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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug
Autoren: Low Robert
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der Dichtkunst, der aus Blut und Honig gebraut war.
    Der kleine Eldgrim, der geduckt und stöhnend vor Schmerzen an Gesicht und Händen dabeisaß, gab mürrisch zu bedenken, dass wir schließlich im Begriff seien, in die Welt der Sagen einzudringen. Möglicherweise würden wir hier Hati finden, den Wolf, der dem Mond nachjagt, um ihn zu verschlingen, oder vielleicht sogar Nidhogg, den Drachen, der Leichen verschlingt.
    Der Wind frischte wieder auf und trug aus der Ferne einen leisen Donner zu uns herüber. Langsam wurde es heller. Der Wind heulte jetzt kräftiger durch die Balka und wir saßen am Feuer und beobachteten die blauweißen Blitze, die über den Himmel zuckten, und hörten
das Rumpeln der Räder von Thors Wagen, vor den Ziegen gespannt waren.
    Da trat Valknut zu uns, die Fackel in seiner Hand wurde vom Wind fast ausgeblasen. »Wir sind in das Grab von Attila vorgedrungen«, sagte er, »und Hild ist schon drinnen.«
     
    Alles geriet sofort in hektische Bewegung. Die Männer sprangen auf und strebten wild entschlossen in Richtung Tunnel. Doch Ketil Krähe trat ihnen entgegen und hielt sie auf. Er hielt ein ziemlich schartiges Schwert in der Hand und wippte leicht auf den Fußballen.
    Neben ihm tauchte Einar auf. »Es wird am besten sein, wenn erst einmal nur ein paar von uns hineingehen«, sagte er. Er ging langsam und leicht zur Seite gebeugt. Sein Gesicht schien geschrumpft zu sein und sah grünlich aus und seine Augen lagen so tief in ihren Höhlen, dass er schon wie ein Toter aussah. Der Verband auf seiner Seite war mit Blut getränkt. »Der Tunnel ist nicht sehr breit und auch nicht sicher. Ketil, ich, Illugi, Sig …« Er sah in die Runde. »Orm, du scheinst ebenfalls wieder bei Kräften zu sein, also kommst du auch mit. Der Rest bleibt hier.«
    »Macht die Wagen fertig, Jungs«, fügte Ketil grinsend hinzu. »In Kürze fördern wir hier ein Vermögen zutage.«
    Das besänftigte sie, aber dazu brauchte es auch nicht viel, denn auch wenn die Aussicht auf einen großen Silberschatz verlockend war, die Angst vor Nidhogg oder etwas noch Schlimmerem war größer. Ich sah, wie sie alle dachten, es sei das Beste, diese Gefahren jemand anderem zu überlassen. Beute machen konnte man hinterher immer noch.
    In der Morgendämmerung blitzte und donnerte es am
Horizont und ich ging geduckt in den Tunnel. Ich war der Letzte und kroch fast auf allen vieren, und meine verschiedenen Verletzungen machten sich unangenehm bemerkbar. Ich hatte nur mein Schwert mitgenommen. In einiger Entfernung vor mir kroch Einar, ich hörte ihn stöhnen und keuchen. Ganz vorn bemühten sich Ketil, Valknut und Illugi Godi, die Fackeln nicht zu dicht vor ihr Gesicht zu halten, wobei sie gleichzeitig vermeiden mussten, mit den Ellbogen die wackeligen Holzstreben des Tunnels einzureißen.
    Erde fiel mir in den Nacken, und als ich gegen die Decke stieß, rieselte mir ein kleiner Erdrutsch über den Handrücken. Etwas Hartes bohrte sich in mein Knie, es war Metall. Ich grub es aus, erkannte ein schwaches Glänzen, hielt es nahe an die Augen, es war Silber.
    Jetzt, wo ich genauer hinsah, entdeckte ich weitere Stücke altersschwarzen Metalls. Wir hatten uns geradewegs durch einen Wall aus Erde und silbernen Gegenständen gegraben.
    Ich kroch weiter und meine Hand landete in etwas Klebrigem, und als ich es näher untersuchte, roch ich frisches Blut. Einar, aus dessen Verband es tropfte wie aus einem lecken Fass, rutschte das letzte Stück durch den Tunnel und stand plötzlich aufrecht da.
    Ich folgte ihm auf allen vieren, dann stand auch ich auf. Das war sie – Attilas Grabkammer.
    Ich hatte keine Ahnung gehabt, was wir hier finden würden. Vielleicht hatte ich mir eine Höhle vorgestellt, mit Haufen von glitzerndem Silber, wie man es aus den Sagen kannte. Und hoffentlich ohne den lauernden Drachen.
    Doch dies war keine Höhle. Selbst im Schein der Fackeln, die Ketil, Sigtrygg und Illugi hochhielten, konnte
man sehen, dass Attilas Leute ganze Arbeit geleistet hatten.
    Das Grab hatte die Größe einer kleinen Stadt, diesen Eindruck vermittelte jedenfalls die hohe, gewölbte Decke. Der Boden war mit Steinen gepflastert. Die Decke, die eigentlich aus Erde hätte geformt sein müssen, sah man in der Dunkelheit als undeutliche Wölbung mit dicken Holzbalken, die in steinerne Pfeiler eingepasst waren und, obwohl verwittert, noch immer solide zu sein schienen.
    An einem Ende dieses gepflasterten Platzes stand ein riesiger Thron, ein großartiges
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