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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug
Autoren: Low Robert
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es war wirklich ein Opfer, denn es war schon schwer genug gewesen, das Tier zu fangen, aber noch schwerer war es, es nicht selbst zu essen.
    Dann sahen wir uns über den Rauch hinweg an, der durchdringend nach verbranntem Fell stank, nickten uns zu und sprachen gemeinsam die Worte.
    Wir schwören, dass wir einander Brüder sein wollen, Knochen, Blut und Stahl. Wir schwören auf Gungnir, Odins Speer. Möge Odin uns bis in die neun Reiche und darüber hinaus verfluchen, wenn wir diesen Schwur gegeneinander brechen.
    Ein Schwur, der schwer zu halten ist. Um ihn zu brechen, müsste ich jetzt in Konstantinopel zu einem Christus-Anhänger werden oder einen Dummen finden, der meinen Platz einnimmt — und wer könnte schon den Jarl ersetzen, ohne ihn zu töten?
    Aber ich war jung und traute mir zu, dem Allvater ins Auge zu spucken.
    Meine erste Probe als Jarl hatte ich zu bestehen, als Reiter über die Steppe auf uns zugeprescht kamen, gerade als wir uns mühsam zum Don schleppten. Es waren in Felle gekleidete, plattnasige und wild aussehende Kyptschaken-Hunde, und sie waren sehr vorsichtig, denn
Leute wie uns hatten sie noch nie gesehen – und das war unser Glück.
    Sie blieben außer Reichweite der Pfeile stehen und überlegten. Sie holten ihre Bogen hervor, legten aber nicht an und das gab mir Hoffnung.
    »Die könnten uns abschießen wie Schafe im Pferch«, sagte Kvasir mit gepresster Stimme und erhobenem Schild.
    »Aber das tun sie nicht«, sagte ich und deutete mit meinem spärlich beflaumten Kinn auf den Reiter, der sich von den anderen gelöst hatte und auf seinem mageren Pony mit erhobenen Händen auf uns zukam.
    »Sie wollen mit uns reden«, sagte Finn Rosskopf. »Vielleicht können wir sie so einschüchtern, dass sie uns ohne Kampf ziehen lassen.«
    Ich sah ihn an, er meinte es ernst. Ich sah die anderen an, diesen abgerissenen Haufen grimmig entschlossener Männer, die bereit waren zu kämpfen und zu sterben. Ich schüttelte den Kopf, halb aus Mitleid über ihre Dummheit, halb aus Sorge darum, was jetzt passieren würde.
    »Ich glaube, es gibt noch einen anderen Weg«, sagte ich und zog meine Stiefel aus, aus denen Ringgeld, Broschen und Münzen fielen, all das, was mich fast unter Wasser gezogen hätte, wenn der kleine Eldgrim mir nicht das Seil zugeworfen und mich herausgezogen hätte. Mein Geheimnis.
    Mit offenem Mund saßen sie da. Ich grinste sie an.
    »Wir handeln mit ihnen«, sagte ich.

EPİLOG
    Im Licht der schaukelnden Laterne, deren Rauch nach Fischöl stank und zum Glück vom Wind schnell weggetragen wurde, sah man nur ihre glänzenden Augen, als sie zusammengedrängt, um der Gischt zu entkommen, an einem Ende des Schiffes hockten.
    Diese Augen glühten wie Brandeisen, aber ich versuchte, sie zu ignorieren, und konzentrierte mich auf den griechischen Kapitän, den ich meinerseits anstarrte, bis er, unsicher geworden, seinen Männern barsch und mit lauter Stimme unnötige Befehle gab.
    Er hatte uns nur widerwillig an Bord genommen, dieser Kapitän, hin- und hergerissen zwischen Angst und Geldgier. Einerseits hatten wir ihn gut bezahlt und alle Waffen abgelegt – außer mir – und das hatte ihn beruhigt.
    Andererseits wusste er, wer wir waren. Er vermutete, wir seien Abtrünnige der Rus aus Sarkel und wir könnten versuchen, auch wenn wir nur mit Tischmessern bewaffnet wären, ihm sein Schiff abzunehmen.
    Finn hatte das auch vorgeschlagen und etwas dergleichen in mein Ohr gezischt, und jetzt warteten sie auf mein Signal, zusammengekauert und trübsinnig. Ich gab aber kein Signal, denn ich wollte mein Leben nicht für einen dreckigen kleinen Fischkutter aufs Spiel setzen, der nur für Küstengewässer taugte.
    Sarkel war gefallen, hatte der Kapitän uns erzählt und
auf unsere Reaktion gewartet. Keiner verzog eine Miene. Was bedeutete Sarkel uns jetzt? Wir hatten kein Schiff mehr und so viele von uns waren tot. Wir konnten keinen Fuß ins Land der Rus setzen, also war der einzig sichere Ort für uns die Große Stadt, wo wir allerdings auch keine Zukunft hatten.
    Nun ja, das war nicht ganz richtig und Kvasir sprach es für alle aus. Er setzte sich neben mich und der Wind spielte mit seinen fettigen Haarsträhnen. »Du hast recht, Händler«, brummte er. »Dies ist kein Schiff für uns.«
    »Genau«, pflichtete Finn ihm bei. »Was wir brauchen, ist eine solide Knarr. Oder eine von diesen griechischen Dromonen .«
    »Mit breitem Bauch«, fiel der klein Eldgrim ein und pulte den Grind von seinem Auge.
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