Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
Schrei und riss mich aus meinem Rausch. Mein Kittel war vollgestopft, meine Stiefel ebenfalls, in den Armen hielt ich eine große silberne Schüssel.
    »Brennendes Eis, beißende Flamme«, sagte Illugi. »So begann das Leben im Süden, in Muspelheim, wo es so hell brodelt und glänzt, dass kein Mensch es ansehen kann.«
    Im flackernden Fackelschein war es nicht verwunderlich, dass all dieses kalte Silber, in dem sich die Flammen spiegelten, ihn an Muspelheim erinnerten, das Land des schmelzenden Eises und der leuchtenden Feuer, wo das Leben entstanden war. Aber damals dachte ich, er habe den Verstand verloren.
    Wieder ertönte der Schrei, und dann sah ich Ketil, der von einem Berg Silber herabstürzte. Er war über und über mit Blut besudelt. Er fiel auf den Steinboden, versuchte aufzustehen, sank wieder zu Boden und versuchte, zum Ausgang zu kriechen.
    Valknut eilte zu ihm, aber Ketil war schon dabei, dieser Welt zu entgleiten. Sein Blut kam in immer schwächer pulsierenden Stößen und seine Eingeweide quollen aus einem Schnitt im Bauch, der von der Leiste bis unters Kinn reichte. Ich hörte wieder, wie er Hild gedroht hatte: Wenn du uns an der Nase herumführst, werde ich dich persönlich von einem Ende bis zum anderen aufschlitzen …
    Seine Augen waren voller Panik und er zitterte am ganzen
Leib, sein Mund bewegte sich stumm wie bei einem Fisch, bis auch das aufhörte und er starb.
    Ich stand auf, wobei ich Ringe und Becher und eine Gabel mit zwei Zinken verlor. Scheppernd ließ ich auch die große Schüssel fallen, und Valknut drehte sich blitzschnell um und sah suchend in die Dunkelheit.
    »Einar …?«, fragte ich, aber es blieb still.
    Ich ging zum Thron, auf dem er saß, wie der Jarl, der er immer gern gewesen wäre, umgeben von allem Reichtum der Welt. Er sah aus wie Schaum auf einer Welle, als ob ein Windhauch ihn wegblasen könnte.
    »Und, war es die Sache wert?«, fragte ich ihn. Er öffnete die eingesunkenen Augen und hob das blasse Gesicht. Eine schwarze Haarsträhne klebte wie eine Narbe an seiner schweißnassen Wange und sein Grinsen war so bleich wie der Halsring, den er als Würdenzeichen trug.
    Er grinste und berührte diesen dicken geflochtenen Silberreif, der jetzt ungleichmäßig und schartig war, weil er Stücke davon abgehackt und verschenkt hatte.
    »Das … musst du … selbst … herausfinden«, sagte er mit einem bösen Grinsen. »Der Halsring eines Jarl wiegt schwer.«
    Dieses Grinsen gab mir den Rest. Das hatte ich schon einmal gesehen, als er in Denghiziks Grab hinter Gunnar Raudi gestanden hatte.
    »Ehe du stirbst«, sagte ich, »habe ich noch eine Botschaft für dich.«
    Sein Kopf schwankte, als er ihn hob und mich ansah. Ich nahm Bjarnis Schwert und stieß zu, so fest ich konnte. Er klappte zusammen und keuchte.
    »Von Gunnar«, sagte ich, als ich in seine brechenden schwarzen Augen sah, »meinem Vater.«

    Dann ging ich wieder zu Illugi und Valknut, die bei der Leiche von Ketil standen. Valknut fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und sah erst mich, dann Illugi an. Dann holte er tief Luft, tat einen Schritt vor und starrte mit erhobenem Schwert in die Dunkelheit, aus der Ketil gekommen war. »Hier bin ich. Komm raus, wenn du glaubst, du bist mutig genug, um mit mir zu kämpfen. Ich bin Odins Auserwählter. Er soll mit mir tun, was er will, denn ich fürchte mich nicht zu sterben.«
    Ein unheimliches Gelächter war die Antwort, dann ein leises Rascheln, wie von Insektenflügeln, und dann löste sich ein Schatten aus der Dunkelheit und kam mit lautem Scheppern den Silberberg heruntergerutscht.
    »Freya«, sagte Illugi, und ihm blieb vor Ehrfurcht der Mund offen stehen. Ganz ehrlich, sie sah wirklich nicht aus wie Hild und hätte leicht Freya, die Schwester von Yngvi, sein können. Yngvi war der höchste unserer alten Götter, der Wanen. Freya, die Königin der Hexen, die Wandelbare, die Lehrerin dunkler Künste.
    »Hild …«, brachte ich heraus und sie drehte sich um, ihr Gesicht halb unter dem schwarzen Haar verborgen, die elegant geschwungene Klinge des Säbels in beiden Händen, das dunkle Kleid zerfetzt. Durch den Tunnel blies ein Windstoß in die Grabkammer und wehte ihr das Haar aus dem Gesicht.
    »Nicht … Hild«, sagte sie mit einer Stimme, die verloren klang. »Bei uns Wälsungen heiße ich Ildiko.«
    Ildiko, die Braut, die Attila geschickt worden war, der in seiner Hochzeitsnacht starb, und wie man sich erzählte, von ihrer Hand getötet, als Vergeltung für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher