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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin
Autoren: Petra Schier
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doch nun wirklich ein offenes Geheimnis.» Er beugte sich vertraulich zu Elisabeth hinüber. «Johann von Manten ist unser guter Freund, doch keineswegs ein Engel. Seit dem Tode seiner Frau   …»
    «Mariana, die Gute, starb im Wochenbett», warf Hedwig ein.
    «Seit ihrem Tod», wiederholte Simon, «ist er ein Eigenbrötler geworden. Oder jedenfalls hat er zuweilen solche Anwandlungen.»
    «Und er führt ein zügelloses Leben?», schloss Elisabeth aus dem, was sie bisher gehört hatte.
    «Das ist keinesfalls Gott gefällig», kam es in belehrendem Tonfall von Bruder Georg, der die Unterhaltung bisher schweigend verfolgt hatte. «Von einem Ritter und Edelmann kann man anderes erwarten.»
    Hedwig räusperte sich verlegen.
    Simon zuckte mit den Schultern. «Es gibt zwar Gerüchte über diverse Liebschaften, aber er selbst spricht nicht darüber, was man ihm vielleicht zugutehalten muss. Da ist er jedenfalls diskreter als sein alter Herr   … Aber dies ist nicht für die Ohren einer zartbesaiteten Jungfer geeignet.» Er verzog die Lippen zu einem entschuldigenden Lächeln. «Lasst uns deshalb das Thema wechseln, liebe Elisabeth. Wie gefällt Euch denn Eure Schlafkammer? Hedwig hat sie selbst eingerichtet. Und wusstet Ihr, dass wir hier auf der Burg eine eigene kleine Kapelle besitzen? Sie befindet sich im ersten Obergeschoss gleich neben dem Treppenaufgang. Und zur Feier Eurer Ankunft lassen wir morgen früh eine Messe dort lesen. Vater Ambrosius kommt eigens dazu von Kempenich herauf.»

3.   KAPITEL
    Das leise, gleichmäßige Rauschen des Regens war das Erste, was Elisabeth am folgenden Morgen hörte, als sie erwachte. Sie blinzelte kurz, und als sie feststellte, dass es gerade erst hell wurde, schloss sie die Augen wieder und kuschelte sich tiefer in ihre mit Gänsedaunen gefüllte Decke. Jede kleine Bewegung ließ sie schmerzhaft ihre Muskeln spüren, deshalb beschloss sie, noch ein Weilchen liegen zu bleiben.
    Trotz des Regens war die Luft, die durch die geöffneten Fenster hereinwehte, nicht kühl, sondern noch immer angenehm sommerlich.
    Sie musste noch einmal eingenickt sein, denn als sie das nächste Mal erwachte, hörte sie leise Stimmen vor der Tür ihrer Kammer. Vermutlich waren Gertrud und Herzelinde, die sich den Schlafraum gegenüber teilten, bereits aufgestanden. Inzwischen war es ganz hell geworden. Der Regen hatte nachgelassen, und die Wolkendecke war an einigen wenigen Stellen aufgerissen.
    Voller Tatendrang setzte Elisabeth sich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Sofort machten sich ihre malträtierten Muskeln bemerkbar, und Elisabeth verzog vor Schmerz das Gesicht. Es gab kaum eine Stelle an ihrem Körper, die nicht wehtat. Stöhnend erhob sie sich und zog sich ein frisches ärmelloses Unterhemd über den Kopf. Gerade als sie aus einer der vielen Reisekisten ein schlichtesweißes Unterkleid und einen blauen Surcot herausgesucht hatte, klopfte es leise an der Tür. Leni, die junge dralle Magd mit den fuchsroten Haaren und den schweren Holzpantinen an den Füßen, steckte den Kopf herein.
    «Guten Morgen, Herrin. Braucht Ihr Hilfe? Mit den beiden anderen Jungfern wär ich jetzt fertig.» Sie sprach einen breiten bäurischen Dialekt.
    Elisabeth nickte und winkte sie zu sich. «Du kannst mir beim Ankleiden behilflich sein. Und dann bring mir bitte frisches Wasser herauf und nimm den Nachttopf mit. Wo befindet sich eigentlich der Abort?»
    «Draußen im Viehhof neben dem Misthaufen, Herrin», erklärte Leni und hielt ihr das Unterkleid hin, damit Elisabeth leichter hineinschlüpfen konnte. «Durch das Haupttor und dann rechts. Ihr müsst am Schweinestall vorbei und dann weiter hinters Hühnerhaus.»
    Elisabeth zog sich nun auch noch den Surcot über den Kopf und begann, die Verschnürungen zu schließen.
    «Ein feines Kleid habt Ihr da, Herrin.» Bewundernd betrachtete Leni den schimmernden blauen Stoff. «Braucht Ihr sonst noch was?»
    «Nein, danke, Leni.»
    Die Magd nickte, nahm den leeren Wasserkrug und den Nachttopf an sich und klapperte auf ihren hölzernen Schuhen die Treppe hinab.
    Elisabeth flocht ihre Haare zu einem langen Zopf, den sie geschickt zu einer Schnecke formte und am Hinterkopf feststeckte. Sie warf einen kurzen Blick in den polierten Silberspiegel, den sie von zu Hause mitgebracht hatte, rieb sich ein Körnchen Schlaf aus dem linken Augenwinkel undschnitt eine Grimasse. Dann versuchte sie sich an einem freundlichen Lächeln, trotz der Schmerzen. Sie war zu einer Dame
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