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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
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mächtige Kraft des Guten in diesem Land sein.«
    Ich antwortete nicht. Ich dachte:
Das macht dich nicht unverwundbar.
    Er lachte. »Ich weiß, was Sie denken. Und Sie haben recht. Gestatten Sie mir eine Bitte. Geben Sie mir ein Jahr. Ich nehme an, so lange wird es dauern, bis ich die Dinge wieder ins Lot gebracht habe. Wenn Ihnen etwas an meiner Handlungsweisemissfällt, können Sie sich auch schon vorher an meine Fersen heften. Aber sofern Sie meinen Zielen zustimmen und wenigstens etwas Gutes aus den jüngsten, furchtbaren Ereignissen hervorgehen soll, an denen Sie, ob es Ihnen gefällt oder nicht, beteiligt waren, dann lassen Sie mich meine Arbeit beenden. Danach habe ich vor, in den Ruhestand zu treten. Ich besitze ein Haus in Virginia. Sehr ruhig und abgelegen. Ich sitze dort gerne am Abend allein auf der Veranda und trinke einen Whisky, rauche manchmal eine Zigarre. Ich stelle mir vor, ich werde dort ein ruhiges Leben verbringen, allein und verfolgt von meiner teuflischen Schuld. Bis jemand beschließt, meinen Qualen durch eine Kugel ein Ende zu setzen.«
    »Ja«, sagte ich nach einer Weile. »Bis dahin.«

Kapitel
Dreiundreißig
    Danach trennten sich unsere Wege und wir sagten uns unter dem gleichgültigen, blauen Himmel vor der Greyhound-Busstation in Des Moines Lebewohl. Bis auf das Summen des Verkehrs vom nahe gelegenen Highway war die Gegend ruhig, fast schläfrig. Niemand war da, der uns zwischen dem rissigen Pflaster und den verbretterten Backsteingebäuden hätte bemerken können, wo das Unkraut im Rinnstein wuchs und die Bäume in einer leisen Brise schwankten, während das Laub schon seine Herbstfärbung annahm.
    Kanezaki hatte seinen Vorgesetzten eine Menge zu erklären, aber ich vermutete, er würde daraus eher gestärkt hervorgehen. Er wurde immer Respekt einflößender und ich konnte mich eines gewissen Stolzes angesichts seiner Entwicklung nicht erwehren. Er hatte sich bei der Schießerei am Getreidespeicher gut gehalten und mir mit seiner Entschlossenheit vielleicht das Leben gerettet. Auf jeden Fall war mir die unangenehme Aufgabe erspart geblieben, einen Sturmangriff auf den Typen hinter dem Lastwagen durchführen zu müssen. Ich sagte ihm, wie gut er seine Sache gemacht hatte und fragte, wie er sich fühlte.
    »Ein bisschen … schockiert«, sagte er. »Betäubt. Ich habe nicht wirklich nachgedacht. Erst wusste ich gar nicht, was los war. Ich wurde umgeworfen und dann stand ich wieder auf und habe ihn einfach … erschossen.«
    Ich lächelte. »Es heißt, ein guter Mann steht immer wieder auf.«
    Er sah ein wenig verlegen drein. »Ich weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll.«
    »Das ist bei jedem Menschen anders. In ein paar Tagen werden Sie sich vielleicht erschüttert fühlen. Oder Sie spüren gar nichts außer Befriedigung und Erleichterung, dass Sie ihn erwischt haben, bevor er Sie töten konnte. Wie auch immer, wenn Sie mit jemandem reden wollen, der sich mit diesen Dingen ein wenig auskennt, melden Sie sich, okay?«
    Er nickte. »Ich danke Ihnen.«
    »Und richten Sie Ihrer Schwester meinen Dank aus, dass sie uns aus dem Hotel in Washington herausgeschmuggelt hat. Sie war sehr beeindruckend.«
    »Mache ich«, sagte er. »Sie hat sich übrigens nach Ihnen erkundigt. Sie ist seit unserer Kindheit etwas ruhiger geworden und ich glaube, sie ist ganz glücklich, aber tief drinnen hat sie wohl noch immer eine Schwäche für böse Jungs.«
    Ich lachte. »Wie lautet eigentlich ihre Geschichte?«
    Er stieß die Luft aus. »Die ist lang. Ich erzähle sie Ihnen ein andermal.«
    Bei der Verabschiedung sorgte er dafür, dass jeder wusste, wie er ihn erreichen konnte, und ich las seine Gedanken. Er bildete sich ein, er hätte sich klammheimlich eine Sammlung eiskalter Killer zugelegt. Mit denen in der Hinterhand und seinen Geheimdienstquellen, wer weiß, wie weit er es noch bringen konnte?
    Ich erwog, ihn über seinen Irrtum aufzuklären. Aber dann fiel mir wieder ein, in wie viele Operationen er mich im Laufe der Jahre hineingezerrt hatte und beschloss, das Schicksal lieber nicht herauszufordern.
    Dox kehrte nach Bali zurück. Er wollte eine Zeit lang kürzer treten und sein unrecht Gut genießen.
    »Du wirst doch nicht Kei anrufen, oder?«, fragte ich ihn, als wir uns verabschiedeten.
    Ich dachte, er würde leugnen, überhaupt einen Gedanken daran verschwendet zu haben oder vielleicht mit einem Witz vom Thema ablenken. Stattdessen sagte er: »Sie war etwas Besonderes, Partner. Ganz ehrlich.
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