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Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Die Elben - 02 - Die Könige der Elben

Titel: Die Elben - 02 - Die Könige der Elben
Autoren: Alfred Bekker
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dachte er.
    Sein Ururgroßvater hatte in der Schlacht an der Aratanischen Mauer in den Diensten des damaligen Herzogs von Aratan gestanden, dessen Truppen den Eroberungszug des Eisenfürsten Comrrm unterstützt hatten. Ein einzelner Krieger in einem gigantischen Rhagar-Heer, das den Abwehrwall der Elben an der Grenze zum Herzogtum Elbara angegriffen hatte.
    Eine Schlacht, wie es sie in einem Jahrtausend nur einmal gab.
    Und jener unbedeutende Krieger, dessen Name keine Chronik verzeichnete, hatte sich unsterblichen Nachruhm in zahllosen Legenden geschaffen, die man seither über ihn erzählte.
    Legenden, die allerdings variierten, sodass nicht ganz klar war, was sich wirklich damals auf dem Schlachtfeld zugetragen hatte. Aber der entscheidende Punkt war, dass dieser Krieger –
    Mitglied der Norischen Garde wie sein Ururenkel – einen Beutel mit leuchtenden Steinen an sich gebracht hatte, den König Keandir als Symbol seiner Macht und seines Herrschaftswillens um den Hals getragen hatte.
    Die Elbensteine…
    In der Familie des Noriers waren sie wie ein Vermächtnis von Generation zu Generation weitergegeben worden. Als magischer Glücksbringer hatten manche von ihnen sie in den Kriegen, die sie für die Herzöge und später für die Könige von Aratan ausgefochten hatten, bei sich getragen, immer gut verborgen unter einem dicken Lederwams, sodass das Leuchten, das sich bisweilen einstellte, nicht nach außen drang. Denn das hätte nur Begehrlichkeiten geweckt und dazu geführt, dass die Steine früher oder später gestohlen worden wären. Selbst die Kameradschaft innerhalb der Norischen Garde hatte ihre Grenzen.
    Jener Krieger, der die Steine auf dem Schlachtfeld an der Aratanischen Mauer einst an sich genommen hatte, war von ihrer magischen Wirkung überzeugt gewesen. Mochten die Elben in Wahrheit keine Götter und nicht einmal annähernd so mächtig sein wie der Sonnengott, der Mondgott oder die Ahnengeister, an die viele Rhagar glaubten, so konnte doch niemand daran zweifeln, dass sie über eine sehr mächtige Magie verfügten.
    Angeblich hatten die Steine eine heilende Wirkung und verlängerten das Leben. Tatsächlich hatten einige der Vorfahren des Noriers ein Alter von mehr als neunzig Jahren erreicht. Eine Spanne, die für einen Elben nichts weiter als eine Episode, für die Rhagar hingegen ein selten erreichtes Alter darstellte.
    Aber es gab auch eine andere Wirkung. Der Norier hatte die Worte seiner Mutter noch im Ohr, die sie gesprochen hatte, als sie ihm das Erbe seines Vaters eröffnete: »Die Steine haben deinen Großvater und deinen Urgroßvater in die geistige Verwirrung getrieben!«
    »War Vater auch davon betroffen?«, hatte seine Gegenfrage gelautet.
    »Nein. Er hat die Steine zumeist in einem Versteck in den Bergen aufbewahrt und sich nur ab und zu ihrer Wirkung ausgesetzt; wenn er krank oder verletzt war.«
    »Ich bin jung und gesund. Du brauchst in deinem Alter die Steine dringender.«
    »Nein! Mir graut vor ihnen, mein Sohn. Ich habe ihren Einfluss gespürt, als ich mit ihrer Hilfe die schwere Geburt deines Bruders überstand. Das hätte auch mich beinahe den Verstand gekostet. Ich habe mir geschworen, sie nie wieder zu berühren, mein Sohn. Diese Steine sind nicht für uns gemacht.
    Sie sind Elbenwerk. Vielleicht können sie den Stimmen der Steine widerstehen. Vielleicht hören die Elben sie nicht einmal. Aber uns Menschen führen sie in den Wahnsinn.«
    »Was soll ich deiner Meinung nach mit ihnen machen? Sie etwa dem Elbenkönig zurückgeben? Damit würde ich das Vermächtnis jenes Kriegers verraten, der einst im Heer des Eisenfürsten zur Aratanischen Mauer marschierte, um die Lichtgötter zu stürzen.«
    »Meine Empfehlung ist, sie zu verkaufen. Von dem Erlös könntest du dir ein Stück Land kaufen und dich zur Ruhe setzen.«
    Da hatte er empört den Kopf geschüttelt. »Die Elbensteine haben meinen Vorvätern Glück gebracht!«
    »Segen und Fluch haben sich allenfalls die Waage gehalten, mein Sohn…«
    Dieses Gespräch ging dem Norier einmal mehr durch den Kopf, während er die Verletzung an seiner Schulter eingehender untersuchte. Schorf lag auf der Wunde. So als hätte sie schon einen Heilungsprozess von Tagen oder gar Wochen hinter sich. Das Kribbeln, das seinen Körper durchflutet hatte, wurde schwächer und konzentrierte sich wieder auf die Region um die Wunde. Er glaubte zu fühlen, wie die rätselhafte Kraft der Elbensteine in seinem Körper wanderte.
    Es gelang ihm mit einiger
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