder abzugeben, noch wollte er sich der Gefahr aussetzen, im Zustand geistiger Verwirrung zu enden.
    Athrandil! Nithrandil…
    Die Namen der Steine klangen in seinem Kopf wider wie Geisterstimmen aus einer anderen Welt, und der Krieger hatte das untrügliche Gefühl, dass dies bereits die ersten Zeichen des Wahnsinns waren.
    Der Weg des Noriers führte an den Kasernen der Garde vorbei zu einem Haus im Hafenviertel von Aratania. Dort zügelte er sein Pferd. Das Kribbeln war vollkommen verschwunden. Die Schmerzen in seiner Schulter ebenfalls. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er die Steine nicht vielleicht doch behalten sollte. Die Verlockung war groß, und die Stimmen, die die Namen flüsterten, waren auf einmal sehr einschmeichelnd. Das Gefühl, diese Steine unbedingt behalten zu müssen, machte sich in ihm breit.
    Vorsicht, mahnte er sich, du wärst nicht der Erste, der von diesen Stimmen in den Bann geschlagen wird.
    Der Norier stieg ab und machte sein Pferd an einer Querstange vor dem Haus fest. Es war das Haus von Pantanos dem Tagoräer. Er handelte mit allem, was sich gewinnbringend weiterverkaufen ließ, und es war ihm dabei gleichgültig, ob es sich um Diebesgut handelte oder um Dinge, auf die aus irgendwelchen Gründen ein Fluch lastete. Die Beamten des aratanischen Königs bestach er mit ebensolcher Selbstverständlichkeit wie die Priester des Sonnenkults, die in der Stadt seit der Zeit des Eisenfürsten einen fast so großen Einfluss ausübten wie die Büttel des Königs.
    Der Norier klopfte an die Tür. »Mach auf, Pantanos!«
    Es dauerte eine Weile, bis das Guckloch an der Tür geöffnet wurde. »Was willst du, Gardist?«
    »Dir etwas verkaufen! Du wirst es nicht bereuen. Ein Angebot wie dieses bekommst du selten!«
    Der Norier hörte, wie der Riegel beiseitegeschoben und mehrere Schlösser geöffnet wurden. Pantanos der Tagoräer war ein kleiner, hagerer Mann, dessen Gesicht an ein Wiesel erinnerte. »Komm herein!«, sagte er.
    Später saß Pantanos an einem groben Holztisch und blickte fasziniert auf die Steine, die er vor sich ausgebreitet hatte.
    Sechs waren es an der Zahl, und gleichgültig, ob die fantastische Geschichte stimmte, die der Gardist ihm erzählt hatte – sie waren jede Silbermünze wert, die er dafür bezahlt hatte.
    Er nahm einen der Steine zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt ihn in das Licht der großen Kerze, die in der Mitte des Tisches stand. Nie zuvor hatte er einen solchen Stein gesehen.
    Athrandil …
    Als er den Namen in seinem Kopf hörte, stutzte er.
    Nithrandil …
    Von diesen Steinen ging eine Kraft aus, die ihn erschreckte.
    Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Schauder erfasste ihn. Vielleicht hatte der Norier tatsächlich die Wahrheit gesagt, und es handelte sich wirklich um die Elbensteine, die vor hundertzwanzig Jahren ein Krieger aus dem Heer des Eisenfürsten in der Schlacht an der Aratanischen Mauer an sich genommen hatte. Auf jeden Fall war das nicht gänzlich auszuschließen, und so war sich Pantanos sicher, für die Steine leicht einen Käufer zu finden, der ihm das Zehnfache dessen bot, was er dem Norier hatte zahlen müssen.
    Ein Klopfen an der Tür ließ den Tagoräer zusammenzucken.
    War der Gardist etwa zurückgekehrt? Hatte er begriffen, wie unvorteilhaft der Handel für ihn war, und wollte er die Ware zurück?
    Es klopfte noch einmal. Energischer diesmal. Pantanos raffte die Steine zusammen und wollte sie zurück in den Beutel tun.
    Doch einen der Steine umschloss er fest mit der Hand. Dieser Stein war reiner als jeder Diamant und jeder andere Edelstein, der jemals durch die Hände des Tagoräers gegangen war. Und er war sehr erfahren in diesem Metier. Seit Jahren brachten Schiffe aus Tagora regelmäßig Schmuck und kunstvoll bearbeitete Edelsteine bis Aratania, und Pantanos gehörte zu den wichtigsten Zwischenhändlern für solche Waren. Einen wertvollen Stein erkannte er auf den ersten Blick.
    Erneut klopfte es.
    »Ich komme ja schon! Nicht so ungeduldig!«
    Er tat auch den letzten Stein in den Beutel und verbarg diesen unter der
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