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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Autoren: Barry Eisler
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Aber nein, ich werde sie nicht anrufen. Das wäre verkehrt.«
    »Ja«, sagte ich voll Respekt für sein Bedauern und seine Resignation. »Das wäre es.«
    »Und du? Hast du vor, nach Virginia zu gehen und Horton die letzte Ehre zu erweisen?«
    »Vielleicht«, meinte ich.
    »Weil er uns in eine Falle locken wollte?«
    »Ja.«
    »Tja, weißt du, normalerweise würde ich in so einer Situation sagen, ja, klar, kümmern wir uns darum. Aber diesmal …«
    »Du denkst an seine Tochter?«
    Er nickte. »Ja, ich glaube, wir haben ihr schon genug Leid zugefügt. Der Gedanke, ihr den Daddy wegzunehmen, gefällt mir überhaupt nicht. Andererseits … ich weiß nicht. Es ist einfach so ein Gefühl, was soll’s? Wir haben einen guten Schnitt gemacht. Was, wenn es ihm Ernst damit ist, die Dinge mit den Händen an den Schalthebeln der Macht zu reparieren?«
    »Das wollte er uns einreden.«
    »Und wenn es stimmt?«
    Ich schwankte. »Larison könnte da seine eigenen Vorstellungen haben, weißt du.«
    »Um Larison soll Larison sich kümmern. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Außerdem glaube ich, er wird den alten Horton in Ruhe lassen.«
    Das erstaunte mich. »Warum?«
    »Nur so ein Gefühl. Er hat seine Diamanten wieder, oder? Ich glaube nicht, dass Rache für ihn noch Priorität hat, auch wenn ersich das selbst nie eingestehen würde.«
    »Wir werden es herausfinden.«
    »Werden wir. Du hast gute Arbeit geleistet, Mister Rain, als Chef unseres kleinen, verschworenen Haufens. Ich war nicht sicher, ob du das Zeug dazu hast.«
    Ich lachte. »Ich weiß nicht recht. Wie oft hätten wir uns beinahe gegenseitig das Gehirn rausgeblasen? Ohne dich wäre es einmal mit Sicherheit soweit gewesen.«
    »Tja, ich kann nicht leugnen, dass ich eine verteufelt gute Cleavon-Little-Imitation abgebe, wenn’s drauf ankommt. Aber sieh es doch einmal so: Mit einem anderen als dir als Anführer dieser Bande hätten wir uns nicht nur beinahe über den Haufen geschossen. Wir hätten es getan.«
    Ich fand, dass er mir zu viel Anerkennung zollte, aber ich äußerte mich nicht dazu.
    »Die Bescheidenheit in Person«, sagte er. »Okay, Zeit zu gehen. Versuch, mich nicht allzu sehr zu vermissen, ja?«
    »Ich gebe mir Mühe.«
    »Verdammt, und besuch mich in Bali. Jetzt, wo du wieder Single bist, kannst du dich auf meiner Insel erst so richtig amüsieren. Ich kenne die angesagtesten Plätze und die hübschesten Ladys. Es sei denn, du willst reumütig zu Delilah zurückkriechen.«
    Ich lachte, um meine Verwirrung zu überspielen, und sagte, dass ich ihn natürlich in Bali besuchen würde. Dessen immerhin war ich mir sicher.
    Der Abschied von Treven verlief etwas unbeholfen. Er war immer noch im aktiven Militärdienst und sagte nicht, wohin er fahren wollte. Ich hatte das Gefühl, dass die Armee nicht das Richtige für ihn war, aber der Ruhestand wohl auch nicht, nicht einmal mit fünfundzwanzig steuerfreien Millionen. Vielleicht war er jemand, der auf eine Organisation angewiesen war, die ihm Richtung gab, so wie ein Zug Gleise braucht.
    Ich fragte mich immer noch, aus Gründen, die ich nicht ganzartikulieren konnte, ob er bei dieser Operation nicht auf beiden Seiten gearbeitet hatte. Vielleicht lag es daran, dass er Horton nicht getötet hatte, als sich die Gelegenheit dazu bot. An seiner Begründung dafür war nichts auszusetzen gewesen, aber ich hegte den Verdacht, dass die Ursache für sein Zögern nicht wirklich rational war. Ich spürte da eine besondere Bindung zwischen ihm und Horton. Vielleicht hing das Gefühl auch nur damit zusammen, dass Treven so verzweifelt versuchte, sich an eine Struktur zu klammern, die er, wie ich vermutete, nötig hatte. Eine Struktur, die ihm immer Halt gegeben hatte, durch den Lauf der Ereignisse aber zunehmend erodiert war. Vielleicht hatte die Angst vor ihrem Verlust ihn Horton in die Arme getrieben, sodass er für beide Seiten spielte. Aber das war jetzt eigentlich gleichgültig. Ich gestand es mir ungern ein, aber ein Teil von mir wollte es lieber nicht so genau wissen. Sonst hätte ich deswegen vielleicht etwas unternehmen müssen. Es war leichter, die Sache ruhen zu lassen.
    Larison drückte sich ebenfalls nur skizzenhaft über seine nächsten Schritte aus und ich vermutete, dass er zu seinem Geliebten fuhr. Ich wünschte ihm, dass es funktionierte. Mein eigener Versuch zu einer Liebesbeziehung mit einer Zivilistin hatte damit geendet, dass selbige Zivilistin mich töten lassen wollte. Und sie war die Mutter meines
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