Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
vernehmen: »Ich habe eine Betrügerin ihrer gerechten Strafe zugeführt. Wenn ich nun sterben muss, so in der Gewissheit, deinen Frevel gesühnt zu haben.«
    »Du spielst damit dem Dämonenpriester in die Hände.«
    Der Südländer lachte, aber es klang bedrückt und fragend.
    »Wisse«, fuhr Buruna fort, »dass Drudin für seinen Feldzug gegen den Süden jetzt zusätzlich einige tausend Rukor-Krieger erhalten wird, die seinem Befehl gehorchen. Tilgran hat dieses Abkommen mit König Eloard getroffen. Und du Narr musst alles zerstören. Solange Eloard glaubte, dass ich eine Tochter Hadamurs sei, vertraute er mir und schenkte meinen Versprechungen Glauben, dass der Shallad ihm mit einer gewaltigen Flotte beistehen würde, wenn er sich von den Caer lossagt. Nun war alles umsonst. Rukorische Schiffe hätten Lamir und mich sogar nach Logghard gebracht.«
    Dadjar schwieg. Er schien über das Gesagte nachzudenken.
    Mit den Füßen stieß Buruna allzu vorwitzige Ratten von sich. »Elende Biester!« schimpfte sie.
    »Fange schon an, dich an ihre Gesellschaft zu gewöhnen«, riet ihr der Barde. »Du wirst nicht schlafen können, denn dann fallen sie über dich her. Erst fressen sie deine Kleidung an, dann, wenn du dich ihrer nicht erwehrst, deine Arme und Beine.«
    »Hör auf!«
    »Es ist schwer zu ertragen. Ein einziges Mal schloss ich die Augen – wenn ich daran denke, schaudere ich noch immer –, von da an hielt ich mich ständig wach, sang meine schönsten Lieder und Verse, von der Liebe und ihren Wonnen.«
    »Wie kannst du nur, angesichts solchen Ekels.«
    »Gibt es etwas Schöneres als die Liebe? Ist es nicht besser, glücklich zu sterben als mit Hader im Herzen?«
    »Fürwahr!« Buruna stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Du denkst an Mythor, verfluchst den Tag, an dem du den Entschluss fasstest, ihm zu folgen?«
    »Ja, ich denke an ihn. Gerade deshalb finde ich mich nicht damit ab, gefangen zu sein.«
    »Glaubst du, ich hätte das getan?«
    »Aber es muss einen Weg geben, der aus diesen Mauern hinausführt.«
    »Vergiss es.«
    »Das Alleinsein scheint dich verwirrt zu haben, edler Bänkelsänger«, spottete Buruna. »Dadjar hat mich hier hereingebracht – er wird dafür sorgen, dass wir auch wieder hinauskommen. Alle drei.«
    Ein überraschtes Brummen antwortete ihr. Der Vogelreiter schien sich endlich zu einem Entschluss durchgerungen zu haben. »Ich denke«, sagte er, »dass du so unrecht nicht hast. Allerdings kann ich deine Lüge trotz dieser Kenntnis nicht gutheißen – was soll ich also tun?«
    »Tilgran muss glauben, dass ich wirklich eine Tochter Hadamurs bin.«
    »Wie willst du das bewerkstelligen?«
    »Irgend etwas wird mir schon einfallen.«
    »Vielleicht fragt ihr mich«, ließ Lamir sich vernehmen. »Ein Barde weiß manchmal Rat, wo Muskeln und Waffen kläglich versagen.«
    »Sprich schon!« drängte Buruna.
    »Hin und wieder kommen Wachen und bringen Essen – so einen schimmligen, knochentrockenen Fraß. Caer begleiten sie, wohl um sicherzugehen, dass ich nicht fliehe. Wenn wir sie davon überzeugen könnten, dass dein Vater tatsächlich der Shallad ist…«
    »… käme Tilgran nicht umhin, uns freizulassen. Und Eloard dürfte dann endgültig auf meiner Seite stehen, weil er glauben muss, der Priester hätte alles nur aus dem Grund in die Wege geleitet, um ihn zum Bündnis zu zwingen.«
    »Still!« zischte Lamir plötzlich.
    »Was…?«
    Leise Schritte näherten sich. Dann war nichts mehr.
    »Es tut mir leid, Buruna«, begann Dadjar unerwartet. »Aber ich musste dich verleugnen, weil ich hoffte, dich dadurch vor Ungemach bewahren zu können.«
    Die Frau begriff sofort. »Du hast mich dem Verderben anheimgegeben – mich, eine der Lieblingstöchter Hadamurs.«
    »Wie konnte ich Unseliger auch ahnen, dass meine Lüge dich in dieses Verlies bringt!« rief Dadjar weinerlich aus. »Ich würde mein Augenlicht opfern, um dir die Freiheit wiederzugeben.«
    »Wenn mein Vater davon erfährt«, brauste Buruna auf, »wird er dich vierteilen lassen.« Ein entsetzter Schrei des Südländers antwortete ihr.
    »Du bist ein Tölpel, Dadjar«, pflichtete Lamir lauthals bei. »Wenn wir durch deine Schuld sterben, soll deine Seele verflucht sein, dass du uns solches angetan hast.«
    Seine letzten Worte verhallten im Waffengeklirr, das von draußen hereindrang, aber schon nach wenigen Augenblicken wieder verstummte. Die schweren Riegel wurden aufgestoßen. Als die Tür zurückschwang, fiel blendender Lichtschein in das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher