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Die Eishölle

Die Eishölle

Titel: Die Eishölle
Autoren: Basil Copper
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erschienen waren, und bestimmte vergrößerte Details der Darstellungen und Hieroglyphen verursachten bei Scarsdale erhebliche Erregung. Kurz darauf erhielt ich einen in sehr herzlichem Ton gehaltenen Brief, der ein Treffen an einem für beide Seiten passenden Termin und Ort vorschlug.

    II

    Ich wohnte zu jener Zeit in London, und der Brief des Professors war irgendwo in Surrey verfasst worden, so dass es keine großen Schwierigkeiten bereitete, ein Treffen zu vereinbaren. Zum ersten Mal sah ich Scarsdale leibhaftig in der etwas unpassenden Umgebung eines kleinen Teehauses in der Nähe des Britischen Museums. Wir hatten verabredet, uns in der Säulenhalle zu treffen, und, sollte sich einer von uns verspäten, diese Alternative vorgeschlagen. Tatsächlich hatte der Professor seinen Zug verpasst und kam in das Lokal, als ich bereits einen Tee bestellt hatte.
    Es war eines jener dunklen Lokale voller Zinn, Messing und Eichenbänken. Als der Professor mit dem Rücken zum Licht in den gegenüberliegenden Sitz fiel, brauchte ich einige Minuten, um mir einen genauen Eindruck von seiner Gestalt zu verschaffen. Er war ein riesiger Mann, über einen Meter neunzig groß und von entsprechender Breite. Seine Haare waren zwar schon weiß, dennoch hielt ich ihn nicht für älter als 45. Seine Bewegungen und sein ganzes Äußeres verrieten große Vitalität und Bestimmtheit.
    Er hatte einen kleinen, gestutzten Van Dyck-Bart und sehr klare blaue Augen, die geradewegs durch einen hindurch zu schauen schienen. Oberhalb seines gut geschnittenen grauen Anzugs gab eine geschmackvolle blaue Fliege die Farbe seiner Augen wieder. Trotz ihrer Größe und Masse war seine Figur gepflegt und athletisch; ich spürte, dass dieser Mann nicht nur ein in sonderbaren und abwegigen Themen belesener Gelehrter war, sondern jemand, der durchaus in der Lage war, in einer gefährlichen Situation auf sich aufzupassen. Auf gewisse Weise fühlte ich in meinem Herzen, dass ich mich bereits seiner Sache verschrieben hatte, noch bevor er sich setzte und einen braunen Jagdhut mit Fasanenfedern in der Krempe neben sich ablegte, ja lange bevor er überhaupt das Thema unseres Treffens angeschnitten hatte.
    Wir waren bei unserer dritten Tasse Tee und den letzten getoasteten Brötchen angelangt, als wir uns einer zwanglosen Unterhaltung zuwendeten. Er hatte mich während des Kommens und Gehens der Bedienung gemustert, und ich spürte, dass auch ich seine Billigung fand. Er war natürlich Amerikaner, aber einer jenes Typs, die keinem bestimmten Land und keiner Zeit anzugehören scheinen; er lebte wie ein Nomade, immer dort, wo etwas sein Interesse weckte. Er war äußerst wohlhabend und dadurch in der Lage, sich seinen Interessen hinzugeben. Da er aus freien Stücken unverheiratet war, und dies wahrscheinlich auch bleiben würde, war es gleichgültig, wo er wohnte.
    Wie er nun redete, klang sein Akzent eher europäisch als amerikanisch, und ich erinnerte mich, dass er trotz seines Namens – der zu Zeiten seines Vaters anglisiert worden war –
    aus einer alten mitteleuropäischen Familie stammte. Zuerst sprach er die allgemeinen technischen Aspekte meiner Arbeit an, und ich war erstaunt, wie viel er über mich und meinen Werdegang wusste. Er hatte sogar den Film Bis ans Ende der Welt gesehen, den ich auf der Luttrell-Expedition gedreht hatte, und soweit ich verstand, hatte er sich eine Kopie davon im Metropolitan Museum der Modernen Künste in New York zeigen lassen. Es ist angenehm, gelobt zu werden, zumal von einem auf seinem Gebiet so bedeutenden Mann wie Clark Ashton Scarsdale. Er war sicherlich nicht überschwänglich, aber bei einem Manne von solch schweigsamer Art liefen jene wenigen abgehackten Lobesworte wohl auf das Gleiche hinaus. Ich selbst sagte wenig, es war nicht an mir, mich über meine vergleichsweise geringen Fähigkeiten zu verbreiten, aber ich muss gestehen, dass mich seine Worte erwärmten. Ich wollte ihn aus der Reserve locken, da ich mir sicher war, dass er noch nicht alles gesagt hatte.
    Er wartete, bis wir das Teegebäck gegessen hatten – ich liebe besonders diejenigen Plätzchen, die großzügig mit Cornish Cream versehen sind –, dann schenkte er mir ein knappes Lächeln, so dass hinter dem Bärtchen kräftige, gelbe Zähne zum Vorschein kamen.
    »Sie müssen das hier als einen recht unpassenden Ort für ein Treffen empfunden haben«, sagte er schließlich.
    »Im Gegenteil, an Ihrer Stelle hätte ich das auch vorgeschlagen«, sagte
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