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Die Einsaetze

Die Einsaetze

Titel: Die Einsaetze
Autoren: Markus Griesheim
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der Verführung einleitete, die Auserwählte beschenkte und meist erst
nach langem Bemühen belohnt wurde. Doch dieses Mal hatte sich jemand um ihn bemüht und sein Herz erobert. Und seinen Körper gewollt. - Palmstedt hatte keine Chance. Gar keine!
    Gabrielas und Palmstedts Kinderwunsch ging also nicht Erfüllung, so sehr sie und die Ärzte sich
auch mühten. So konzentrierten sie sich auf ihre Karrieren und verloren sich dabei aus den Augen.
Ihre Liebe wurde banal. Ihr Feuer wich einer letzten Glut. Palmstedt schenkte Gabriela einen jungen
Hund, einen quirligen
Husky-Mischling
aus
dem Tierheim, mit dem Gabriela
aber nichts
anzufangen wusste. Doch dieses Tier konnte den Fehler, den Palmstedt mit Michelle begann, nicht
wieder ungeschehen machen. Es war daher immer Palmstedts Hund.
Sein Espressoatem ließ die Scheibe beschlagen. Es war die letzte Frage, die Gabriela ihm stellte.
„Das Leben mit dir war es wert. Das Leben mit Michelle hätte es wert sein können“, fiel
    Palmstedts Antwort aus.
Er kannte sie schon seit ein paar Monaten, die Antwort. Schon vor ihrer Scheidung. Schon lange
bevor Gabriela die Frage hätte stellen können.
„Ich bin die nächsten Wochen in Roma. Wenn du Ruhe brauchst, kannst du gerne das
Haus in Ostia nutzen. Mein Onkel hat bestimmt nichts dagegen.“
„Das wird nicht gehen, ich brauche eine Arbeit, meine Bezüge laufen nur noch drei
Monate“, resümierte er.
Sie legte ihre Hand auf seine, die noch die kleine Tasse hielt.
„Ich wünsche dir, dass du findest, wonach du suchst! Du weißt, ich habe dich geliebt.
Es wird nie anders sein!“
In diesem Moment zog Palmstedt Gabriela an sich und hielt sie mit beiden Armen fest
umklammert. Wenn er es zugelassen hätte, wären ihm Tränen haltlos über sein Gesicht gelaufen.
Aber wem hätten sie gegolten?
Ihrer verlorenen Liebe?
Ihrer beider Vergangenheit?
Seiner
unmöglichen Zukunft mit Michelle, einer Schülerin, die gerade ihr Abitur machte und deren Traum
es war, für eine Werbeagentur zu arbeiten? Es wären sinnlose Tränen gewesen.
„Ich dich auch, Gabriela. Ich dich auch!“,
sagte er sanft und löste seinen feste
Umarmung wieder.
So standen sie für eine Weile und in Stille. Dann ging Gabriela, ging als Freund. Und was nach
den vielen Jahren blieb, war das Wissen, dass ihre Liebe, die sie einst für einander empfunden
hatten, einer tiefen gegenseitigen Zuneigung gewichen war. Nur das Vertrauen, das Palmstedt
verspielt hatte, war für immer verloren. Und mit ihm Palmstedt. Er war verloren.
*
     
„Hallo, ist jemand zu Hause?“
    Palmstedt
lugt
durch
die
kleinen,
schmierigen
Scheiben
des
Hausbootes.
In
dem
schummrigen Licht kann er eine Staffelei erkennen, ein Bild mit vielen Farbklecksen. Überall
stehen,
hängen,
liegen
Bilder
herum.
Wirre
Gestalten
in
allen
Größen,
Frauen und
Kinderköpfe, Luftschlangen, Wiesen.
    Ein plötzliches „Ja, bitte?!“
, lässt ihn herumfahren. Eine hagere, ältliche Männergestalt lugt
um die Ecke der schmalen Bootsseite. Die kantigen, mit einem ungepflegten Spitzbärtchen
verzierten Gesichtszüge sehen überrascht, eher unfreundlich aus. Der Mann hat vergilbte
Zähne, die
Haut
ist
rautenförmig parzelliert,
sonnengegerbt,
wie die eines
europäischen
Söldners im Kongo.
„Entschuldigung, Palmstedt, Polizei. Ich hab’ nur ein paar Fragen.“
    Palmstedt hält kurz seine Securitymarke von der Mersmann Security in die Höhe. Der
Zweck heiligt die Amtsanmaßung. Sein Auftreten lässt auch keine Zweifel daran, dass es
anders sein könnte.
Der Alte kommt zögerlich auf Palmstedt zu. Er blinzelt gegen die Sonne. Er hält zwei lange
Pinsel in der Faust, sein Hemd und seine Haare sind mit Farbe verschmiert.
     
„Hier im Park ist in der Nacht von Freitag auf Samstag ein Mord geschehen.“
     
Palmstedt schaut in die Augen des Alten. Sie werden zu schmalen Schlitzen. Nur der Sonne
wegen?
     
„Waren Sie hier auf dem Boot? Ist Ihnen etwas aufgefallen?“
     
Arka hockt auf der Ufermauer und beäugt den Kauz misstrauisch.
     
„Diesen Freitag?“
     
„Ja, so gegen Mitternacht.“
     
Palmstedt macht einen Schritt über eine Kiste Bier mit fast nur leeren Flaschen.
     
„Ne, weiß nicht. Hier ist im Sommer immer Krach, die ganze Nacht. Mir ist nix
besonderes aufgefallen.“
     
Der Alte kneift die Augen zusammen.
     
„Sie malen?“
     
„Kann man sagen!“
    Der Alte hat eine deutliche Fahne und er scheint so früh am Morgen keine Lus t auf
Konversation zu haben. Schon eher auf Hochprozentiges. Hat
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