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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug
Autoren: Low Robert
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die Zähne und griff danach. Hilfreiche Hände zogen mich hoch.
    Ich lag am Rand der Steppe, der auch hier wegbrach, also wurde ich noch ein Stück weiter gezerrt. Schließlich setzte ich mich auf, immer noch völlig erschöpft. Ich konnte kaum fassen, dass ich noch am Leben war, und so ging es allen.
    »Die anderen?«, fragte Kvasir.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Einar auch?«, sagte Sighvat.
    Ich nickte. Der schlammige See schwappte und gurgelte. Ich dachte an die, die darunterlagen und fragte mich, ob der Tunnel so dicht war, dass sich die Grabkammer nicht füllen würde … ich sah wieder Hilds offenen Mund und den Hass in ihren Augen.
    Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Niemand würde mehr da hineingehen. Die Schatzkammer war wieder verschlossen und sicher unter dem See verborgen, wie es
von denen beabsichtigt war, die Attila hierhergebracht hatten.
    Und dann musste ich lachen, bei dem Gedanken, wenn … irgendwann … jemand hierherkommen sollte und sich zu Attilas Thron durchgraben sollte, wenn die nächste Trockenperiode ihn wieder freigab, dann würden sie Einar statt Attila auf dem Thron vorfinden. Sie mussten denken, er sei der große König. Sie würden seinen Reichtum bewundern und sich fragen, wie er gestorben war.
    Das heißt, wenn sie Zeit dazu hätten. Denn ich war überzeugt, dass Hilds Geist dieses Grab noch lange heimsuchen würde, da sie ja nun das Runenschwert hatte.
    Ich jedenfalls wollte niemals dorthin zurückkehren.
    Die anderen wunderten sich, dass ich lachte. Ich stand auf, wobei ich vor Schmerzen zusammenzuckte, aber einen Augenblick stand ich aufrecht.
    »Na ja«, sagte der kleine Eldgrim und hielt die zerbeulte Silberschale hoch, in dessen Rand Vögel und Bienen und Früchte eingraviert waren. »Sieht so aus, als ob dies für heute der einzige Silberschatz bleibt.«
    »Nicht nur für heute«, stimmte Kvasir zu. Es klang fast erleichtert.
    Ich war versucht, etwas zu sagen. Aber ich hatte mein kleines Geheimnis und behielt es vorerst für mich.
    Der kleine Eldgrim drehte die Schale in den Händen, dann warf er ihn zurück in den See, als Opfergabe für die gequälten Geister von Einar und den anderen.
    Niemand protestierte.
    »Sigurds verfluchtes Silber«, murmelte Finn.
    »Ganz richtig«, pflichtete Eldgrim bei.
    Ich hoffte, nicht. Doch niemand verlangte, dass ich den Säbel auch zurückwarf, also sagte ich nichts.

    Sie hatten drei Ponys und einen Teil der Vorräte retten können. Es waren nur noch ein Dutzend Männer übrig. Wer schnell genug hatte rennen können, war entkommen. Alle anderen waren in den schlammigen Fluten ertrunken.
    Jetzt regnete es nicht mehr und wir machten ein Feuer. Ich sah zu, wie die Männer sich außer Hörweite um das Feuer scharten und etwas besprachen. Ich wusste nicht, worum es ging, und es interessierte mich auch nicht. Ich wollte nur schlafen.
    Am nächsten Morgen war ich gerade dabei, mit dem Finger die Runen auf der blanken Klinge des Säbels nachzuzeichnen – war es Ridill oder Hrotti? –, als Kvasir zu mir kam.
    »Schön sauber geworden, das Schlachtmesser«, knurrte er und berührte vorsichtig sein entzündetes Auge, aus dem jetzt grüner Eiter tropfte. Das Auge war blind geworden, das merkte man daran, dass er den Kopf schief hielt.
    Die anderen hatten ebenfalls Säbel, die sie den toten Kavalleristen abgenommen hatten, aber niemand konnte sich so recht damit anfreunden – eine Klinge, um Schweine abzustechen, zu leicht und zu spitz für Männer, die es gewohnt waren, mit einer schweren, zweischneidigen Klinge zu kämpfen. Keiner der Säbel war meinem ähnlich. Aber falls es jemandem aufgefallen war, so erwähnte er es nicht.
    Ich drehte den Säbel in dem milchigen Licht und stimmte ihm zu, dass er wirklich schön sauber war. Ich wusste aber, dass er sich von allen anderen Waffen, die wir erbeutet hatten, unterschied wie die Nacht vom Tage.
    Schließlich räusperte Kvasir sich und fragte: »Wir wollten fragen, ob du uns führen wirst, jetzt, wo Einar tot ist?«

    Das war es also, worüber sie sich am Abend beraten hatten. Ich sollte ihr Anführer werden, obwohl der Jüngste von ihnen mehr als zehn Jahre älter war als ich. Ich war Orm, der Töter des weißen Bären, der in Attilas Grab gewesen war und es überlebt hatte.
    Mir war fast übel angesichts der Verantwortung. Wir standen im beißenden Wind der öden Steppe und ich opferte einen Hasen auf einem Stein, wie ich es Illugi hatte tun sehen – vor langer Zeit, am Strand von Birka. Und
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