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Die Einsaetze

Die Einsaetze

Titel: Die Einsaetze
Autoren: Markus Griesheim
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als Aufforderung zum Spiel versteht. Palmstedt scheucht den
Hund ein paar Mal über die Wiese. Dann laufen sie wieder zurück.
    Zwei Mütter
schieben ihre
Kinderwagen über die kleine
Bogenbrücke
zur
Mainhalbinsel.
Gabrielas eigener Kinderwunsch sollte mit Palmstedt nicht in Erfüllung gehen. Sie haben es so oft
probiert, getrieben,
wann immer die
Zeichen
günstig
standen. Die
biologische
Uhr
wurde
medizinisch angehalten. Doch die Natur ließ sich nicht austricksen. Palmstedt hatte sich dann ohne
sie ein Kind zugelegt, hatte Gabriela ihn damals verhöhnt wegen der verfickten kleinen Schülerin . Jede Liebe ist anders. Wie hätte er ihr diese erklären können?
    Palmstedt überlegt noch kurz, die Laufstrecke zu verlängern. Dann schießt es ihm durch den
Kopf: Natürlich! Die kleine Brücke über der Nidda! Oder eine der Mainbrücken. Aber welche? Und
wie bekommt man eine Leiche auf die Brücke, um sie von dort runterzuwerfen? Andererseits... was,
wenn Christian Paulus noch gelebt hätte, vielleicht freiwillig auf der Brücke war? Die Leiche hatte
außer den Schusswunden keine Verletzungen,
von Hautabschürfungen an der rechten Seite
abgesehen, die mit großer Wahrscheinlichkeit von den Schiffstauen herrührten. Es hat daher kein
Kampf stattgefunden, der Täter muss
ihm
vertraut gewesen sein, er
hat ihn nah an sich
herankommen lassen. Hatte er den Ring schon am Finger? War es überhaupt seiner?
    Palmstedt dreht eine Mordszene: Zwei Schüsse. Ihre Wucht reißt das Opfer von den Füßen, es
stürzt kopfüber in den Fluss. Die Strömung trägt Christian Paulus mit. Die Nidda öffnet sich zum
Main, nach wenigen Metern kommt die Anlegestelle, Pfosten, Holzblöcke, Pontonträger und deren
Befestigungen stellen sich dem menschlichen Treibgut in den Weg. Willenlos schlägt es gegen seine
Widersacher, bleibt endgültig in den Tauen hängen. Ja, vielleicht so! Vielleicht geschah alles in
wenigen Minuten. Dem Täter blieb keine Zeit, den Drachenburgring an Christian Paulus Finger zu
stecken. Er muss ihn schon getragen haben, bevor er starb. Wo hatte er ihn her? Wusste er um dieses
Insignium
des Bösen?
Wie
kommt ein Junge
wie
er mit der polnisch-russischen Mafia
in
Verbindung?
Dieser Bruderschaft
der Drachenführer , wie
sie sich selbst
nannten, diese
gewissenlosen Ex-Militärs, die mit dem Uran der russischen U-Boote, die der Perestroika zum
Opfer fielen und verschrottet wurden, Handel treiben wollten und dafür erpressten und töteten.
Palmstedt kam ihnen in die Quere, erschlug einen der ihren, Kowalczyk, zerstörte
seine
Polizeikarriere. Vernichtete sich selbst.
    Aber warum wird die Leiche erst 30 Stunden danach entdeckt? Am Samstagvormittag müssen
ganze Hundertschaften die Stelle vor dem Schiff passiert haben. Menschen, die nach dem Einkauf
zu ihren Wagen liefen. Spaziergänger in den Auen, halbwüchsige Liebespärchen am frühen Abend
in den Böschungen, die Kicker auf der Wiese, die hundeausführenden Rentner. Palmstedt entkräftet
seine Theorie wieder. Die Leiche muss vielleicht doch von weiter oben angespült worden sein. Oder
aber, sie hatte nicht sofort in den Tauen des Restaurantschiffes ihr nasses Grab gefunden, machte
ihren Weg in mehreren Etappen, hing vielleicht unter der Wasseroberfläche eine Zeit lang fest.
Vielleicht hatte sie ihren ersten Stopp an einem der zwei Hausboote, die am Ufer der auslaufenden
Nidda festgemacht haben. Perché no hätte Gabriela gesagt und die Schultern dabei hochgezogen,
die Handflächen dabei nach oben öffnend.
Und perché
no hätte
Palmstedt damals in
entgegengesetztem Tonfall geantwortet.
    Palmstedt weiß jetzt, dass er hier in der Mainaue am Tatort ist. Sein kriminalistischer Instinkt ist
zuverlässiger als sein treuer Vierbeiner. Keine andere Brücke kommt in Frage, es fielen keine
Schüsse auf dem Eisernen Steg . Zu dieser Jahreszeit gibt es dort ständig Fußgänger. Die anderen
Brücken sind zu weit entfernt, die Leiche hätte höchstens bis zur Staustufe in Griesheim treiben
können und wäre dort am Wehr hängengeblieben oder von einer der drei Turbinen zu Fischfutter
zerhackt worden. Und der Steg der Staustufe kommt als Tatort auch nicht in Frage. Wer einen Mord
plant, denkt über Zeugen nach. Die Anlage hat einen Kontrollturm, von dem aus Wärter die
Wasserschifffahrt und die Schleusenkammern überwachen. Die Schleusen sind rund um die Uhr in
Betrieb und der Turm daher dauerbesetzt. Außerdem wird der Steg ständig von Fahrradfahrern und
Stadtteilpendlern
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