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Die Eiskrieger

Die Eiskrieger

Titel: Die Eiskrieger
Autoren: Hubert Haensel
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und ihren Worten nicht länger Glauben schenken«, meinte der Priester. »Sorgt euch nicht um die Güter und die Macht, die euch versprochen wurden.«
    »Wir…«, begann Erdigan, schwieg aber entsetzt, als Tilgran ihn zornig anfunkelte.
    »Die Prinzessin hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf Eloard bekommen«, stellte Gembord fest.
    »Sie ist keine Prinzessin!«
    Die beiden Rukorer wagten nicht, nach dem Grund dieser Erkenntnis zu fragen. Tilgran weidete sich an ihren erstaunten Gesichtern. »Der Vogelreiter«, ließ er sie dann wissen, »stammt aus dem tiefsten Süden und kennt die Verhältnisse am Hof des Shallad.«
    Sie erinnerten sich. Während des letzten Vollmonds war es an der offenen Grenze zu Südsalamos, etwa einen Tagesritt von der Großen Mauer entfernt, wiederholt zu Zwischenfällen gekommen, bei denen Rukorer mehrere Angreifer gefangengenommen und nach Mardios gebracht hatten. Die Caer erkannten sofort, dass einer der Gefangenen nicht aus den Heymalländern stammte, sondern von weiter her gekommen sein musste. Tilgran forderte daraufhin dessen Auslieferung, um von ihm die Lage im Süden in Erfahrung zu bringen. Mit Erfolg, wie es schien.
    *
    Je länger Buruna den Fremden anstarrte, desto größer wurde das Gefühl drohenden Unheils, das sie empfand. Der Mann hielt ihrem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Kennst du sie?« fragte Tilgran nach einer Weile.
    »Nein!«
    »Was soll das?« brauste Eloard auf. »Nicht einmal ein Abgesandter Drudins darf es wagen, unangemeldet meine Gemächer zu betreten.«
    »Dadjar ist ein Südländer, der früher der Leibgarde in Hadam angehörte.«
    »Und?«
    »Deine Krieger brachten ihn als Gefangenen nach Mardios. Er kennt die Tochter des Shallad und sagte mir, dass keine unter ihnen ist, die Buruna heißt.«
    »Aber du selbst…«
    »Vergiss es, Eloard. Hadamur hat viele Töchter gezeugt – sogar ein Caer kann sich einmal irren.«
    »Was hast du darauf zu erwidern?« fuhr der König Buruna an, die merklich blass geworden war, sich aber alle Mühe gab, ihr Erschrecken zu verbergen.
    »Er lügt!«
    »Bei der Ehre meiner Mutter«, rief Dadjar aus. »Sie ist kein Kind des Shallad Hadamur.«
    Für einen Augenblick zeichnete sich so etwas wie Bedauern in Eloards Miene ab, dann verzerrten sich seine Züge in jäh aufflammendem Zorn. »Du hast mich betrogen und zum Narren gehalten«, brauste er auf. »Deine Rede war nur Schall und Rauch, sinnloses Geschwätz, mit dem du dir die Freiheit erkaufen wolltest.«
    »Du täuschst dich, Eloard. In meiner Absicht lag es, dir und deinem Volk zu helfen…«
    »Schweig! Du bist nichts anderes als eine niederträchtige kleine Dirne. Der Priester soll entscheiden, was mit dir zu geschehen hat.«
    Tilgran vollführte eine unwirsche Bewegung. »Lass sie zu dem Barden in den Turm werfen – und den Vogelreiter auch. Drudin wird über ihr Schicksal bestimmen.«
    *
    Dunkelheit umfing sie und ein abscheulicher Verwesungsgestank. Von irgendwoher kam das leise Scharren unzähliger winziger Füße, begleitet von schrillem Quietschen.
    Ratten!
    Buruna würgte, als sie eine flüchtige Berührung an ihren Beinen spürte.
    Dröhnend klang ihr noch immer das Geräusch in den Ohren, mit dem die Tür hinter ihr zugefallen war. Die Frau machte sich keine Hoffnungen, was sie erwartete.
    Neben ihr, zum Greifen nahe, musste der Südländer sein. Sie konnte ihn nicht sehen, hörte nur sein hastiges Atmen.
    Vorsichtig tastete sie sich an der Wand entlang, die feucht war und glitschig. Wasser drang durch das poröse Mauerwerk. Zwischen schleimigen Flechten huschten Asseln und allerlei anderes Getier umher. Bei jedem Schritt raschelte faulendes Stroh, stieg eine Wolke beißender Gerüche auf.
    »Lamir«, flüsterte Buruna nach einer Weile des Schweigens, als fürchte sie den Klang ihrer eigenen Stimme. Regungslos verharrte sie, zitternd auf eine Antwort hoffend, die vielleicht nie kommen würde.
    Aus einer Ecke des Raumes ein Seufzen – erleichtert und bedrückt zugleich: »Prinzessin, bist du es wirklich?«
    »Glaubst du, mein Geist sei gekommen, dich zu erlösen?« platzte Buruna heraus.
    »Ich wusste nicht, wer, hörte nur die Stimmen der Wachen, konnte aber nichts erkennen. Nach Tagen in völliger Finsternis blendete mich der Schein ihrer Fackeln wie die Glut der Mittagssonne. Wer ist bei dir?«
    »Ein Mann, der aus Unwissenheit seinem Herrscher einen schlechten Dienst erwiesen hat«, sagte sie.
    Daraufhin ließ Dadjar sich wütend
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